Der Spielplatz in der Luise-Benger-Straße war für den Nachwuchs ein Paradies. Nun sind die Spielgeräte abmontiert. Foto: Glocker Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Großkundgebung am Mittwoch vor dem Uhlbacher Rathaus. Knapp 100 Eltern mit Kindern machten mit Trillerpfeifen, Plakaten und Geschrei ihrem Ärger Luft. In einer „Nacht- und Nebelaktion“ hatten Mitarbeiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts ein Spielhaus und das beliebte Kombinationsgerät zum Klettern und Rutschen am Sandkasten entfernt. Ersatzlos. Bis auf zwei Wippen und einer Babyschaukel ist Uhlbachs einziger Kinderspielplatz verwaist. Die Bezirksbeiräte reagierten mit Unverständnis.

Aufruhr im sonst friedlichen Uhlbach: Eltern und Kinder trauten Ende Juni ihren Augen nicht. Kahlschlag auf dem Spielplatz in der Luise-Benger-Straße. Sämtliche, für Kinder attraktive Spielgeräte waren quasi über Nacht abgebaut worden. Außer zweier Miniwippen - übrigens eine Spende von Uhlbacher Vereinen - und einer Babyschaukel gibt es nichts mehr, was Kinder zum Spielen reizen würde. Dabei ist das hügelige Gelände unweit des städtischen Kindergartens und der Grundschule der Treffpunkt für junge Familien mit Kindern. „Er erfüllt eine wichtige Funktion. Während unsere Kinder in Ruhe und im Schatten spielen, können wir Eltern uns austauschen und miteinander reden“, betont Elternsprecherin Hannah Glocker die soziale Funktion der Anlage. Im Mittelpunkt stehen allerdings die Kinder. Bis vor drei Wochen konnte sich Uhlbachs Nachwuchs auf dem Kombinationsgerät mit Kletter- und Rutschmöglichkeiten austoben oder in und rund um das Dreieckhaus spielen.

In einer Hauruck-Aktion, so Elternvertreter Uwe Becker, seien die bei den Kindern beliebten Geräte abgebaut, die Eltern vor den Kopf gestoßen worden. Laut Garten-, Friedhofs- und Forstamt sind bei der Sicherheitsüberprüfung im Juni erhebliche Mängel an den Geräten festgestellt worden. Die Gutachter konnten es nicht mehr verantworten, dass die Geräte benutzt werden. Sie wurden entfernt. Ersatzlos. „Sicherlich können Spielgeräte aus Holz morsch werden. Aber dies fault nicht in wenigen Tagen. Deshalb verstehen wir nicht, warum nicht rechtzeitig Mittel zur Verfügung stehen, um diese schnell zu ersetzen“, sagen Becker und Glocker.

Mit „völligem Unverständnis“ reagierten auch die Bezirksbeiräte Peter Aichinger (Freie Wähler) und Michael Jantzer (SPD) in der nach der Demonstration stattfindenden Sitzung der Lokalpolitiker. „Wir können nicht akzeptieren, dass mitten in den Sommermonaten die Spielgeräte abgebaut werden, ohne dass neue Geräte sofort wieder installiert werden“, sagt Sigrid Zaiß (CDU). FDP-Bezirksbeirat Walter Zinser warf der Stadtverwaltung „Organisationsversagen“ vor. „Die Spielgeräte altern nicht von einem Tag auf den anderen. Das kann man im Frühjahr prüfen. Die Nacht- und Nebelaktion ist ein Irrsinn“, ärgerte er sich. Einstimmig beschlossen Obertürkheims Bezirksbeiräte deswegen umgehend die Spielgeräte zu ersetzen, oder sollte dies nicht möglich sein, übergangsweise übrig gebliebene Geräte aufzustellen. Zudem soll die dort seit langem defekte Wasserpumpe auch schnellstmöglich repariert werden.

Laut Garten-, Friedhofs- und Forstamt soll bald eine neue Doppelschaukel aufgestellt werden. Für weitere Spielgeräte fehlen hingegen offensichtlich die Mittel. Erst für den kommenden Doppelhaushalt seien neue Gelder beantragt. Für die protestierenden Eltern und Kindern ist die Auskunft eine Farce. „Da spricht OB Fritz Kuhn von einer kinderfreundlichen Stadt und für Spielgeräte fehlt das Geld“, meint eine verärgerte Mutter. „Daimler, Porsche, Bosch, Mahle - aber kein Geld für unseren Spielplatz?“, lautete ein Slogan eines Protestplakates.