Im Dezember häuften sich vor vielen Altglas-Containern Flaschenberge, weil die Container nicht geleert wurden. Foto: CZ Quelle: Unbekannt

(mk/ale) - Das „Altglas-Chaos“ beschäftigt die Stadträte. Im November und nach Weihnachten quollen viele Container über, Flaschen sammelten sich auf Gehwegen. Die Entsorgungsfirma Remondis setzt jetzt zwar mehr Lastwagen zur Abholung der Glasflaschen ein, dennoch gibt es weiterhin überfüllte Container. Die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus und die SPD-Fraktion fordern Lösungen. SÖS-Linke-Plus will prüfen, ob die AWS mit der Aufgabe betraut werden kann.

Der Ärger über überquellende Container ebbt nicht ab. Im November gingen zahlreiche Beschwerden von Bürgern ein. Vor vielen Altglas-Containern standen Dutzende Flaschen. Weil die Container bis an den Rand voll waren, verteilten Bürger das Leergut rund um die Sammelstelle. Mittlerweile erreicht die Altglas-Flut die Wertstoffhöfe. Seit Mitte Dezember werden viele Altglas-Container in der Landeshauptstadt nicht geleert, nahezu flächendeckend über Monate hinweg, heißt es im Antrag von SÖS-Linke-Plus. Besonders nach Weihnachten und zum Jahreswechsel liefen Bürger gegen die Verschmutzung Sturm. Jetzt nehmen sich auch die Stadträte der Problematik an.

Sie wollen sich nicht länger mit Entschuldigungen und Ausreden abspeisen lassen. Das im Stuttgarter Hafen ansässige Unternehmen Remondis, das im Auftrag des Dualen Systems Deutschland mit der Entsorgung des Altglases in der Landeshauptstadt beauftragt ist, hatte auf einen personellen Engpass durch krankheitsbedingte Ausfälle hingewiesen und Besserung versprochen. „Auf die Worte folgten allerdings selten nachhaltige Taten“, schrieb SPD-Fraktionsvorsitzender Martin Körner vergangene Woche. Mittlerweile hat das Unternehmen reagiert. „Wir haben Lastwagen aus dem Ruhrgebiet abgezogen. Es sind zurzeit fünf statt der üblichen zwei mit Greifarm ausgestatteten Lastwagen im Einsatz“, sagt Remondis-Sprecher Michael Schneider. Er gehe davon aus, dass sich die Situation bis Ende dieser Woche normalisiere. Erst wenn dies der Fall sei, werde das Unternehmen zum routinierten Abhol-Rhythmus zurückkehren. Die Politiker hegen Zweifel.

Die SÖS-Stadträte sehen die Entsorgungsfirma schlichtweg als überfordert an. Die SPD-Stadträte glauben nicht an ein temporäres Problem. „Auch wenn das Duale System Deutschland zuständig ist, betrifft es die kommunale Verwaltung, wenn Ersatzvornahmen angeordnet werden oder die Arbeit in den städtischen Wertstoffhöfen beeinträchtigt ist“, so Körner.

Die überfüllten Altglas-Container seien nicht nur ein optisches Ärgernis, sondern „auch ein Sicherheitsrisiko. Wenn massenhaft leere Glasflaschen auf dem Boden stehen, steigt die Gefahr, dass diese ungewollt zu Bruch gehen und die Scherben zu erheblichen Verletzungen führen“, mahnen die SÖS-Stadträte. Sie beantragen daher zu prüfen, ob „eine Altglas-Abfuhr selbst über die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) zu organisieren und dies dauerhaft in städtischer Hand zu behalten ist.“

Grundsätzlich erfolge die Sammlung von Altglas bundesweit im Namen der derzeit zehn Dualen Systeme, so AWS-Sprecherin Annette Hasselwander. Dabei handele es sich um ein privatwirtschaftlich organisiertes Erfassungssystem. Dieses habe der Firma Remondis Recycling GmbH den Auftrag für den Zeitraum von 2018 bis 2020 erteilt. „Der Eigenbetrieb AWS könnte sich bei der Ausschreibung bewerben - allerdings ohne Gewähr zum Zuge zu kommen.“ Um diese Dienstleistung fach- und sachgerecht durchführen zu können, wären laut Hasselwander allerdings gewisse Investitionen notwendig. „Spezial-Fahrzeuge mit Kranarm und Mehrkammerwagen müssten beschafft und das notwendige Personal eingestellt werden.“