Quelle: Unbekannt

Die erste Stuttgarter Weinversteigerung im Gewölbekeller des Collegium Wirtemberg war ein Erfolg. Über 100 Raritäten kamen unter dem Hammer. Die Hälfte des Erlöses erhält die Nachsorgeklinik Tannheim.

UhlbachDie begehrtesten Plätze kurz vor Beginn der ersten Stuttgarter Weinversteigerung waren am Donnerstagabend am Kopfende des Gewölbekellers des Collegiums Wirtemberg. Dort hatten Auktionator Rolf Lorenz und das Team um Anja Schäfer vom Collegium Wirtemberg ein langes Podium aufgebaut – ein Traum für Weinliebhaber, ein Catwalk für mehr als hundert ganz besondere Flaschen: Raritäten aus Jahrgängen von 1933 bis 2016, vinologische Schätze aus Spanien, Frankreich, Italien, Chile und Deutschland, mächtige Sechs- und 1,5-Liter-Magnumflaschen neben schmalen Eiswein-Fläschen, angestaubte neben Weinen mit von Künstlern gestalteten Etiketten und vor allem: in Ruhe gereifte Spitzenprodukte von Weinmachern, deren Namen den Weinfans unter den Auktionsgästen das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. „Einmal einem Château Lafite-Rothschild, einem Château Latour oder einem Barolo Monforte d’Alba nahe sein, ist ein bewegender Moment“, schwärmte ein junger Weinfreund wenige Minuten vor Auktionsbeginn.

Die Idee zur ersten Weinversteigerung hatte Rolf Lorenz. Im Rahmen der Kulturwoche des Collegiums Wirtemberg stellt der Künstler gerade seine Kunstwerke im Gewölbekeller aus. Als Weinliebhaber und -kenner hat Lorenz beste Kontakte zu Weinerzeugern und renommierten Gastronomen, die ihre Schatzkeller für die Uhlbacher Auktion öffneten. „Uns ist es wichtig, dass wir das Augenmerk der Kunden einmal auf gereifte Weine lenken. Wir wollen sie dafür sensibilisieren, dass es sich lohnt, gute Weine auch einmal ein paar Jahre im Keller ruhen zu lassen“, erklärte Collegiums-Geschäftsführer Martin Kurrle. Die meisten der rund 70 Auktionsteilnehmer haben dies bereits verinnerlicht. Sie hatten im Vorfeld die Auktionsliste durchgeschaut und sich Anmerkungen an den Rand geschrieben. „Wir wollen uns aber nicht in die Karten schauen lassen“, meinte Rainer Vögele, der einstige Messechef, kurz vor Beginn lachend.

Wegen des „schlechten Wetters“ startete Auktionator Lorenz gegen 19.35 Uhr mit spanischen Preziosen. Die Mauro-Magnum-Flasche aus dem Jahr 2002 kam für 90 Euro, der chilenische „Purple Angel“ aus dem Jahr 2003 für 35 Euro unter dem Hammer. Ein heftiges Bietergefecht entwickelte sich – sehr zur Freude des Auktionators – beim 2010er-Riesling Dezemberbörse des Weinguts Wöhrwag. Vom Anfangswert 50 Euro steigerten sich mehrere Bieter bis auf 110 Euro. Beim Château Latour von 1988 erhielt ein Bieter den Zuschlag erst bei 250 Euro, und spannend wurde es beim ältesten Wein, einem Hospice de Beaune aus dem Jahr 1933. „Der Verkäufer hat ihn mit einem Wert von 6000 Euro angegeben“, erzählte Lorenz. Letztendlich ergatterte ihn Jure Rübel von Schweizers Restaurant für unter hundert Euro. „Ich glaube kaum, dass er noch gut genießbar ist. Aber vielleicht freut sich einmal ein Jubilar über ein Geschenk,“ meinte der Weinkenner. Zudem diene die Versteigerung ja einem guten Zweck. 50 Prozent der Verkaufserlöse fließen der Kinder- und Jugend-Nachsorgeklinik Tannheim zu. „Noch steht die genaue Spendensumme nicht fest, weil einige Einreicher den gesamten Betrag spenden. Aber sie dürfte bei etwa 2800 Euro liegen“, sagt Anja Schäfer. Zum angenehmen Abend beigetragen, haben auch das Buffet aus dem FrischeParadies und die vergleichsweise jungen, aber vorzüglichen Weine des Collegiums Wirtemberg.