Schwimmflossen, Tauchbrille, Sauerstoffflasche und Atemgerät — Jeder Schüler wird einzeln von einem Tauchlehrer begleitet. Foto: privat Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Kaum ist Markus aufgetaucht, sprudeln die Worte so aus ihm heraus: „Es ist einfach unglaublich, da unten zu sein“. Nicht gerade alltäglich, dass sich der 14-Jährige so gegenüber Fremden öffnet. Schließlich geht er zusammen mit den anderen Teilnehmern ansonsten auf die Sprachheilschule Helene Fernau Horn in Stuttgart-Freiberg. Da unten, das heißt in fünf Metern Tiefe unter Wasser. Im Rahmen der Projekttage haben die 12- bis 16-Jährigen ihre Klassenzimmer in dieser Woche gegen das Untertürkheimer Inselbad eingetauscht. Durch die Unterstützung der Tauchsportabteilung des PSV Stuttgart nehmen sie gemäß dem Motto der Projektwoche „Die Schule geht auf Reisen“ an einem Tauchkurs teil - reisen in die Unterwasserwelt.

Nur gelegentliche Blasen an der Oberfläche im Sprungbecken des Untertürkheimer Inselbads zeugen von den Tätigkeiten unter Wasser. „Das ist ein gutes Zeichen, denn dann Atmen die Jugendlichen richtig“, erklärt Tauchlehrer Kilian Bezold - lediglich sechsmal pro Minute. An zwei Tagen haben die Schüler der sechsten bis neunten Klasse die nötigen Grundlagen erlernt. Nach Übungen im Schwimmerbecken tauchen sie nun im tiefsten Becken Stuttgarts ab.

Wie Schatten wandern die Schüler immer in Begleitung eines Tauchlehrers - Buddy genannt - durch das Wasser. Immerhin rund eine halbe Stunde sind die Kinder im Becken, spielen sogar mit einem Unterwasserfrisbee „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, sogar noch besser als Fliegen“, schwärmt der 14-jährige Lucas. Zu Beginn habe er noch etwas Angst gehabt, „aber wenn man im Wasser schwebt, träumt man ein Fisch zu sein“. Die Schüler lernen sehr schnell. „Er kommuniziert gut unter Wasser und fängt auch bereits an, Probleme zu lösen anstatt dem Reflex nachzugeben, aufzutauchen“, sagt seine Tauchlehrerin Janina Rüger. So gut sogar, dass Lucas bereits beim ersten Tauchgang ein besonderes Erfolgserlebnis hatte. „Ich habe auf dem Grund des Beckens einen silbernen Ohrring entdeckt.“

Auf die Idee des Projekts kam Lehrerin Lipika Kalzén. „Es ist für die Kinder zum einen wichtig, dass sie auch einmal außerschulischen Kontakt genießen. Zum anderen lernen sie eine neue Form der Kommunikation kennen“, erklärt die Pädagogin. Denn unter Wasser kann man sich nur mit Zeichen verständigen. Eine Aufgabe, die die sprachschwachen Kinder schnell erlernen. „Sprache besteht aus Strukturen, das Tauchen hilft dies zu erkennen“, ist Kalzén überzeugt. Zudem „bauen sie mehr Selbstbewusstsein auf, indem sie etwas kennenlernen, das nur wenigen möglich ist“, ergänzt ihre Kollegin Amrei Meyer. Möglich machte dies die Tauchsportabteilung des PSV, die sich „gerne sozial engagiert“, betont Bezold. Das dreitägige Projekt wurde ausschließlich ehrenamtlich von den Mitgliedern der Tauchsportabteilung betreut. Die passenden Bedingungen fand man in Untertürkheim. Die städtischen Bäderbetriebe Stuttgart halfen gerne dabei, „zu zeigen, dass man im Wasser mehr machen kann, als schwimmen“, betont Inselbadleiter Arvid Donert - zum Beispiel Eintauchen in die Unterwasserwelt.