In der Bürgerbeteiligung zum städtebaulichen Rahmenplan tauchte immer wieder der Wunsch auf, den Kelterplatz aufzuwerten und als Einstieg für Wanderwege zu nutzen. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Die Bezirksbeiräte erlebten in ihrer Sitzung ein Wechselbad der Gefühle. Zuerst Begeisterung, dann Ernüchterung. Mit Freude vernahmen sie das Ergebnis der Bürgerbeteiligung zum städtebaulichen Rahmenplan. Projektleiterin Dörte Meinerling hatte die vielen Bürgerideen in zehn Vorhaben zusammengefasst. Startschuss für den Masterplan? Stadtplaner Arnold Maiwald bremste. Zuerst müssten noch Gutachten zu Einzelprojekten erstellt werden. Die Bezirksbeiräte wollen nicht warten. Sie fordern einen Stadtteilentwicklungsfonds für kurzfristige Maßnahmen.

Mit Spannung hatten die Bezirksbeiräte den Bericht von Dörte Meinerling von planbar³ erwartet. Seit Dezember hatte das Stuttgarter Planungsbüro in mehreren Runden Bürgerinnen und Bürger am städtebaulichen Rahmenplan beteiligt. Etwa 240 Bewohner engagierten sich mit Vorschlägen, Visionen und Diskussionsbeiträgen. Die vielfältigen Ideen haben Meinerling und ihre Kolleginnen in vier Themenbereiche unterteilt und auf Stadtkarten anschaulich aufgezeichnet. Die drängendste Herausforderung für die meisten Anwohner ist die Verkehrssituation. „Eine Verkehrsberuhigung, und dass alle Verkehrsteilnehmer im Ortskern gleichberechtigt berücksichtigt werden, ist der Wunsch aller“, so Meinerling. Die Bandbreite der Vorschläge variiert dabei von autofreier Zone, über Shared Space bis zu mehr Parkplätzen für Autos.

Zudem haben die Bürger - junge wie ältere Untertürkheimer - drei Plätze herausgegriffen, die dringend umgestaltet werden sollten: den Karl-Benz-Platz, wobei mehrere Bürger die Verlegung der Stadtbahnendhaltestelle der U 4 auf die Trasse der Linie U 13 mit Endpunkt an der Haltestelle Schlotterbeckstraße vorschlagen. Überhaupt müsse der Karl-Benz-Platz besser ans Neckarufer und über einen attraktiven Durchgang an den Ortskern angeschlossen werden.

Als den Treffpunkt im Ortskern sehen die Untertürkheimer den Leonhard-Schmidt-Platz an. Durch einen möglichen Kauf des Bahnhofgebäudes und die Umgestaltung auf dem Postareal könnte der Bahnhofsbereich attraktiver gestaltet werden.

Als dritter Ort liegt den Untertürkheimern der Kelterplatz am Herzen. Er soll auch als Ausgangspunkt für eine Weinbergwanderung aufgebaut werden. „Dazu müssten die Zugänge in die Weinberge attraktiver gestaltet werden. Auch ein Konzept für einen Weinerlebnispfad gibt es“, so Meinerling. Wichtig war den Teilnehmern dabei noch, dass das eigentlich malerische Ortsbild erhalten bleibt. Die gesamten Vorschläge fasste das Planbar-team in zehn Vorhaben zusammen, die so Meinerling mit dem Masterplan „mehr oder weniger schnell realisiert werden“ könnten. Immerhin sollten, so die Vorstellung von OB Fritz Kuhn vor etwas mehr als einem Jahr, zu den Beratungen für den Haushalt 2018/19 erste Projekte zur Finanzierung vorgeschlagen werden. Doch Stadtplaner Arnold Maiwald bremste: „Es fehlen noch die konkreten Ergebnisse aus den Stadtteilen und als erstes muss ein Verkehrskonzept erstellt werden.“ Deswegen will das Stadtplanungsamt „eine „Zwischenebene einschieben“ und Gutachten und Wettbewerbe, zum Beispiel für den Karl-Benz-Platz, in Auftrag geben. Dafür sollen die Stadträte 500 000 Euro locker machen. Den Bezirksbeiräten wurde klar: Frühestens zum nächsten Doppelhaushalt und damit Mitte 2020 würden sichtbare Maßnahmen ergriffen. „Das können wir und die Stadt den Bürgern, die sich so engagiert haben, nicht vermitteln“, meinten Redner aller Fraktionen. Sie sehen die Notwendigkeit der Gutachten, fordern aber gleichzeitig einen Masterplan-Fonds - für die Innenstadtbezirke gibt es eine Stadtentwicklungspauschale - aus dessen Mittel kleine, kurzfristig machbare Schritte 2018/19 finanziert werden.