Landwirt Markus Nanz aus Uhlbach freut sich über knackig-gesunde Äpfel Foto: Mathias Kuhn - Mathias Kuhn

Nach der Apfelschwemme 2018 fahren Streuobstwiesenbesitzer nun eine kleine Ernte ein. Auf den Bäumen hängen kaum Früchte. Anders bei Tafelobstbauern: Sie haben ausgedünnt und erzielen gute Erträge.

Uhlbach Knackig, gelb mit roten Bäckchen – die Bäumchen in der Plantage von Markus Nanz hängen voll erntereifer Äpfel. In der Streuobstwiese einige Meter weiter sind große Äpfel eher Mangelware. Während die professionellen Tafelobstproduzenten sich über eine gute Ernte freuen, leiden die Freizeit-Gärtner unter den Folgen der letztjährigen Apfelschwemme. „Experten nennen dieses Phänomen Alternanz. Auf ein Jahr mit einer überdurchschnittlichen Ernte folgt ein Jahr mit geringem Ertrag“, erklärte Alexander Mayer von Fruchtsäfte Mayer in Uhlbach. „Vereinfacht könnte man sagen, dass sich die Bäume im vergangenen Jahr überarbeitet haben und jetzt halt eine Auszeit nehmen“, erklärt Stuttgarts Obstbauberater Andreas Siegele. Während Streuobstwiesenbesitzer ihre Bäume selten pflegten, griffen die Apfelerzeuger vergangenes Jahr zur Schere. Sie regulierten frühzeitig den Ertrag, dünnten aus. Der Lohn der Mehrarbeit und des Verzichts auf die Rekordernte 2018: Ihre Apfel- und Birnenbäume müssen sich nicht „erholen“, sondern tragen eine normale Erntemenge.

Jens Bauer vom Cannstatter Apfelparadies hat am Freitag das gute Wetter genutzt. Frühsorten wie Delbarestival und Gala mussten vom Baum. „Die Früchte sind knackig-fest, haben ein herrliches Aroma“, schwärmt Bauer. Dabei sah es Anfang des Sommers nicht unbedingt danach aus. Denn „normale Jahre“ gebe es wohl keine mehr, sagt Siegele. Auch 2019 verzeichneten die Obstbauern in Baden-Württemberg Hitze und Trockenheit im schnellen Wechsel mit Unwettern samt Starkregen und Hagel. „Wir blieben allerdings von Frost und Hagel verschont. Die Hitzetage und die Trockenheit Ende Juli setzten unseren Früchten zwar zu. Das Größenwachstum stockte und einige Früchte bekamen einen Sonnenbrand“, erzählt Bauer. Die folgenden, etwas kühleren Augusttage und der Regen „haben die Wetterkapriolen der Vormonate beinahe wettgemacht“, sagt der Uhlbacher Markus Nanz. Er schätzt, dass nur drei bis fünf Prozent seiner Äpfel einen Sonnenbrand erlitten haben. „Die Fruchtgröße ist perfekt, der Geschmack jetzt richtig. Apfelfreunde dürfen sich auf gesunde und aromatische Früchte aus der Region freuen.“

Vergangene Woche pflückte Nanz mit seiner Familie Williams-Christ-Birnen in der Plantage am Markgräflerweg von den Bäumen – diese Woche sind mittelfrühe Apfelsorten wie Elstar, Gala, Goldparmäne und Rubinette an der Reihe. Auch alte Sorten wie Gewürzluiken oder Glockenäpfel hat der Uhlbacher im Sortiment. „Raritäten, die Liebhaber haben“, sagt Annette Nanz. Ab September öffnet sie jeden Samstag den Hofladen.

Apfelsaftproduktion beginnt

Von kommenden Samstag an wird es auch in der Mayer-Fruchtsaftkelterei betriebsamer zugehen. „Wir beginnen mit der Obstannahme für den Apfelsaft“, sagt Mayer. Er rechnet mit einem verhaltenen Beginn. „Beim Streuobst wirkt sich die Alternanz spürbar aus.“ Der Verband der Deutschen Fruchtsaft-Industrie rechnet mit einem Drittel der Vorjahresmenge. „Die allerdings eine Rekordmenge war“, relativiert Mayer. Zudem habe sich die Trockenheit negativ ausgewirkt. Am Preis werde dies allerdings wenig ändern. „Der wird von Asien bestimmt. China exportiert große Mengen nach Europa.“ Dennoch lohne sich die Abgabe der Äpfel. Für 100 Kilogramm Mostobst bekommt der Anlieferer 60 Liter Saft gutgeschrieben. Von Mitte September werde dann auch wieder der Stuttgarter Apfelsaft produziert. Dazu werden nur ungespritzte Äpfel aus Stuttgarter Streuobstwiesen verarbeitet.