Einmütige Zustimmung: Ein Gutachterverfahren soll Ideen für die Nutzung des Postareals entwickeln. Quelle: Unbekannt

Die Landeshauptstadt will den Ortskern Untertürkheim stärken. Das größte Potenzial wird im Postareal gesehen, auf dem vielfältige Nutzungen angedacht sind. Sechs Planungsbüros sollen nun Ideen zur Neugestaltung einreichen. Der Siegerentwurf wird April 2019 gekürt.

Untertürkheim Einstimmig leiteten die Stadträte im Umweltausschuss gestern die nächste Etappe auf dem Weg zu einem attraktiveren Ortskern Untertürkheim ein: Sie stimmten dem Gutachterverfahren für das Postareal zu, knüpften dieses Votum aber an zwei Bedingungen. So versprach Städtebau-Bürgermeister Peter Pätzold, dass die Landeshauptstadt mit den Immobilienbesitzern Gespräche führen werde, „mit dem Ziel, die Grundstücke auch zu erwerben.“ Zudem bekräftigten die Stadträte ihren vor zwei Jahren gefällten Beschluss, die Cap-Märkte in Ober- und Untertürkheim erhalten zu wollen.

Bereits zu Beginn der Debatte stellte Pätzold eines klar: „Ziel des vorgeschlagenen Gutachterverfahrens ist es nicht, Untertürkheim aufzuwerten und im Gegenzug Obertürkheim zu schwächen. Wir wollen in beiden Stadtbezirken die Nahversorgung erhalten und die Ortskerne attraktiver machen.“ Hintergrund ist die Sorge, dass mit der geplanten Ansiedlung eines Discounters auf dem Postareal der Cap-Markt in Untertürkheim in seiner Existenz bedroht werde und mit der möglichen Schließung des Untertürkheimer Standortes auch der Obertürkheimer Markt gefährdet würde. Diese Gefahr haben die Stadträte aller Parteien durchaus vor Augen. „Allerdings bietet der Gutachterwettbewerb für Untertürkheim die Chance, dem Niedergang des Einzelhandels im Ortskern entgegenzutreten“, meinte CDU-Stadträtin Beate Bulle-Schmid. Im Wettbewerb werden sechs Planungsbüros beauftragt, Vorentwürfe für das Gebiet zwischen Leonhard-Schmidt-Platz und Kreisverkehr zu entwickeln. Entstehen soll ein inklusives Quartier mit Wohnungen, einem Lebensmittel- und einem Drogeriemarkt, einer Kita, der AOK-Geschäftsstelle, einem Ärztehaus, der Postfiliale, einem Boardinghaus sowie Wohnungen. Es muss sich in die Umgebung einpassen. „Wir müssen jetzt den Wettbewerb auf den Weg bringen und uns gleichzeitig Gedanken über ein stadtweites Konzept für die Cap-Märkte machen“, so Bulle-Schmid.

Ähnlich sieht es SPD-Fraktionschef Martin Körner. Aus seiner Erfahrung mit Gablenberg könnte die Aldi-Ansiedlung ein Quotenbringer für den Einzelhandel in Untertürkheim werden. Man müsse dann aber die Existenz der Cap-Märkte sichern, mahnte er. Auch Björn Peterhoff von den Grünen begrüßt das Gutachterverfahren. Die Entwürfe könnten zur Verkehrsberuhigung sowie zu mehr Aufenthaltsqualität führen und den Ort damit aufwerten. Allerdings müsse man nach Ende des Verfahrens darüber nachdenken, ob die SWSG das Quartier entwickeln könne. Das wünscht sich auch Christoph Ozasek von SÖS-Linke-Plus. Die Stadt dürfe nicht in Abhängigkeit eines Investors – gemeint ist Aldi – geraten. Das von der Stadt in Auftrag gegebene Marktverträglichkeitsgutachten habe deutlich gemacht, dass ein Aldi-Markt die Existenz des Cap-Markts bedrohen würde.

„Wenn der Cap-Markt sein Sortiment nicht ändert, wäre die Eröffnung einer Aldi-Filiale das Todesurteil für das Integrationsunternehmen“, prognostiziert der Behindertenbeauftragte Walter Tattermusch. Deswegen müsse man gemeinsam mit den Cap-Markt-Verantwortlichen überlegen, wie das Unternehmen trotz Aldi gesichert werden kann. Er sei optimistisch, dass dies gelingen könne. „Nach Bekanntgabe der Wettbewerbsergebnisse werden wir uns überlegen, welche Auswirkung dies für Ober- und Untertürkheim haben wird. Bis dahin haben wir die Gespräche mit den Eigentümern geführt. Der Gemeinderat kann dann auf Grundlage der Ergebnisse eine Entscheidung über den Bebauungsplan treffen“, verspricht Pätzold.