Die Solarpaneele auf dem Dach des Bezirksrathauses arbeiten zuverlässig. Die Photovoltaikanlage deckt einen großen Teil des Strombedarfs im Gebäude. Foto: Kuhn - Kuhn

Ohne einen einzigen Ausfalltag hat die Photovoltaikanlage auf dem Bezirksrathaus Untertürkheim im Jahr 2017 Strom produziert. Mit einer Menge von 10 693 Kilowattstunden lag der Ertrag um gut zehn Prozent über den Erwartungen.

UntertürkheimLange mussten die Untertürkheimer auf die Photovoltaikanlage auf dem Bezirksrathaus warten – erst 17 Jahre nach der Modernisierung des Gebäudes waren die dafür erforderlichen 19 000 Euro zusammen. So konnte sie Ende 2016 auf dem roten Ziegeldach des Neubaus installiert werden. Doch das Warten hat sich gelohnt: Im ersten Betriebsjahr 2017 lieferte die Sonne eine Strommenge von insgesamt 10 693 Kilowattstunden.

„Die produzierte Strommenge lag damit sogar um etwa zehn Prozent über dem erwarteten Ertrag“,0 berichtet Jürgen Görres vom städtischen Umweltamt. Die Anlage arbeite sehr zuverlässig, sei nicht einen einzigen Tag ausgefallen. „Sie leistet somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Entlastung des städtischen Haushalts.“

Bei der Photovoltaik wird die Energie der Sonne mit Hilfe von Solarzellen in Strom umgewandelt. Die Paneele auf dem Dach des Untertürkheimer Rathauses nehmen eine Fläche von 57 Quadratmetern ein. Die installierte Leistung liegt bei 9,86 Kilowattpeak. Der erzeugte Strom wird laut Görres zu etwa 70 Prozent im Bezirksrathaus genutzt „und deckt so einen großen Anteil des Bedarfs“. Die restlichen knapp 30 Prozent Sonnenstrom werden – gegen ein Entgelt – in das öffentliche Netz gespeist. Und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben. Die Idee, die überschüssige Energie für den Betrieb einer Stromtankstelle vor dem Bezirksrathaus zu nutzen, liegt auf Eis. „Die Umsetzung wurde zunächst nicht weiter verfolgt“, räumt Görres ein.

Die Anregung brachte der Bezirksbeirat Untertürkheim im vergangenen Jahr ein. Daraufhin hatte Michael Hagel von der Abteilung nachhaltige Mobilität im Stuttgarter Rathaus verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt. Die einfachste Variante wäre demnach die Ladeeinrichtung mit einem Stromkabel für das Pedelec. Eine erweiterte Variante sieht eine Behausung mit mehreren Schließfächern vor, in der die Radfahrer ihre mobilen Akkus einschließen und aufladen können. Hagel und die Bezirksbeiräte könnten sich auch eine Solarstromtankstelle für Elektroautos vorstellen. Diese könnte auf dem Stellplatz in der Beutelsbacher Straße eingerichtet werden. Die Lokalpolitiker drängten zwar auf eine zeitnahe Umsetzung – aber sie werden sich wieder einmal in Geduld üben müssen. Gleichwohl ist das Vorhaben nicht vom Tisch. „Gemeinsam mit dem für dieses Thema zuständigen Bereich innerhalb der Stadtverwaltung prüfen wir die generellen Voraussetzungen für die Einrichtung von Stromtankstellen in Stuttgart. Hierbei sind regulatorische Fragen zu klären“, so Görres.

Angesichts der guter Erfahrungen mit Photovoltaikanlagen auf ihren Gebäuden will die Landeshauptstadt deren Zahl kontinuierlich erhöhen. Insgesamt gibt es mittlerweile rund 90 solcher Anlagen auf den Dächern städtischer Liegenschaften, davon 40 von externen Betreibern und 50 eigene Anlagen. Mehr als 15 weitere Anlagen sind in der Planung, mehr als 20 weitere in der Prüfung. Das Potenzial ist groß: In Stuttgart sind rund 75 Prozent aller Dachflächen für Photovoltaikanlagen sehr gut oder gut geeignet. Ihre eigenen Solaranlagen finanziert die Stadt über das stadtinterne Contracting – auch die in Untertürkheim. Die Investition in die Anlage auf dem Rathausdach lohnt sich: „Wir rechnen mit einer Kapitalrückflusszeit von rund zwölf Jahren bei einer typischen Nutzungsdauer von 25 Jahren“, so Görres.