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Die am Dienstagabend oberhalb der Gaisburger Brücke geborgene Wasserleiche aus dem Neckar ist identifiziert. Bei der Toten handelt es sich um die seit 27. September vermisste Brigitte H. aus Obertürkheim. Die Leiche der 72-Jährigen wies massive Verstümmelungen auf. Die Identifikation war nur noch durch einen DNA-Abgleich möglich. Die Polizei geht daher von einem Tötungsdelikt aus.


Von Alexander Müller
Noch konnte die genaue Todesursache nicht definitiv festgestellt werden, „die Ermittlungen dauern weiter an“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Zu groß waren die Verstümmelungen an der Leiche. Über die Art und Weise will die Polizei aus ermittlungstechnischen Gründen keine Angaben machen, „aber die Verletzungen rühren nicht von einer Schiffsschraube her“, betont Tomaszweski. Vielmehr seien diese unmittelbar dem Täter zuzuschreiben.
Die Leiche wurde am Dienstagabend gegen 18.10 Uhr von Zeugen auf dem Neckar unmittelbar oberhalb der Gaisburger Brücke entdeckt. Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Wasserschutzpolizei hatten die Tote schließlich aus dem Wasser geborgen (wir berichteten).
Die genauen Hintergründe der Tat sind derzeit noch völlig ungewiss. Die Polizei geht jedoch von einem mutmaßlichen Tötungsdelikt aus. Ob es sich dabei um Mord oder Totschlag handeln könnte, müssten die Ermittlungen zeigen. Hinweise auf einen Raub oder auch ein Sexualdelikt schließt die Polizei derzeit nicht aus. Auch wie lange die Leiche bereits im Wasser lag, könne man nicht exakt sagen, „aber sicher nicht erst wenige Stunden“, sagt Tomaszewski.
Sonderkommission „Ruder“
Mit Hilfe eines DNA-Abgleichs konnte zumindest die Identität der Toten geklärt werden. Dafür wurden die Daten mit den als vermisst gemeldeten Personen in der Region Stuttgart verglichen. Wie die Polizei gestern mitteilte, handelt es sich um die 72-jährige Brigitte H. aus Obertürkheim. Die Frau mit den weißen, glatten Haaren hatte ein Angehöriger am 10. Oktober als vermisst gemeldet. Damals war die 72-Jährige aber bereits seit zwei Wochen verschwunden. Lebend wurde Brigitte H. zum letzten Mal am 26. September gesehen. Offiziell war sie in Plieningen zu Hause, wohnte aber zuletzt zumeist bei ihrem Lebensgefährten in Obertürkheim. Von dort aus pendelte sie auch nach Degerloch, wo sie noch wenige Stunden im Monat arbeitete. Mutmaßungen hinsichtlich einer Beziehungstat seien reine Spekulation, warnt Tomaszewski vor vorschnellen Schlüssen. Vielmehr „gehen die Ermittlungen in alle Richtungen“, betont der Polizeisprecher.
Wo und wie die 1,65 Meter große und 65 Kilogramm schwere Frau ins Wasser kam, ist derzeit eine der großen Fragen, die es zu klären gilt. Anhaltspunkte gibt es dafür bislang noch nicht. Auch die groß angelegte Suchaktion mit Mitgliedern der Bereitschaftspolizei und Suchhunden entlang der Neckarufer zwischen der Fundstelle oberhalb der Gaisburger Brücke bis nach Untertürkheim brachte keine entsprechenden Spuren zu Tage. Die Vermutung liege jedoch nahe, dass die Tat in Flussnähe geschehen sein könnte, und die Leiche nicht erst aus Plieningen zum Neckar gebracht wurde, sagt Tomaszewski. Zu weiteren Ermittlungen hat das Polizeipräsidium Stuttgart die Sonderkommission „Ruder“ eingerichtet.

Personen, die verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei unter Telefon 89905778 zu melden