An vielen Stellen ist der Bußbach sehr stark verbaut, der Gehweg hingen sehr schmal. Foto: Alexander Müller - Alexander Müller

Es ist eines der wenigen Naturidylle im Stadtbezirk Hedelfingen. Allerdings ist der Bußbach stark verbaut. Deshalb plant die Stadt den 640 Meter langen Unterlauf in Rohracker zu renaturieren.

RohrackerEs ist eines der wenigen ebenerdigen Naturidylle im Stadtbezirk: das Bußbachtal. Auch als Spazierweg ist der 640 Meter lange Unterlauf bei Rohracker Bürgern und Bewohner des Emma-Reichle-Heims sehr beliebt. Er beginnt am Parkplatz des Vereinsgeländes der SportKultur Stuttgart – wenige Schritte gegenüber der Pflegeeinrichtung – und verläuft bachaufwärts vorbei am Aktivspielplatz Dürrbachtal und den Tennisplätzen des früheren SKV Rohracker. Drei Brücken über den Dürrbach ermöglichen es, vorzeitig in den Ortskern abzubiegen. Allerdings ist der Bachlauf sehr „stark verbaut“, berichtete Anne Heuring vom Tiefbauamt dem Bezirksbeirat. Daher plant die Stadt, den Bußbach nun zu renaturieren.

In den 1930er-Jahren wurde der Unterlauf mit verschiedenen Materialien am Ufer und der Bachsohle im Hinblick auf den Hochwasserschutz begradigt und eingeengt. Nun soll dieser Verbau wieder entfernt, der „gesamte Bachquerschnitt aufgewertet werden“, betonte die für die Gewässer zuständige Mitarbeiterin. Dies biete denn auch den nötigen Platz, um auch den Gehweg zu erweitern. Denn dieser ist mit lediglich 50 Zentimetern sehr schmal, zudem weist er zahlreiche Löcher und Risse auf – Stolperfallen nicht nur für die Bewohner des Emma-Reichle-Heims. Aus diesem Grund hatte der Stadtseniorenrat bereits eine Sanierung des Gehwegs gefordert.

Die Stadt geht nun einen Schritt weiter. Bereits seit längerem hat die Stadt daher einige Gartengrundstücke erworben. „Wir benötigen aber noch weitere“, betonte Heuring. Um auch die restlichen Eigentümer von der Idee zu überzeugen, soll bis Ende des Jahres eine Bestandsvermessung und bis Frühjahr 2020 dann eine sogenannte Idealplanung den Anwohnern in einer Informationsveranstaltung vorgestellt werden, „um zu zeigen, was möglich wäre“, erklärte Heuring den Fahrplan der Stadt.

Mit Wohlwollen nahmen die Bezirksbeiräte die Planung der Stadt auf, allerdings wies Carmen Mammoser-Walddörfer darauf hin, dass „das vorhandene Naturidyll mit den Gartengrundstücken“ nicht zerstört werden dürfe. Dies sei aber nicht der Fall, konnte Heuring beruhigen, schließlich werde nur die direkt angrenzenden Bereiche und auch nur ein Teil davon benötigt. Und auch die Bedenken von Werner Ott (SÖS-Linke-Plus) hinsichtlich der wichtigen Bedeutung als Hochwasserschutz konnte Heuring zerstreuen: „Das ist ein entscheidender Faktor bei Neuplanungen in Wohnbereichen.“

Die Renaturierung sei ein wichtiges Gut für ein Stück mehr Lebensqualität in den Ortschaften, zeigte sich Annette Baisch (Freie Wähler) angetan, zumal man im Rahmen des städtischen Masterplans „Stadt am Fluss“ mit Blick auf die verbauten Anlagen am Stuttgarter Neckarhafen für den Stadtbezirk kaum etwas zu erwarten habe. Noch einen Schritt weiter ging Mario Graunke (CDU). Im Blick auf die geplanten Ausgleichsmaßnahmen für Stuttgart 21 kann er sich auch eine weiterführende Renaturierung entlang des Dürrbachs vom Sportgelände der SportKultur in Richtung Hedelfingen bis zum Bächlenweg vorstellen, wie dies der Bezirksbeirat bereits gefordert hatte.

In die Planungen einfließen sollen auch die Bedenken von Anrainern. Sie monieren, dass der Bußbach nach starken Regenfällen sofort erheblich anschwillt und das Bachbett dadurch immer mehr ausgespült werde. Zudem führte das Wasser dann zahlreiche Fäkalien mit sich. „Dann spielen die Kinder sprichwörtlich in der Scheiße.“

Möglichkeiten, die alle aber nur dann zutreffen könnten, wenn alle Grundstückseigentümer zustimmen, „denn eine Enteignung kommt nicht in Frage“, betonte Meuring auf Anfrage von Dieter Bohnacker (CDU). Für eine neue Naturidylle am Bußbach.