Spitzenathleten wie Olympiateilnehmerin Vanessa Gramberg Foto: Mathias Kuhn - Mathias Kuhn

Dass das Inselbad wieder ab 7 Uhr geöffnet hat, nutzen viele Badegäste. Topschwimmer, Hobbysportler, fitte Rentner und junge Familien nutzen die frühmorgendliche Ruhe in Stuttgarts größtem Freibad.

UntertürkheimMorgens zwischen 7 und 8 Uhr ist für die Stammgäste des Inselbads normalerweise die Welt noch in Ordnung. Kaderschwimmer – darunter Olympiateilnehmerinnen – und Hobbysportler ziehen im Sportbecken ihre Bahnen, Nachwuchs-Wasserballer trainieren im Sprungbecken, am oberen Ende des Familienbeckens halten sich Seniorinnen und Senioren mit Aquajogging fit und junge Familien planschen im Kinderbecken. Gestern früh wuselte jedoch ein Fernsehteam am Beckenrand umher. Das Morgenmagazin berichtete live aus dem Inselbad. Denn bei der Sahara-Hitze war die beste Erfrischung im Inselbad.

Vanessa Gramberg lässt sich von dem „Medienrummel“ nicht beeindrucken. Die Stuttgarter Spitzenschwimmerin ist bereits für die deutsche Olympiamannschaft in Rio gestartet. Kontinuierlich krault sie eine Bahn nach der anderen. Sie und ihre Kolleginnen auf der Nachbarbahn haben das nächste Ziel vor Augen: die Deutsche Meisterschaft Anfang August in Berlin. „Im Inselbad haben wir die idealen Trainingsbedingungen: Das Wasser ist optimal temperiert, die Bahnen sind abgeteilt und mit dem Personal und den anderen Badegästen haben wir einen netten Kontakt“, sagt die Spitzensportlerin auf Bahn zwei. Auf Bahn drei dreht Pascal Kolb seine Runden. „Ich trainiere für einen Triathlon in Roth, an dem ein Team unserer Firma teilnehmen wird und ich den Part der Schwimmdisziplin übernehme“, erklärt Kolb. Kurz vor 8 Uhr steigt er aus dem Becken. Vom Inselbad geht’s direkt ins Büro. „Training ist der beste Start in einen heißen Arbeitstag“, meint der Sportler und verabschiedet sich in Richtung Dusche.

Bernd Schnepf aus Uhlbach bleibt ein paar Minuten länger im Wasser. Nach einem Dutzend Bahnen kommt dem Uhlbacher und seinen Arbeitskollegen Jan Matz und Tamara Braun eine Verschnaufpause am Beckenrand fürs Interview nicht unrecht. „Wir haben in Waiblingen beim Volksmarathon teilgenommen und trainieren nun, um fit für den nächsten Wettbewerb zu bleiben“, sagt Braun. Während die ersten Berufstätigen gegen acht Uhr bereits das Bad verlassen, passieren zwei Schulklassen und weitere Spitzensportler den Eingangsbereich.

Dienstags und donnerstags ist das Sprungbecken für die Wasserballer reserviert. Die jungen Männer mit den breiten Schultern kommen aus den umliegenden Eliteschulen. „Mit Zoran Bozic haben wir sogar einen Nationalspieler, der sich für die EM vorbereitet“, sagt Mannschaftskollege Michel Denneler. Weil die Wasserballer das Sprungbecken belegen, weicht Brigitte Frech ausnahmsweise ins Familienbecken aus. Die Hedelfingerin kommt – normalerweise mit ihrem Mann Rainer – drei- bis viermal in der Woche zum Schwimmen in Stuttgarts größtes Freibad.

Rentnertalk im Familienbecken

Inselbad-Leiter Arvid Donert hat den oberen Bereich des Familienbeckens von der Gegenstromanlage und der Rutschbahn in der Mitte abgetrennt. „Damit unsere Stammgäste vom Trubel nicht gestört werden“, so Donert. Denn auch Renate Klein, Johanna Baumann, Monika Fick, Sylvie Wagner und die anderen fröhlichen Rentnerinnen aus Wangen bereiten sich auf den täglichen Triathlon vor: „Über die Neckarbrück’ laufen, ein bisschen Schwimmen und dann die anstrengendste Disziplin: das Neueste tratschen“, sagt Klein lachend. Mit dabei ist auch Erika Krause. Die 86-Jährige kommt seit 40 Jahren ins Inselbad. „Wir alle sind froh, dass unser ‚Insele’ wieder frühmorgens ab 7 Uhr öffnet. Dann ist es hier noch ruhig und erfrischend“, sagt sie.

Die überschaubare Zahl an Besuchern im Kinderbereich genießen auch Lisa-Marie Maglio mit dem jüngsten Schwimmer. Ihr 18 Monate alter Sohn Emilio lässt es sich nicht nehmen, in den Armen der Mama Rutsche zu fahren, vom Rand der Gegenstromanlage in die Arme seiner Mutter zu hüpfen und mit ein paar wilden Paddelschlägen zu schwimmen. „Er liebt das frische Wasser“, sagt die Cannstatterin. „Erst recht an so heißen Tagen“.