Donnerstags werden die Obertürkheimer Viertklässler gegen 12 Uhr ins Stadtbad gefahren. Die Drittklässler müssen in der Zeit Mittagessen. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Ziel von Sportbürgermeister Martin Schairer ist es, dass möglichst jeder Stuttgarter Schüler am Ende der vierten Klasse Schwimmen kann. In Obertürkheim fällt der Schwimmunterricht für die Drittklässler aus. Der Schulbus steht donnerstags nur von 12 Uhr bis 13.30 Uhr zur Verfügung - die Zeit, in der die Ganztagesschüler ihr Essen erhalten. „Wir müssen den Konflikt lösen“, sagt Schulamtsleiterin Karin Korn.

Wie wichtig der Schwimmunterricht für Grundschülerinnen und Grundschüler ist, zeigt die Zunahme der Badeunfälle von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Immer weniger Schüler können sich einige Minuten sicher über Wasser halten, warnen die Lehrerverbände und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Untersuchungen ergaben, dass nur 77 Prozent der Stuttgarter Viertklässler das Seepferdchen-Abzeichen - der Nachweis, dass sie 25 Meter schwimmen können - ablegen konnten. Die DLRG legt strengere Maßstäbe an: 200 Meter müssen sicher zurückgelegt und es muss getaucht werden. Demnach können 50 Prozent der Viertklässler nicht sicher schwimmen. Deswegen hat Sportbürgermeister Martin Schairer die Initiative „schwimmfit - sicher Schwimmen in Stuttgart“ ins Leben gerufen.

Dann dieses: Bei den jetzigen Drittklässlern der Obertürkheimer Grundschule fällt der Schwimmsportunterricht aus. „Für unsere Schülerinnen und Schülern ist donnerstags von 12 Uhr bis etwa 13.30 Uhr eine Doppelstunde im Stadtbad Untertürkheim belegt“, sagt Schulleiterin Ulrike Schwarz. Nach der Einführung der verbindlichen Ganztagesschule in Obertürkheim sind die Drittklässler seit September ganztags an der Schule. „Damit liegt unsere Schwimmzeit im Mittagsband. In der Zeit essen unsere Schüler alle zu Mittag. Sie müssen in dieser Zeit essen, da nur dann das Personal vom Caterer bezahlt und die Kinder vom Träger beaufsichtigt werden. Daher ist es nicht möglich, in dieser Zeit Schwimmen zu unterrichten“, erklärte Elternsprecherin Andrea Pachner.

Die Schule musste den Schwimmkurs der Drittklässler streichen. Nur die Viertklässler, die noch keine verbindliche Ganztagesschule haben, können schwimmen gehen. „Wenn sich nichts ändert, werden die heutigen Drittklässler auch im kommenden Schuljahr keinen Schwimmunterricht erhalten“, sagt Pachner. Die Schule hätte zwar auch andere Zeiten zur Verfügung gestellt bekommen. „Aber in der Zeit steht uns kein Schulbus zur Verfügung“, bedauert Rektorin Schwarz. Die Schüler müssten mit den Öffentlichen Nahverkehrsmitteln ins Stadtbad und das Fahrtgeld von 2,30 Euro pro Woche selbst aufbringen. „Für manche Eltern ist dies nicht leistbar“, so Pachner.

Hinzu kommt: Trotz der Doppelstunde bleiben den Viertklässlern - abzüglich Busfahrt, umziehen, duschen und föhnen - rund 35 Minuten, in denen sie wirklich im Wasser sind. Wenn sie mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssten, verringert sich die Zeit nochmals. „Das macht keinen Sinn, Wir müssen nach einer Lösung suchen“, sagt Schulamtsleiterin Korn. Das Problem sei allerdings, dass dem Schulverwaltungsamt der Schulbus nur am Donnerstag für die Schulen in den Oberen Neckarvororten zur Verfügung steht. Um keine langen Leerfahrten zwischen den einzelnen Schulen zu haben, ist eng er eng getaktet. „Wir werden schauen, wo wir für das kommende Schuljahr zeitlich etwas verschieben können“, sagt Korn. Auch in Hinblick auf die Diskussion, ob das Stadtbad Untertürkheim für Schulsport geschlossen wird, meint Korn: „Sobald ein Schulbus involviert ist, wird es schwierig. Wenn die Kinder nur noch 25 Minuten im Wasser sind, ist dies nicht mehr effektiv.“