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Die Stadt hat eine Machbarkeitsstudie für die Hedelfinger Kelter in Auftrag gegeben. Demnach könnte dort ein Raum für Sportkurse untergebracht werden. Er könnte die alte Schulturnhalle ersetzen.

HedelfingenDie alte Turn- und Versammlungshalle in der Hedelfinger Straße ist ein Relikt aus der Zeit, als am Hedelfinger Platz noch Kinder die Schulbänke drückten und in der nahen Halle Sportunterricht hatten. Das lang gestreckte Gebäude diente zudem als Treffpunkt für Feste, Konzerte, Leistungsschauen und Versammlungen. Heute treiben dort einige Kinder- und Erwachsenengruppen Sport und Gymnastik – wenn das Gebäude nicht, wie gerade, wegen Schäden geschlossen ist. „Die Turn- und Versammlungshalle ist stark sanierungsbedürftig“, hat die Stadtverwaltung festgestellt. Eine Sanierung scheint nicht sinnvoll. Deswegen hat die Stadtverwaltung untersucht, wie der Wegfall der Turn- und Versammlungshalle kompensiert werden könnte.

Der Blick fiel auf die historische Kelter im Ortskern. Sie ist ein Wahrzeichen von Hedelfingen. Die Gesamtnutzfläche des Gebäudes beläuft sich auf 1250 Quadratmetern, wovon etwa 943 Quadratmeter auf das Erdgeschoss und 307 Quadratmeter auf den Dachstock entfallen. Im Erdgeschoss sind ein Büro und der Verkaufsraum der Weingärtnergenossenschaft sowie Nebenräume. In Obergeschoss befindet sich zusätzlich zum nicht ausgebauten Dachboden noch eine Wohnung mit 115 Quadratmeter. Der historische Teil entlang der Fruchtstraße stammt aus dem Jahr 1600, um 1901 wurde ein Kelterschuppen angebaut. „Das eigentliche Keltergebäude steht unter Denkmalschutz, die Landesdenkmalbehörde beurteilt jedoch den Schuppen als zum Ensemble dazugehörend“, informierte Daniel Nikoleizig vom Liegenschaftsamt vor wenigen Wochen den Bezirksbeiräten.

Genutzt wird die Kelter laut Stadtverwaltung nur an zwei Monaten im Jahr intensiv für den Weinbau. Eine Innenbesichtigung habe ergeben, dass noch Platzreserven vorhanden seien, da die Kelter den Wengertern nur noch als Anlieferungsstelle der Maische, Flaschenlager und Verkaufsstelle diene. In einer Machbarkeitsstudie wurde die weitere Nutzung untersucht. Im Schuppenbereich – in Richtung des Feuerwehrhauses – könnte demnach eine etwa 180 Quadratmeter großer Fläche gewonnen werden. Aus energetischen und konstruktiven Gründen wäre dies laut Stadtverwaltung nur machbar, indem ein separater „Kasten“ ins Gebäude geschoben würde. Dank dieses Haus-in-Haus-Systems entstünde ein Raum, in dem beispielsweise Seniorengymnastik, Kinderturnen, Yoga- und Entspannungskurse angeboten werden könnten. Am Rande würden Toiletten, Sanitäranlagen, eine Theke und Koch- und Cateringgelegenheiten platziert.

3,3 Millionen Euro für den Umbau

Der Kubus könnte entsprechend gedämmt und energetisch optimiert werden. Dieser Veranstaltungsraum würde durch eine Falttür von der großen Lager- und Kelterfläche getrennt. „Im Bedarfsfall könnte die Wand aber entfernt werden, sodass für die Kirbe oder für andere Festivitäten ein größerer Bereich entstünde, aber die Wengerter ihre Flächen für die Traubenanlieferung und -verarbeitung behalten“, berichtete Nikoleizig. Die Kosten für den Teilumbau und die Neustrukturierung der Hedelfinger Kelter hat der Architekt mit 3,3 Millionen Euro veranschlagt.

Laut Machbarkeitsstudie könnte durch diese neuen Räumlichkeiten der Wegfall der Turn- und Versammlungshalle „weitgehend“ kompensiert werden. Dem konnte am Freitag Bezirksvorsteher Kai Freier und die Bezirksbeiräte in der vergangenen Sitzung nicht zustimmen. In einer Vordringlichkeitsliste der Stadtverwaltung werde jetzt bereits der Bedarf nach einer neuen Sporthalle für Hedelfingen und Wangen dargestellt und Mittel für den Bau einer neuen Sport- und Vereinshalle für den Haushalt angemeldet. Kritik von Anwohnern und Bezirksbeiräten erntete auch, dass heute bereits Parkplätze rund um die Kelter fehlen und der Druck sich durch die Kelterbesucher erhöhe. Das vom Tiefbauamt vorgestellte Parkkonzept überzeugte die Kritiker nicht.

Alternativstandorte gesucht

Die Hedelfinger Politiker haben deswegen die Stadt aufgefordert, alternative Standorte für einen Neubau zu prüfen. „Neben der angesprochenen, nicht benötigten Friedhofserweiterungfläche an den Otto-Hirsch-Brücken ist auch die Fläche der SportKultur Stuttgart sowie das gegenüberliegende Nill-Areal zu prüfen“, heißt es in der Vorlage der Stadt. Für diese weiteren Untersuchungen haben die Stadträte nun einstimmig 900 000 Euro bewilligt. „Ein wichtiger Schritt“, freute sich Kai Freier, betonte im Namen des Bezirksbeirats aber nochmals, dass der Kelterumbau keineswegs ein Ersatz für die Turn- und Versammlungshalle sein dürfe.