Ein Freudensprung ins kühle Nass: Das wärmste Jahr seit 1951 und 2100 Sonnenstunden lockten Gäste in die Freibäder. Foto: dpa - dpa

So warm war wir 2018 noch kein Jahr – zumindest seit 1951. Seitdem zeichnen die Meteorologen in Stuttgart Wetterdaten auf. 2018 war zu auch trocken, aber sintflutartige Wolkenbrüche verursachten auch Überschwemmungen.

UntertürkheimWas das Wetter anbelangt, war das vergangene Jahr der Hit: Mit einem Jahresdurchschnitt von 12,1 Grad Celsius setzte sich das Jahr 2018 an die Spitze der Allzeit-Rangliste. „Wir haben das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn der meteorologischen Daten im Jahr 1951 erlebt“, sagt Andreas Pfaffenzeller vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Um das Ausnahmejahr besser einordnen zu können, führt der Wetterkundler den langjährigen Mittelwert als Vergleich heran. Im Durchschnitt brachten es die vergangenen Jahre auf 9,5 Grad Celsius, also beachtliche 2,6 Grad Celsius weniger als das Rekordjahr 2018. „Den bisherigen Rekord hielt 2014 mit 11,8 Grad Celsius. Den heißesten Tag erlebten die Stuttgarter am 31. Juli. Das Thermometer stieg vielerorts deutlich über 40 Grad. Im Durchschnitt registrierten die Wetterkundler auf dem Schnarrenberg am letzten Julitag 35,1 Grad Celsius.

Die Stuttgarter litten oder genossen die hochsommerlichen Temperaturen und die heißen Nächte. Gelegenheiten hatten sie genug. Die Meteorologen zählten 95 Sommertage, also Tage mit mehr als 25 Grad Celsius. An 29 Hitzetagen schoß das Thermometer sogar über 30 Grad Celsius hinaus. Damit verliert das bisherige Jahrhundertjahr 2003 eigentlich seinen Spitzenstatus. 2003 brachte es nämlich „nur“ auf 93 Sommer- und 28 Hitzetage.

Die Sonne trug dabei entscheidend zum Hitzerekord bei. Mit 2100,9 Sonnenstunden nahm es Stuttgart mit manchem Urlaubsparadies im Süden auf. Insgesamt belegt das Jahr 2018 damit den dritten Platz seit 1951. „Mit zum Platz auf dem Siegertreppchen beigetragen haben vor allem ein sonnenreicher Herbst, aber auch ein Frühling mit wenig trüben Tagen“, sagt Pfaffenzeller.

Doch wo die Sonne oft scheint, gibt es auch Schattenseiten. Die Freibäder meldeten zwar Besucherrekorde, vor Eisdielen bildeten sich Warteschlangen und Ventilatoren waren oft ausverkauft. Aber es fehlte an Wasser von oben. Die Dürre machte den Landwirten zu schaffen. Für Getreide, Kartoffeln, manche Gemüsesorten und Salate war der Sommer keineswegs super. „Bereits im Frühjahr hatten wir Monate mit deutlich zu wenig Niederschlag“, sagt Pfaffenzeller. Der frühe Niederschlagsmangel konnte in den Folgemonaten nicht mehr aufgeholt werden. „Insgesamt kamen wir 2018 auf 522,1 Liter pro Quadratmeter, das sind 77,8 Prozent eines Durchschnittsjahres. Der August brachte es mit 31,4 Liter sogar auf nur 41,3 Prozent des Durchschnitts. Doch es war nicht immer trocken. Perioden ohne einen Tropfen vom Himmel wechselten mit Stunden, an denen sich die Himmelspforten öffneten und sintflutartige Regenschauer brachten – wie am 7. Juni: Binnen weniger Stunden fielen am Schnarrenbeg und in der Umgebung 58,2 Liter Regen. Der Wolkenbruch führte zu überschwemmten Kellern und Straßen, die Feuerwehren waren im Dauereinsatz. Und er hat auch die Wetterbilanz geschönt. 58,2 Liter Niederschläge machen nämlich knapp ein Drittel der Niederschläge des Sommers und mehr als ein Zehntel des gesamten Jahresniederschlags aus.

Und auch für die kommenden Tage ist keine Trendwende in Sicht. Der Dezember war bereits 3,0 Grad Celsius zu warm, allerdings mit 35,3 Sonnenstunden auch zu trüb. „In den kommenden Tagen wird es zwar wieder einige Grad kälter werden, aber auf eine geschlossene Schneedecke werden die Bürger im Stuttgarter Talkessel noch einige Tage warten müssen“, prognostiziert Pfaffenzeller.