Die Schusterbahn fährt langsam aus ihrem Schattendasein: Die Haltestellen sollen attraktiver werden. Zudem prüft der Verband Region Stuttgart einen Ausbau der Tangentialverbindung bis nach Esslingen.

UntertürkheimDie Diskussion um die Schusterbahn nimmt Fahrt auf. Jahrelang führte die Regionalbahnlinie R 11 ein Schattendasein. Nur wenige Nutzer kennen die Tangentialverbindung von Kornwestheim nach Untertürkheim. Auf dieser Direkttrasse verkehren überwiegend Güterzüge. Sie umgehen den Hauptbahnhof, indem sie vom Güterbahnhof Kornwestheim, einem wichtigen Umschlagplatz für Güterzüge, über Zazenhausen, Münster und den Cannstatter Viadukt direkt ins Neckartal bei Untertürkheim fahren. Die gleiche Trasse nutzt auch die Schusterbahn. Einst stiegen Bürger aus dem Neckartal in den Zug ein, um zur Arbeit bei den Schuhfabriken in Kornwestheim und Umgebung zu gelangen – daher auch der Name Schusterzug. Heute wird die Verbindung in beide Richtungen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beim Daimler, Mitarbeiter in Kornwestheim, aber auch Schülerinnen und Schüler in Bad Cannstatt oder Untertürkheim genutzt. Von Montag bis Freitag verkehren zwischen Kornwestheim und Untertürkheim sechs Zugpaare – in den Hauptverkehrszeiten am frühen Vormittag und in den Nachmittags- und Abendstunden. Die Resonanz ist – das haben Untersuchungen gezeigt – gut. Die Nachfrage steigt stetig. 14 Minuten von Untertürkheim nach Kornwestheim sind unschlagbar. Die modernen Bahn-Züge sind mit W-Lan ausgerüstet. Zusteigemöglichkeiten gibt es am Ebitzweg, in Münster und in Zazenhausen.

„Allerdings sollten wir noch einiges für die Attraktivität der Schusterbahn erreichen“, sagt SPD-Regionalrat Thomas Leipnitz. Der Untertürkheimer vermisst, dass auf die Abfahrtsgleise und -zeiten oft nur beiläufig aufmerksam gemacht wird. Wer nicht danach sucht, findet in Untertürkheim kaum einen Hinweis, die Haltestellen am Ebitzweg, in Münster und Zazenhausen sind wenig attraktiv, führen gar ein Schattendasein. Das soll sich ändern. Die SPD-Fraktion im Regionalparlament hat dazu im Mai einen Antrag gestellt, über den das Regionalparlament debattierte. In Zazenhausen wurden die Hinweisschilder bereits erneuert. Das Bahnhofsgebäude in Münster liegt am Rand des Stadtteils, die neue Stadtbahnhaltestelle Bottroper Straße liegt 650 Meter entfernt und ist nicht zu sehen. In der Stadtverwaltung wird jedoch überlegt, ob mit einer Brücke eine Anknüpfung geschaffen werden kann. Am Ebitzweg sollen der Fahrplan und Umgebungsinformationen übersichtlicher dargestellt und die Beschilderung an den Treppenzugängen verbessert werden. Alle Haltestellen sind nun zudem mit einem Dynamischen Schriftanzeiger der Fahrgastinformation ausgestattet, die den Wartenden die reale Abfahrtszeit angibt.

Die SPD-Regionalräte hatten sich dafür ausgesprochen, dass die Linie als S-Bahnstrecke ausgebaut wird. Sie wollen die Strecke mindestens bis Esslingen ausbauen und einen 30-Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit einführen. „Nach ausführlichen Beratungen und einem Vorschlag der Verwaltung werden jetzt alle Ergebnisse zur Schusterbahn zusammengefasst. Dann wird aufgearbeitet, welche Betriebsarten, ob als S-Bahn oder als Regionalbahn, möglich sind“, sagt Leipnitz. Für die Fortführung nach Esslingen wären Umbauarbeiten an Gleisen und Bahnsteigen notwendig. „Unser erklärtes Ziel ist es seit Langem, die Schusterbahn auszubauen, was die Taktfrequenz, Zwischenhalte und die Start- und Zielpunkte anbelangt. Die Fahrgastzahlen auf dieser Tangentiale sind deutlich steigerungsfähig. Deshalb freut es uns, dass unser Antrag eine große Mehrheit gefunden hat und die Verbandsverwaltung einen konkreten Ausbauvorschlag vorlegen wird“, so Leipnitz.