Bis 2023 läuft der Mietvertrag der Post. Ob danach Pakete noch abgeholt werden können, muss sich zeigen. Foto: Kuhn - Kuhn

Durch die Neugestaltung des Postareals könnten ab Mitte 2023 weniger Lagerflächen für Pakete zur Verfügung stehen. Stadträte sorgen sich um die Paketanlieferung und fordern, bereits jetzt nach Lösungen zu suchen.

UntertürkheimDer Bereich zwischen dem Postamt und Kreisverkehr in der Mettinger Straße soll neu geordnet werden. Die Stadt hat ein Gutachterverfahren ausgeschrieben. Architekten sollen Visionen erarbeiten, wie verschiedene Wünsche unter einem Dach vereinigt werden können und der Ortskern eine Aufwertung erfährt. Das Verfahren hat im Januar begonnen. Im April sollen die Ergebnisse vorliegen. Eine Jury soll die Vorschläge dann bewerten. Bei einem Vortreffen wurden die Rahmenbedingungen erläutert. „Dabei ist uns aufgefallen, dass es ab 2023 keine Paketanlieferung in Untertürkheim mehr geben wird“, sagt CDU-Stadträtin Beate Bulle-Schmid. Das Untertürkheimer Postamt ist zentraler Stützpunkt für Wangen und Untertürkheim. Viele Firmen und Dienstleister aus den Oberen Neckarvororten liefern dort ihre Pakete und Päckchen ab, und wenn der Paketzusteller der Deutschen Post den Kunden nicht angetroffen hat, kann dieser die Postsendung in der Augsburger Straße abholen. Im alten Postgebäude ist noch genügend Fläche für die Aufbewahrung vorhanden. Der Mietvertrag gilt aber nur noch bis 2023. „Die Deutsche Post hat vor mehr als zehn Jahren bundesweit eine große Anzahl an Postgebäuden verkauft. Das Untertürkheimer Postamt gehörte dazu“, erklärt Post-Pressesprecher Hugo Gimber. Vor einigen Jahren hat Aldi die Immobilie erworben, mit dem Ziel das Gebäude umzubauen. Noch gibt es keine konkreten Pläne. Zwar wird in den Rahmenbedingungen des Gutachterverfahrens eine Postfiliale vorausgesetzt. Für größere Paketlagerflächen ist kein Platz.

Suche nach Alternativen

Doch wo sollen die Bürgerinnen und Bürger sowie die gewerblichen Anlieferer künftig ihre Pakete aufgeben?, fragen sich Beate Bulle-Schmid und Fritz Currle von der CDU sowie Konrad Zaiß und Ilse Bodenhöfer-Frey von den Freien Wählern in einer gemeinsamen Anfrage an die Stadtverwaltung. „Und wo müssen die Postkunden künftig ihre nicht zugestellten Pakete und Päckchen abholen? Etwa in Bad Cannstatt als nächst größeres Postamt?“, fragt Bulle-Schmid. Das sei sicher keine Lösung. Die Cannstatterin mag sich nicht ausdenken, was passieren würde. Rund um den Bahnhof gäbe es eh kaum Parkplätze und der Weg sei den Verbrauchern aus Untertürkheim und Wangen kaum zuzumuten. Dies sieht auch Ilse Bodenhöfer-Frey von den Freien Wählern so. „Deswegen muss jetzt bereits mit der Suche nach einer Lösung begonnen werden“, fordert die Rohrackerin.

Was unternimmt die Stadt, um die Paketanlieferung der Oberen Neckarvororte auch dort sicherzustellen? Besteht Interesse von Seiten der Post, die Anlieferung in Unter- und Obertürkheim weiterhin zu ermöglichen?, wollen die Stadträte wissen. Das einstige Bundesunternehmen hat sich offenbar noch nicht mit der künftigen Ausrichtung befasst. Zurzeit wird das Postamt von der Postbank betrieben. „An unserem Standort in der Augsburger Straße 380 in Stuttgart befinden wir uns in einem Untermietverhältnis bei der Deutschen Post. Der Mietvertrag läuft noch bis Mitte 2023. In der Regel verhandeln wir 24 Monate vor Ablauf des Mietvertrags mit dem Bestandsvermieter über eine Verlängerung oder beginnen mit der Suche nach einem Alternativstandort“, sagt Postbank-Pressesprecherin Jasmin Feustel.

Auch Gimber kennt bisher keine Nachfolgepläne nach 2023. „Das ist zurzeit noch spekulativ.“ Sicher sei jedoch, dass auch künftig in Untertürkheim Briefe und Pakete abgegeben werden können. Die Post-Universaldienstverordnung schreibe gesetzlich vor, dass in größeren Kommunen eine Einrichtung der Post vorhanden sein muss. Und zwar innerhalb von höchstens zwei Kilometern Entfernung. Das gelte allerdings nur für die Post- und Paketannahme. Für Pakete, die der Kunde abholen will, sei dies nicht der Fall. „Jetzt muss man erst abwarten, wie die Pläne für das neue Zentrum aussehen, mit welchem Partner wir zusammenarbeiten können und wie sich die Postbank entscheidet“, so Gimber. Vielleicht sei ein Paketshop eine Alternative und zudem nutzen viele Kunden heute bereits die Paketstationen. Die Stadträte wollen mehr Klarheit. „Wie kann die Stadt Stuttgart unterstützend tätig sein, damit das Problem befriedigend im Sinne der Bevölkerung in den Oberen Neckarvororten gelöst wird?“, wollen die Politiker von der Stadt wissen.