Das in Untertürkheim erfolgreiche Projekt der Interkulturellen Brückenbauerinnen und Brückenbauer wird auf Wangen und Obertürkheim ausgeweitet. Bürgermeisterin Isabel Fezer (links) gab gestern den Startschuss. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

(mk) - 2015 startete das Projekt Brückenbauerinnen und Brückenbauer in Untertürkheim. Mittlerweile vermitteln 20 Ehrenamtliche zwischen den Kulturen, begleiten Eltern mit Migrationshintergrund zu Gesprächen in Schulen oder auf Behörden. „Dabei begegnen wir uns immer auf Augenhöhe“, verrät Brückenbauer-Urgestein Sayima Ergün-Pick. Bürgermeisterin Isabel Fezer gab gestern den Startschuss für die Erweiterung des Projekts auf Wangen und Obertürkheim.

Wenn Menschen mit unterschiedlichen Kulturen zusammenkommen, sind Verständigungsschwierigkeiten programmiert. „Auch Väter und Mütter mit Migrationshintergrund sollten zu Elternabenden gehen, den Dialog mit Lehrern suchen oder in der Schulgemeinschaft mitwirken“, meinte Fezer. Über die sprachliche Barriere hinaus fehle ihnen allerdings oft der kulturelle Hintergrund. Dies führe dazu, dass sich die Personen absondern. Dem wollten Sibylle Ermel, die Rektorin der Wilhelmsschule Untertürkheim, Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel und Ehrenamtliche wie Ergün-Pick entgegenwirken. Ermel stellte den Müttern einen Elternraum zur Verfügung, in dem sie sich treffen und austauschen konnten. „Er war die Keimzelle des Brückenbauer-Projekts“, erinnert sich Ergün-Pick.

Im Juni 2015 wurde das Projekt „Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer“ ins Leben gerufen. Die Aufgabe der Ehrenamtlichen: Sie vermitteln zwischen den Kulturen mit deren unterschiedlichen Werten, Wahrnehmungen, Erwartungen und Ängsten und sie unterstützen Familien, Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen bei Verständigungs- und Verständnisschwierigkeiten gleichermaßen. „Wir begleiten Eltern bei Gesprächen in der Schule oder im Kindergarten, stehen dabei den Eltern genauso wie den Erzieherinnen und Lehrern hilfreich zur Seite und wir geben die Erfahrungen, die wir selbst am Anfang unserer Zeit in Deutschland gemacht haben, weiter“, sagt Mustafa Zreik aus Untertürkheim.

„Wichtig ist die Mund-zu-Mund-Propaganda, das Ansprechen von Personen und dass wir uns auf Augenhöhe begegnen“, sagt Ergün-Pick, die mittlerweile eine von drei Koordinatorinnen des Projekts geworden ist. Denn das Untertürkheimer Modell zieht weitere Kreise. Die 19 aktiven Brückenbauerinnen und Mustafa Zreik als einziger Brückenbauer haben in den vergangenen zwei Jahren 400 „Einsätze“ absolviert. „Wir helfen, aber die Begegnung mit den Menschen aus anderen Kulturen bereichern auch mein Leben“, sagt Brückenbauerin Anke Ruf. Damit die Ehrenamtlichen ihrer Aufgabe gewachsen sind, erhalten sie Schulungen und treffen sich untereinander sowie mit den Koordinatorinnen. „Wir werden toll betreut. Freut Euch darauf“, meinte Ruf in Richtung der neuen Brückenbauerinnen.

Denn das Projekt überspringt nun Stadtbezirksgrenzen. „Wir weiten es auf Wangen und Obertürkheim aus“, sagt Fezer. Sechs „frische“ Brückenbauerinnen freuen sich auf die Aufgaben. „Lange habe ich nach Ende meines Studiums gesucht, wie ich mich engagieren, und Kindern den Weg zum Erfolg zeigen kann“, sagt Nagihan Yilmaz.

Zeitgleich wird das Engagement wissenschaftlich begleitet. Eine externe Evaluierung soll feststellen, welche Rahmenbedingungen nötig sind, um das Angebot in Wangen und Obertürkheim zu verstetigen und das Untertürkheimer Modell in den anderen Stadtbezirken umsetzen zu können. „Sie tragen damit zum Frieden in unserer Stadt bei. Unser Ziel muss es sein, dass jedes Kind die gleichen Bildungschancen bekommt“, dankte Fezer den Ehrenamtlichen.