Tiefe Risse ziehen sich an den Wänden der Halle entlang. Foto: z - z

Setzungen im Baugrund vermutlich Grund für Schäden – Geologisches Gutachten beauftragt

Obertürkheim Die Risse in den Wänden der Ballsporthalle an der Augsburger Straße 581/Im Dinkelacker sind unübersehbar. Sie ziehen sich durch die vier Umkleideräume, den Sanitärbereich, die Küche und den von kleineren Gruppen genutzten Multifunktionsraum – die Sporthalle selbst ist offenbar nicht betroffen. Die Risse werden immer mehr. Und sie werden immer länger und tiefer, stellen die Nutzer der Halle fest. So mancher beobachtet die Situation mit Sorge. Wurde beim Bau der Halle vor gut 15 Jahren möglicherweise „gepfuscht“? Der Entwurf vom Friedberger Architekten Michael Frielinghaus wurde dereinst schneller und günstiger umgesetzt als geplant, der Etat von 4,1 Millionen Euro nicht voll ausgeschöpft.

Die aus Linke, SÖS, Piraten und Tierschutzpartei bestehende FrAKTION im Bezirksbeirat Obertürkheim hat nun einen Antrag an die Stadtverwaltung formuliert: Sie fordert diese auf, die Ursachen für die Rissbildung aufzuklären und darüber zu informieren, „ob ein sicherer Sportbetrieb gewährleistet werden kann“. Immerhin wird die Sporthalle von mehreren Sportvereinen in den Oberen Neckarvororten für Training, Spielbetrieb und Turniere sowie von Schulen für den Sportunterricht genutzt.

FrAKTION-Sprecher Christoph Hofrichter hält es für nicht ausgeschlossen, dass die Schäden in Zusammenhang mit den in unmittelbarer Nähe laufenden Bauarbeiten für den Stuttgart-21-Tunnel Obertürkheim stehen könnten – bekanntlich gibt es in diesem Bereich Probleme mit zu viel Grundwasser. Deshalb will er auch diesen Aspekt bei der Ursachenforschung berücksichtigt wissen. Diese Kausalität halten die anderen Bezirksbeiratsfraktionen für völlig abwegig. Dennoch stimmte das Gremium nach lebhafter Debatte in der Sitzung am Mittwochabend dem Antrag zu – weil man Interesse an einer Schadensbehebung hat.

Im Amt für Bewegung und Sport Stuttgart ist die Situation seit langem bekannt. Erste Risse wurden bereits im Jahr 2008 festgestellt – nur vier Jahre nach der Einweihung der Ballsporthalle. Die Rissbildung sei „optisch sehr auffällig“, räumt der scheidende Amtsleiter Günther Kuhnigk ein. „Sie wird vom Hochbauamt und uns regelmäßig beobachtet und dokumentiert.“ Zwischenzeitlich sei auch ein Statiker eingeschaltet worden. Kuhingk gibt jedoch Entwarnung: „Die Standsicherheit der Sporthalle ist nach wie vor uneingeschränkt gegeben.“

Nach Einschätzung der Stadtverwaltung sind Setzungen im Baugrund ursächlich für die Rissbildung im Mauerwerk. Setzungsrisse treten bei fast jedem Gebäude auf und sind oftmals unbedenklich. Wie lange ein Setzungsriss noch „normal“ ist und ab wann er gefährlich für die Baukonstruktion wird, lässt sich aufgrund der komplexen Interaktion zwischen Baugrund und Tragwerk nicht pauschal sagen. Deshalb hat das Sportamt eine weitere Untersuchung veranlasst: „Im kommenden Jahr wird nochmals ein geologisches Gutachten erstellt“, kündigt Kuhnigk an. „Die Beauftragung wird derzeit eingeleitet. Danach wird über die Reparaturen entschieden.“