Die meisten Grundstücke auf der Hohen Halde liegen brach. Die Stadt will das Gebiet für Spaziergänger und Wengerter attraktiver machen. Foto: Mathias Kuhn - Mathias Kuhn

Zwischen Rohracker und Frauenkopf liegt die Hohe Halde. Viele der Grundstücke in den Weinbergen liegen brach. Das will die Stadt nun ändern.

RohrackerZwischen Rohracker und Frauenkopf liegt die Hohe Halde. Der Weinberghang erstreckt sich unterhalb der Häuser in der Rosengartenstraße in Frauenkopf bis zur Jaiserklinge am Rand von Rohracker. Der überwiegende Teil der Steillagen liegt brach, wird von Sträuchern und Büschen überwuchert. Das soll sich jetzt ändern. Um das Gebiet Spaziergängern zugänglich und für Wengerter attraktiver zu machen, will die Stadtverwaltung die Hohe Halde wieder aufbauen. Unter anderem sollen Verbindungen zwischen den Wegen die Weinberge und die Jaißerklinge wieder erlebbar machen. Um die Aufenthaltsqualität zu steigern, sehen die städtischen Pläne auch Bänke sowie einen Trinkbrunnen vor. Zudem sind Aussichtsterrassen in den Weinbergen geplant.

Auch der Weinbau soll reaktiviert werden: „Die Trockenmauern werden unter Berücksichtigung der historischen Grundlagen wieder hergestellt“, sagt Ulrike Schuler vom Stadtplanungsamt. Um den Wengertern die Arbeit zu erleichtern, will die Verwaltung ein Zugseilsystem installieren. So sollen Weintrauben einfacher aus den Steillagen abtransportiert werden können.

Weil sich auf der Hohen Halde viele Tierarten wie Salamander, Schlingnattern und verschiedene Vogelarten leben, hat die Stadt zunächst ein Artenschutzgutachten erstellen lassen und anschließend mit den Planungen begonnen. Insgesamt würden Natur-, Arten- und Landschaftsschutz höher bewertet, als betriebswirtschaftliche Interessen, sagt Schuler.

Den Wiederaufbau der Hohen Halde beschreibt Markus Wegst von der Weingärtnergenossenschaft Rohracker als „Herzensangelegenheit“. Es sei wichtig, das Gebiet wieder zu aktivieren. Habe es doch in den vergangenen Jahrzehnten großen Sanierungsstau gegeben. Langfristig sei es auch möglich, die Hohe Halde wieder zu bewirtschaften.

Anders sieht das Thomas Willig. Der Biologe ist Pächter eines der Grundstücke auf der Hohen Halde und hat hinsichtlich der ökologischen Gesichtspunkte Bedenken. Zum Beispiel gefährden aus seiner Sicht Verkehr oder auch Spaziergänger die Population der Salamander. Gleiches gelte für die Schlingnattern. „Die Stadt hält die Vorgaben zum Artenschutz ein“, sagt Bezirksvorsteher Kai Freier. Kritisch sind laut Willig auch die Besitzverhältnisse im Bereich Hohe Halde: Von den 2,5 Hektar Fläche gehöre der Stadt nicht einmal ein Drittel, den Großteil der Grundstücke sei Eigentum von Privatpersonen. Gleiches gelte für die Wegerechte. „Seit sieben Jahren plant die Stadt ein Projekt, ohne die Flächen zu besitzen“, sagt er.

Prinzipiell sei das „Erlebbarmachen von Natur wunderbar“. Allerdings werde es immer so dargestellt, als wäre Weinbau automatisch Naturschutz. „Weinbau ist aber eine Landwirtschaftsform“, sagt Willig. Die Schlingnatter zum Beispiel käme nur noch an sehr wenigen Stellen in Stuttgart vor. Auf der Hohen Halde hätten sich die Tiere genau deshalb angesiedelt, weil eben keine Bewirtschaftung stattfinde. Aus Sicht des Biologen wäre das Geld für den Wiederaufbau des Gebiets an anderer Stelle besser investiert. Die bisher veranschlagten Kosten inklusive der Erschließung der unteren Wege wurden vom Tiefbauamt auf etwa 2,2 Millionen Euro beziffert. Die Finanzierung der Maßnahmen könne aber nicht aus dem regulären Förderprogramm für Steillagen, das zum Beispiel zur Sanierung von Trockenmauern eingesetzt wird, getragen werden, sagt Freier. Daher müsse der Gemeinderat separate Mittel bereitstellen. Um das Vorhaben bald in die Tat umsetzen zu können, fordern die Bezirksbeiräte die Verwaltung auf, die Pläne weiter aufzuarbeiten und das Konzept voranzutreiben. Die Kosten für die bisherige Planung und das Artenschutzgutachten wurden indes aus dem bestehenden Förderprogramm finanziert.