Die Feuerwehr sicherte das Dach des ehemaligen Kinogebäudes in der Silvrettastraße. Der Wind hatte Teile des Daches auf den Boden gefegt. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Gegen 8 Uhr endete gestern die Ruhe. Sturmtief „Burglind“ fegte über die Stadt. Im Minutentakt meldeten Anwohner Schäden. Heftige Böen deckten an der Kreuzung Insel-/Wasenstraße das Dach des Feuchter-Gebäudes ab. Trümmer wurden auf die Straße geweht. In der Augsburger Straße knickten auf Höhe des Bauhauses Äste ab. Im Stadtgebiet stürzten Bäume um, Dächer wurden abgedeckt, Verkehrsschilder umgerissen. Dauereinsatz für die Rettungskräfte.

Es waren nur wenige Minuten, aber die heftigen Orkanböen des Sturmtiefs „Burglind“ hinterließen Bilder der Verwüstung. Heftige Böen mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometern fegten kurz vor 9 Uhr übers Neckartal. „An unserer Station auf dem Schnarrenberg haben wir Spitzenwerte von 96 Kilometern in der Stunde und am Flughafen Böen von 106 Kilometern pro Stunde gemessen“, sagt Andreas Pfaffenzeller vom Deutschen Wetterdienst.

Etliche Dächer hielten der Wucht der Böen nicht Stand. Gegen 8.55 wehten Sturmböen Trümmer des Dachs des ehemaligen Feuchter-Hochhauses auf die Kreuzung Wasenstraße/Inselstraße. Die Daimler-Mitarbeiter, die im Hochhaus in der Inselstraße 31 beschäftigt sind, kamen mit dem Schrecken davon. Auf dem Gehweg und auf der Fahrbahn lagen Holzbalken, Dämm- und Abdeckmaterial verstreut. Wie durch ein Wunder wurden keine Autofahrer, Passanten oder Fahrgäste in der Stadtbahn verletzt. Die herabfallenden Teile beschädigten allerdings die Oberleitung der Stadtbahn. Einsatzkräfte der Feuerwehr sicherten die verbliebenen Dachteile. Der Straßenbereich wurde großräumig gesperrt. Fahrbahn und Gleise musten geräumt und gesäubert und die Oberleitung unter schwierigen Umständen repariert werden. Der Stadtbahnverkehr war bis gegen 12.15 Uhr unterbrochen. Der Schaden soll hier nach ersten Schätzungen mehrere Zehntausend Euro betragen.

Auch auf der gegenüberliegenden Neckarseite hat Sturmtief „Burglind“ seine Spuren hinterlassen. In der Augsburger Straße hatte der Sturm auf Höhe des Bauhauses teilweise dicke Äste der Alleebäume abgerissen. „Wir sind im Dauereinsatz“, berichtet Erich Zaiß von der Freiwilligen Feuerwehr Untertürkheim. Zu einem weiteren Einsatz mussten sie nicht weit fahren. An der Ecke Oberstdorfer-/Silvretta Straße wurde noch vor Weihnachten begonnen, das einstige Kinogebäude abzureißen. Die Ruine bildete gestern die ideale Angriffsfläche für die starken Winde. Sie fegten Wellblech-Teile vom Dach. Die Männer der Freiwilligen Feuerwehr mussten die gefährlichen Trümmer entfernen.

Insgesamt rückten Feuerwehr und Polizei zu etwa hundert Einsätzen infolge des Sturmtiefs aus. Alle Wachen der Berufs- und neun Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr waren mit rund hundert Einsatzkräften zur Schadensbekämpfung eingesetzt.

Umgestürzte Bäume

Die Karl-Kloß-Straße musste kurzzeitig gesperrt werden, um die dort umgestürzten Bäume wegzuräumen, und auch auf der Neuen Weinsteige war ein Baum laut Polizei auf eine Straßenbeleuchtung gestürzt. Der Verkehr lief dort während den Aufräumarbeiten in beiden Fahrtrichtungen nur einspurig. In der Ganghofer Straße stürzte ein Baum auf einen geparkten Personenwagen und im Bereich des „Roten Stichs“ wurde laut Einsatzzentrale der Feuerwehr ein 150 Quadratmeter großes Blechdach abgedeckt. Rund um die Kelly-Baracks in Möhringen knickte der Sturm einen langen Bereich des Sicherheitszauns um, der den US-Militärstandort abschirmen soll. Auch einige Verkehrsschilder, Ziegelsteine, Abfalltonnen und Gelbe Säcke sowie deren Inhalte wurden auf die Fahrbahnen geweht und mussten entfernt werden. „Gegen Nachmittag normalisierte sich dann die Situation wieder“, erklärte ein Polizeisprecher.