Ein Team von ehrenamtlichen aus allen Kirchengemeinden übernimmt den Öffnungs- und Schließdienst der Wärmestube in der Wangener Kelter. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

(mk) - Sie ist einzigartig in Stuttgart: die Wangener Wärmestube. Der Raum in der Kelter ist seit 36 Jahren ein Treffpunkt für Menschen ohne richtiges Zuhause, ein Ort des Austausches und Miteinanders. Ermöglicht wird dies durch Ehrenamtliche, die sich um die Wärmestube und deren Besucher kümmern. Gestern berieten die Stadträte über die Finanzierung der geringen Betreuungs- und Verwaltungskosten.

Als Wangens Kelter saniert und erweitert wurde, gab es keine große Diskussion: Auch in der modernisierten Kelter muss es ein Räumchen für jene Mitmenschen geben, die kein gemütliches Zuhause haben oder sonst auf der Straße leben würden. Sie können sich in der Wärmestube treffen. Die Einrichtung hat eine lange Geschichte. In den Nachkriegsjahren hatte die Stadt Vertriebenen, die in schlecht beheizten Unterkünften lebten, eine warme Stube zur Verfügung gestellt. Dort wurde gemeinsam geplaudert, gestrickt und gespielt. In den sechziger Jahren nutzten Männer, die auf der Straße lebten, die Stube. Als die Stadt 1981 den Raum schließen wollte, regte sich Widerstand. Der Bezirksbeirat forderte den Fortbestand. Die Stadt willigte unter der Bedingung ein, dass sie von der Betreuung entbunden wird. Daraufhin übernahmen drei Kirchengemeinden - die evangelische, die evangelisch-methodistische und die katholische - die Verantwortung. Seitdem teilen sich Ehrenamtliche der Gemeinden den Schließdienst. „Morgens öffnen wir die Stube, schließen sie am Abend wieder, schauen auch tagsüber immer wieder vorbei, suchen den Kontakt zu den Besuchern“, erzählen sie. Die Ehrenamtlichen wechseln sich ab. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher schwanke. Sieben bis zehn Stammbesucher sowie - vor allem in den Wintermonaten- weitere Menschen, darunter auch Familien, verweilen in dem Raum.

„Für sie ist die Wärmestube Wohnzimmerersatz. Sie gehören zu unserem Stadtbezirk“, sagt Bezirksvorsteherin Beate Dietrich. Jahrelang kümmerte sich Dorothea Kautter mit großem Engagement um Hilfe in allen Lebensfragen. Seit ihrem Weggang ist die Stelle der Sozialarbeiterin vakant. Die Ehrenamtlichen und Dietrich haben deswegen Kontakt zur Ambulanten Hilfe aufgenommen. Ein Team des gemeinnützigen Vereins betreut das wenige Meter von der Kelter entfernte „Sozialhotel plus“ im ehemaligen Gasthaus Rössle. „Das Team hat auch die Betreuung der Wärmestube übernommen“, sagt Dietrich. In der gestrigen Sitzung des Gemeinderates ging es nun um die Finanzierung des neuen Betreuungspakets inklusive sonstiger Nebenkosten. „Die Finanzierung ist jetzt als Gemeinwesen Kelter gesichert“, freut sich Dietrich über die neue Lösung.