Die Foto: Mathias Kuhn - Mathias Kuhn

Alteingesessene Rohracker kennen sie als „Himmelsstaffel“. Nun soll die schmale Verbindungstreppe zwischen Rohrackerstraße und Speidelweg einen neuen Namen erhalten: Otto-Warth-Staffel.

RohrackerSie ist steil, steinig und etwas verwunschen. Die schmale Staffel zwischen der Rohrackerstraße und dem Speidelweg soll nach dem Willen des Bezirksbeirats nun einen Namen erhalten: Als Otto-Wahl-Staffel soll sie an den couragierten Widerstandskämpfer erinnern.

Für Ortsunkundige ist der Einstieg wenige Meter entfernt von der Bernhardskirche auf der gegenüberliegenden Seite der Rohrackerstraße nur schwer zu finden. Der schmale Treppenaufgang führt steil den Hang hinauf, zuerst zwischen den Häusern und später vorbei an den Gartengrundstücken in Richtung Edenberg und schließlich bis zum Speidelweg. Die langjährigen Bewohner von Rohracker kennen sie als Himmelsstaffel, manche nennen sie auch Schulstaffel, weil sich unweit davon die ehemalige Schule befand. Im offiziellen Verzeichnis der Stadtverwaltung gehört sie zum Geißhirtlesweg. Doch für die meisten Rohracker ist dies lediglich der Begriff für den schmalen Fußweg neben der Kirche von der Rohrackerstraße zum Ortskern, die Verlängerung bringen sie damit nicht in Verbindung. Schließlich liegen beide Treppen rund 50 Meter auseinander. Und eine Hinweistafel auf die Fortführung fehlt bislang.

Grund genug für die Bezirksbeiratsfraktion der SÖS-Linke-Plus mit Werner Ott und Raili Salmela einen Antrag auf Umbenennung zu stellen. In Zukunft soll die Staffel den Namen von Otto Wahl tragen. „In Erinnerung an sein Schicksal während des Dritten Reichs wollen wir sie dem couragierten Widerstandskämpfer widmen“, erklärte Ott. Der 1910 geborene Wahl hatte sich wie viele Rohracker Bürger politisch engagiert und leistete Widerstand gegen das Nazi-Regime. Deswegen wurde er 1935 verhaftet und kam über das Zuchthaus Ludwigsburg, die Konzentrationslager Welzheim und Dachau schließlich von 1939 bis 1945 ins KZ Mauthausen in Österreich. Nach seiner Entlassung lebte er bis in die 1980er-Jahre wieder in Rohracker.

In seiner vergangenen Sitzung hat der Bezirksbeirat nunmehr beschlossen einen Antrag beim Haupt- und Personalamt zu stellen. Sollte die Prüfung positiv verlaufen, entscheidet letztlich der Gemeinderat über die Umbenennung. Diese soll exemplarisch für alle Rohracker Widerstandskämpfer stehen. Deshalb kann sich Ott mit seinen Mitstreitern auch einen entsprechenden Zusatztext am Namensschild vorstellen auf dem auf die gesamte Widerstandsgruppe hingewiesen wird. „Denn der Familie ist es wichtig, dass die Mitkämpfer nicht vergessen werden“, betont Ott.

Eine Würdigung, die sich auch Bezirksvorsteher Kai Freier gut vorstellen kann: „Vielleicht könnte man im Zuge dessen auch eine Aufstellung machen, um an weiteren wichtigen Punkten im Stadtbezirk entsprechende Hinweistafeln anzubringen“ – wie es in anderen Stadtbezirken bereits der Fall ist. Zunächst einmal muss aber die Stadtverwaltung der Umbenennung in Otto-Wahl-Staffel zustimmen.