Zum zehnjährigen Bestehen: Das bunte Kunstwerk mit 753 Stoffsäckchen steht für die „Päckchen“, die die jungen Patienten der Tagesklinik Bernstein mit sich herumgetragen haben. Foto: Ruppert Quelle: Unbekannt

(mk) - Mit Konfetti, einem Kunstwerk und einem Ständchen feierte die Tagesklinik Bernstein ihr Jubiläum. Die bundesweit einzigartige Einrichtung für Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es nun seit zehn Jahren. 753 junge Patienten haben seit 2007 in der Einrichtung der Stiftung Liebenau und der diakonischen Einrichtung Mariaberg eine wohnortnahe Therapie erhalten.

Das Jubiläums-Kunstwerk ist vielsagend: 753 Stoffsäckchen gefüllt mit altem Aktenmaterial symbolisieren die Päckchen, die die 753 jungen Patientinnen und Patienten - und deren Angehörige - mit sich herumgetragen haben. Ein bunter Berg voller Lebensgeschichten. Behandelt werden in der Tagesklinik Kinder und Jugendliche mit Intelligenzminderung insbesondere mit geistigen Behinderungen und zusätzlichen psychischer Erkrankungen wie Unruhe, Aggressionen oder auch Rückzugsverhalten. Junge Patienten aus Stuttgart und den angrenzenden Landkreisen können hier eine wohnortnahe Therapie erhalten, sofern nicht zwingend ein vollstationärer Aufenthalt erforderlich ist. Bis 2007 mussten die Eltern und Kinder aus der Region Stuttgart eine weite, anstrengende Anfahrt nach Mariaberg auf der Schwäbischen Alb in Kauf nehmen. Seit zehn Jahren können auf zwei Stationen insgesamt 20 Kinder und Jugendliche in altersgemischten Gruppen aufgenommen werden. „Ziel der Behandlung ist es, dass wir überflüssig werden“, berichtete die Leitende Oberärztin Heide Schröder-Kranz in ihrer Jubiläumsansprache. Der diagnostische und therapeutische Prozess ist von Anfang an miteinander verknüpft, das familiäre und schulische Umfeld der Kinder darin einbezogen. In der Klinik erhalten sie in fürsorgender Atmosphäre Entwicklungsanstöße, die im geschützten Rahmen schrittweise erweitert und gefestigt werden. Angeschlossen ist eine Schule, die die Kinder „verstehen, fördern und begleiten“ will, wie Schulleiter Michael Flaig die drei Säulen der schulischen Arbeit beschrieb. Der Bedarf ist groß, die Warteliste lang.

Die Gründer leisteten Pionierarbeit. Nirgendwo existierte Vergleichbares. Weil nicht immer ein vollstationärer Aufenthalt erforderlich ist, schufen die Fachkliniken der Stiftung Liebenau und der diakonischen Einrichtung Mariaberg gemeinsam etwas Neues: die Tagesklink Bernsteinstraße. „Sie hat sich außerordentlich bewährt“, zog nun Chefarzt Martin Menzel Bilanz. Dies bedeute aber auch, dass die Entwicklung weitergehen werde. Welche Bedeutung die Tagesklinik Bernsteinsteinstraße für die Kinder und Jugendlichen hat, brachten diese bei der Jubiläumsfeier selbst mit ihren Glückwünschen zum Ausdruck: „Ich hoffe, dass die Klinik für immer da ist“, sagte ein Kind. Und ein anderes fügte hinzu: „Ich wünsche der Tagesklinik, dass sich alle Kinder und Jugendlichen hier wohlfühlen.“ Das Tolle: Die Tagesklinik ist mittlerweile gut in die Nachbarschaft eingebunden.