Auf dem Rotenberger Friedhof werden endlich Rasengräber ausgewiesen, die Rotenbergern vorbehalten sind. Foto: Mathias Kuhn - Mathias Kuhn

Die Rotenberger haben jetzt doch die Möglichkeit eine alternative Bestattungsform zu wählen. Auf dem kleinen Ortsfriedhof werden gerade zwölf Rasengräber für je vier Urnen eingerichtet.

RotenbergMit Genugtuung registrieren die Hinterbliebenen, die zurzeit auf dem Rotenberger Friedhof die Gräber ihrer Lieben pflegen, die Arbeiten im oberen Bereich des Gottesackers. Es hat sich herumgesprochen: Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt wird dort Rasengräber einrichten. „Endlich“, sagt Rose Hoffmann. Die Freie-Wähler-Bezirksbeirätin hat mit ihrem Kollegen Gerald Multerer bereits vor drei Jahren einen Antrag gestellt, alternative Bestattungsmöglichkeiten auch auf dem Rotenberger Friedhof zuzulassen. Die Bezirksbeiräte brachten damit den Wunsch vieler Anwohner zum Ausdruck. „Oftmals wohnen die Hinterbliebenen weit entfernt von Rotenberg und haben Schwierigkeiten die sorgfältige Grabpflege zu gewährleisten“, erklärt Hoffmann. Sogenannte Rasengräber sind deswegen eine nicht so pflegeintensive Alternative – nicht nur in Rotenberg.

Denn neue Formen der letzten Ruhestätten liegen im Trend. Die Stadtverwaltung musste reagieren. Erdgräber werden immer seltener gewählt. Urnengräber machen bereits 70 Prozent aller Bestattung aus. Ob Baumgräber, Urnenwand, Gemeinschafts- oder Rasengräber – mittlerweile bietet die Friedhofsverwaltung auf 28 der 41 Stuttgarter Friedhöfe alternative Bestattungsformen an. Rotenberg schaute bislang – trotz dem Freien-Wähler-Antrag – in die Röhre.

Erweiterung denkbar

Doch was lange währt, scheint nach dauerndem Nachhaken doch zum Erfolg zu führen. „Wir richten gerade zwölf Urnenwahlgräber für je vier Urnen in der Sonderlage ein“, bestätigt Annette Hasselwander, die Pressesprecherin des Garten-, Friedhofs- und Forstamts (GFF). Der Rotenberger Friedhof ist in verschiedene Abteilungen aufgeteilt. In der Abteilung 5 des Rotenberger Gottesackers wurden die Vorarbeiten für das neue Gräberfeld bereits getroffen. „Jetzt können die Rotenberger sich auch für ein Rasengrab entscheiden“, sagt Hoffmann. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Urnengräbern mit Grabfläche handelt es sich bei den zwölf neuen Standorten um Urnengräber auf einer Wiese. Das Gräberfeld soll den Charakter einer geschlossenen Wiese bewahren. Sämtliche Pflegearbeiten übernehmen die Mitarbeiter des Friedhofamts.

Deswegen sind keine Anpflanzungen durch die Hinterbliebenen, Einfassungen oder anderer Grabschmuck erlaubt. „In Erinnerung an die Verstorbenen können Grabliegeplatten mit einer Fläche von 45 mal 45 Zentimeter eingelassen werden“, erklärt Hasselwander. Auf der Steinplatte darf der Name, das Geburts- und Sterbedatum des Verstorbenen und eventuell ein Symbol geschrieben sein. Hasselwander: „Blumen sollen gemäß der Satzung nur am Rande des Feldes auf einer Ablagefläche platziert werden.“ Diese werde in absehbarer Zeit errichtet. Die Laufzeit der Rasengräber beträgt 20 Jahre. Bei Bedarf könne diese auch verlängert werden.

Wie lange die zwölf neuen Rasengräber den Bedarf der Rotenberger decken können, muss sich zeigen. „Sie müssen auf alle Fälle den Rotenbergern vorbehalten sein“, fordert Hoffmann. Einige Hinterbliebenen hätten nämlich ein Anschreiben der Friedhofsverwaltung erhalten, in dem ihnen mitgeteilt wurde, dass in den als Familiengrab ausgewiesenen Erdgräbern jetzt doch niemand mehr bestattet werden dürfe. Zudem: Eine Art von Vorabreservierung der neuen Rasengräber sei, so Bezirksbeirätin Hoffmann, völlig ausgeschlossen.

Die Stadtverwaltung hat deswegen bereits Optionen prüfen lassen. „Bei Interesse der Genossenschaften und bei Bedarf könnte gegebenenfalls eine Gemeinschaftsgrabanlage vorgesehen werden“, verrät Hasselwander.