Die Stadt kann das Vorkaufsrecht für das Kälte-Fischer-Areal nicht nutzen. Ein Lärmgutachten verhindert die Ansiedlung einer neuen Feuerwache. Foto: Kuhn - Kuhn

Die Freiwillige Feuerwehr hoffte, auf dem Kälte-Fischer-Areal ein neues Feuerwehrhaus bauen zu können. Ein Lärmgutachten verhindert dies. Grenzwerte in bewohnten Gebieten würde offenbar überschritten werden.

UntertürkheimDie Enttäuschung unter den Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Untertürkheim ist groß. Die Feuerwehrverantwortlichen sind seit Jahren auf der Suche nach einem neuen Standort. Durch den Wegzug der Firma Kälte Fischer hatte sich die Chance aufgetan, auf das Gelände an der Augsburger Straße 289 zu wechseln. Die Stadt hätte das Areal erwerben können. Stadtplaner hatten bereits Konzepte für das Gelände entwickelt. Während ihrer Hauptversammlung platzten nun die Träume der Feuerwehrmänner und -frauen: Das Kälte-Fischer-Gelände stehe für die Feuerwehr nicht zur Verfügung, musste Branddirektor Frank Knödler eingestehen. Die Stadtverwaltung steckt in der Klemme. „Wir hätten das Vorkaufsrecht nur ausüben können, wenn das Ziel der Stadterneuerung, dort Wohnraum anzusiedeln, gefährdet wäre“, erklärt Finanzbürgermeister Michael Föll. Dem ist nicht so. Der Investor wolle Wohnraum und vielleicht eine Kita schaffen. Noch gravierender: In einer Ausschusssitzung wurde ein Gutachten als ein gewichtiger Grund für die Ablehnung genannt. Jeder neue Standort müsse die Richtlinien TA Lärm einhalten. In der Nachbarschaft des Fischer-Areals befinden sich Wohnhäuser. Die Gutachter prognostizieren: Der Betrieb der Feuerwehr würde die strengen Lärmrichtwerte überschreiten. „Wir kennen die Problematik von der Suche nach einem Standort in Münster“, sagt Knödler.

Dort wurde nach langen Debatten eine Alternative gefunden. „Untertürkheim gehört wie Münster mit mehr als hundert Einsätzen pro Jahr zu unseren starken Feuerwehrabteilungen. Der Standort in der Hindelanger Straße entspricht nicht mehr den DIN-Normen“, weiß Knödler. Die Gäste der Hauptversammlung konnten sich einen Eindruck verschaffen: Es geht sehr beengt zu in der ehemaligen Gemeindekelter. Die Kleiderschränke befinden sich neben Euro-3-Dieselfahrzeugen, nach Geschlechter getrennte Umkleidekabinen fehlen, für 45 Feuerwehrangehörige gibt es nur eine Dusche. „Wenn’s brennt, fehlen unseren Kameraden Parkplätze, um ihre Autos abzustellen und wir haben in der Hindelanger Straße wegen der Falschparker oft Probleme mit unseren Einsatzfahrzeugen zügig und unfallfrei auszurücken“, sagt Kommandant Holger Kamm.

Nur eine Neuplanung an einem anderen Standort hilft. Die Untertürkheimer setzten alle Hebel in Bewegung, als sie vom Umzug der Firma Kälte Fischer erfuhren. Das wachsende Unternehmen zieht mit seiner Hauptverwaltung nach Kernen-Rommelshausen. Dort hat es ein Grundstück erworben. Wegen des Verkaufs der Immobilie stand das Unternehmen auch in Kontakt mit dem Stadtplanungsamt. „Das Areal hat Entwicklungspotenzial“, meinte Stadtplaner Arnold Maiwald vor einem Jahr. Nach dem Rundgang mit Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer im September stiegen die Erwartungen der Feuerwehr-Verantwortlichen. Umso schockierter nahmen sie die Ablehnung zur Kenntnis. Sie fühlen sich im Stich gelassen. Zumal das Gutachten offensichtlich seit Herbst bekannt sei.

„Das Liegenschaftsamt hat jetzt die Aufgabe, nach einem neuen Standort zu suchen“, berichtet Knödler. Allerdings werde es schwer. Er kennt den Stadtbezirk. Flächen, die sich eignen und die Lärm-Richtlinien einhalten, sind rar. Beim CDU-Neujahrsempfang war das Gelände der zum Polizeiposten degradierten Außenstelle des Reviers Ostendstraße ein Thema. Auch im Bereich der Hafenbahnstraße oder auf dem alten Güterbahnhof-Gelände bestünden vielleicht Möglichkeiten. Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel stimmt mit Knödler überein: „Die Untertürkheimer Feuerwehrmänner und -frauen müssen raus aus der Enge.“