Der Fußgängerüberweg am Marktplatz birgt Risiken für junge Schüler. Eltern fordern Tempo 30. Foto: Mathias Kuhn - Mathias Kuhn

Wangens Eltern bangen um ihre Kinder. Der Schulweg führt über den Wangener Marktplatz. In Richtung Hedelfingen rasen viele Autofahrer über den ampelgeregelten Überweg . Eltern fordern Tempo 30.

WangenDer Appell von Nina Laible war aufrüttelnd. „Es muss doch nicht erst etwas mit einem unserer Kinder passieren, dass die Stadt reagiert“, forderte die Mutter einer Grundschülerin in der Bezirksbeiratssitzung. Im Bericht der Polizei ging es um Kriminalität und Sicherheit im Stadtbezirk. Für Thilo Habermann, den Rektor, und für einige Elternvertreter der Wilhelmschule war dies die beste Gelegenheit, um ihre Sorgen publik zu machen. „Auf dem Weg von und in die Schule sind unsere Kinder im Bereich des Wangener Marktplatzes stark gefährdet“, klagte Laible. Es sei reines Glück, dass noch nichts passiert sei, ergänzte Habermann. Er hält den Bereich wenige Meter unterhalb der Schule für einen gravierenden Schwerpunkt und belegte sein Urteil mit fast täglichen Erlebnissen. Zwar regle eine Ampelanlage den Verkehr und den Schulweg. Eigentlich. Denn immer wieder komme es aufgrund des hohen Tempos der Autofahrer zu brenzligen Situationen auf dem Fußgängerüberweg. „Die Autofahrer, die von der Wasenstraße in die Hedelfinger Straße einbiegen, kommen oft mit viel Schwung um die Kurve, um bei Gelb noch über die Kreuzung zu gelangen. Wenn dann ein Kind über die Straße rennt, wird der Bremsweg fast zu lang.“ Ähnliches gilt auch für die Autofahrer, die am Rathaus von der Inneren Ulmer Straße ums Eck biegen. Sie standen lange an der „roten“ Ampel, beschleunigen und sind nicht auf Fußgänger vorbereitet.

Auf der Straßenseite direkt vor der Schule sei Tempo 30 vorgeschrieben. „Wieso gilt Tempo 30 nicht auch auf der Rathausseite? Unsere Kinder müssen auch dort sicher über die Straße laufen können“, fragte Laible. Sie sensibilisierte die Zuhörer auf die Sicht der Kinder. Für sie ist die Überquerung extrem schwierig. Zusätzlich zu den vorbeirasenden Autos müssen sie auf die in die Haltestelle fahrende oder sie verlassende Stadtbahnen achten. Die Aufstellflächen zwischen Fahrbahn und Stadtbahntrasse seien für Kinder – noch dazu mit einem Schulranzen – extrem schmal. Zusätzlich zu Tempo 30 schlägt sie entweder einen „Blitzer“ oder wenigstens das Messgerät vor, das mit einem lachenden oder traurigen Gesicht die Autofahrer auf die Geschwindigkeitsbeschränkung vor der Schule aufmerksam mache. In unregelmäßigen Abständen werde diese Tafel für eine Woche auf der Schulseite installiert und zeige Wirkung. „Denn die 1,20 Meter kleinen Menschlein an der Ampel werden von Autofahrern oft übersehen“, so Laible.

Die Unterführung – da waren sich Eltern, Habermann und auch die Bezirksbeiräte einig – sei keine geeignete Alternative zur oberirdischen Überquerung. „Dort durchzugehen ist vor allem für Kinder unzumutbar“, bestätigte auch Bezirksvorsteherin Beate Dietrich. Obwohl Reinigungstrupps die dunkle Röhre mehrfach in der Woche kehren, sprühen und den Müll entfernen, rieche es unangenehm, weil Hunde und Menschen das dunkle Loch oft als Toilette benutzen. „Da sich dort manchmal auch alkoholisierte Menschen aufhalten, hat meine Tochter und auch deren Klassenkameraden absolutes Durchgangsverbot“, so Laible. Für die langjährigen Bezirksbeiräte Volkmar Mäckle (SPD) und Marijan Laszlo (CDU) sind die Vorbehalte gegen den Durchgang ein altes Thema. „Wir haben bereits mit Kultur sowie Patrouillen-Gängen und selbst mit der Überlegung, den Abgang komplett zu schließen, versucht, das Problem in den Griff zu bekommen. Die beste Lösung haben wir leider noch nicht gefunden“, bat Mäckle um Verständnis. Jetzt gelte es aber den Weg, sicherer zu machen.

Als Schildbürgerstreich bezeichnete Peter Selig-Eder (SÖS-Linke-Plus) deswegen, dass nur eine Straßenseite mit Tempo 30 belegt werde. Im Zuge der Diskussion über die Hauptradroute müsse deswegen auch darauf geachtet werden, dass die Radspuren tatsächlich bis in die Schule führen. „Unsere Mindestforderung bleibt die Einführung von Tempo 30 in beide Fahrtrichtungen“, betonte Habermann. Zudem würde es sicherlich helfen, wenn ein Beamter in Uniform zu Unterrichtsende oder -beginn an der Kreuzung stehen würde, so seine Bitte an Klaus Hermann. Der Leiter der Führungsgruppe des Polizeireviers in der Ostendstraße hatte zuvor über die Unfallstatistik berichtet.