Das Richtfest für das neue Gebäude wurde am 17. Juli 1990 gefeiert. Fotos: Haus am Weinberg Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Am 1. Juni 1992 zogen die ersten Bewohner ins Haus am Weinberg ein. Die Seniorenwohnanlage des Wohlfahrtswerks für Baden-Württemberg feiert ihr 25-jähriges Jubiläum. Die bahnbrechende Konzeption mit der Kombination aus Betreutem Wohnen, Alten- und Pflegeheim wurde vielfach ausgezeichnet und diente als Vorbild für heutige Einrichtungen. Grund genug, das runde Jubiläum einen ganzen Monat zu feiern. Gemäß dem Motto „25 Jahre Leben und Wohnen“.

Heute ist das Haus am Weinberg fest im Stadtbezirk verankert, dabei gestaltete sich die Realisierung des Bauvorhabens alles andere als einfach. Bereits 1979 forderte der Bezirksbeirat Obertürkheim eine Altenwohnanlage im Stadtbezirk. Zunächst fiel der Blick auf Uhlbach, aber das Gebiet „Unten im Dorf“ oberhalb der Kelter erwies sich aufgrund der Hanglage als ungeeignet. So dauerte es bis 1984 bis ein geeigneter Standort gefunden wurde: das heutige Gelände an der Augsburger Straße neben der Auschule.

Was folgte waren weitere fünf Jahre der Diskussion um das Konzept der Einrichtung, bis schließlich die heutige Größe von 130 Plätzen mit je einem Drittel Wohn-, Alten- und Pflegeheim feststand. Im Juni 1988 bewilligte das Land Baden-Württemberg einen Zuschuss in Höhe von 8,6 Millionen Mark und ebnete somit die Finanzierung in Höhe von 31,9 Millionen Mark. Bauträger waren das Siedlungswerk mit 9,4 Millionen Mark, die Stadt Stuttgart mit 10,4 Millionen Mark und die Mühlschlegel-Stiftung mit 3,5 Millionen Mark. Der Spatenstich erfolgte im Mai 1989, das Richtfest wurde am 17. Juli 1990 gefeiert. Nach Bauverzögerungen zogen am 1. Juni 1992 die ersten Bewohner ein, aber erst im Dezember wurde die offizielle Eröffnung gefeiert. So entstand das U-förmige Gebäude dessen Name Programm ist: Nach hinten versetzt bietet das Haus am Weinberg den Bewohnern einen wunderbaren Blick auf die Reben.

Das Besondere: „Zweimal musste die Baukonzeption komplett umgeworfen werden“, erinnert sich Einrichtungsleiter Erwin Müller, der bereits damals dabei war. Denn obwohl Mitte der 1980er-Jahre mehr als 600 Pflegeplätze fehlten, wurde ein ganz neues Konzept erschaffen. Eine damals neuartige Mischung aus klassischem Alten-, sowie Pflegeheim und Betreutem Wohnen und nicht zuletzt Tagespflege. „Eine solche Verflechtung war damals überhaupt nicht üblich“, erklärt Müller. Viel Überzeugungsarbeit war notwendig, um städtische Ämter und auch Investoren zu überzeugen. Das Motto damals wie heute: „So selbstständig wie möglich, so viel Pflege wie nötig“. In den ersten drei Jahren wurde das Haus am Weinberg daher auch in einer wissenschaftlichen Studie begleitet - „noch vor der Einführung der Pflegeversicherung“, betont Müller.

Auf den Ergebnissen beruhen zahlreiche Ansätze der heutigen Standards, ist der Einrichtungsleiter überzeugt. So sieht die Landesheimbauverordnung bis 2019 die Abschaffung aller Doppelzimmer in Pflegeheimen vor. Diese gab es in Obertürkheim nie und auch die Versicherungen haben inzwischen die Bedeutung der Verflechtung der einzelnen Pflegeangebote erkannt. „Diese Kriterien werden bei uns bereits von Anfang an erfüllt“, sieht Müller das Haus am Weinberg als Vorreiter und in einer Vorbildfunktion. „Das Konzept ist aktueller denn je.“

Viele Einrichtungen müssen große Investitionen tätigen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Das ist in Obertürkheim nicht der Fall. Dennoch hat sich auch das Haus am Weinberg ständig weiter entwickelt. Die Zahl der Mitarbeiter ist von einstmals 70 auf mehr als 100 gestiegen. Einer der maßgeblichen Gründe ist, dass „wir bereits vor 25 Jahren begonnen haben, ein Netzwerk aufzubauen“, sagt Müller. Neben den 130 Bewohnern im Haus werden in der Zwischenzeit noch einmal genauso viele in den eigenen vier Wänden im Stadtbezirk in verschiedensten Formen betreut. Gemäß dem Motto „Leben und Wohnen seit 25 Jahren im Haus am Weinberg“.

jUBILÄUMSMONAT

Zum 25-jährigen Jubiläum feiert das Haus am Weinberg einen ganzen Jubiläumsmonat. Den Auftakt bildet am Donnerstag, 1. Juni, ein Festakt für geladene Gäste. Die Ausstellung mit Bildern aus „25 Jahre Leben, Wohnen und Arbeiten im Haus am Weinberg“ ist von 1. Juni bis 31. Dezember zu sehen. Zudem gibt es Bilderschauen, am 14. Juni eine Theateraufführung und am 29. Juni ein Platzkonzert.