Armin Sabol mit seinen vier Goldenen Schallplatten. Foto: Roland Guth (z) - Roland Guth (z)

Armin Sabol musiziert am 20. September in Hofen. Der Musiker und Produzent aus Rotenberg hat beginnen mit Peter Schillings „Major Tom“ große Erfolge gefeiert und hat vier goldene Schallplatten.

RotenbergDer Rotenberger Armin Sabol spielt mit den „Muggabatschrn“ in Hofen beim Kulturverein Dudelsäckle am 20. September um 20 Uhr im Haus am See. Im Gespräch erzählt er von seiner erfolgreichen Musikerkarriere mit vier Goldenen Schallplatten.

Herr Sabol, Sie sind Gitarrist, Musikproduzent und Songwriter und blicken auf eine sehr erfolgreiche Musikerkarriere mit vier goldenen Schallplatten und 14 Millionen Mal verkauften Tonträgern, macht Sie das stolz?
Natürlich. Am meisten freut mich aber dabei, dass ich so lange im Geschäft bleiben konnte. Das ist mir fast noch mehr Wert als die Goldenen Schallplatten, denn es ist beileibe nicht selbstverständlich.

Hätten Sie das gedacht, als Sie im Alter von 16 Jahren 1977 mit Mat Sinner die Band Shiva gründeten?
Ehrlich gesagt, ja - wenn auch freilich nicht in allen Details. Ich war schon früh von meinem Talent überzeugt. Auch war mein innerer Drang mich ganz der Musik zu widmen, schon im Teenageralter unbändig stark. Ich fürchte, ohne dieses Selbstvertrauen hätte ich die lange und nicht immer nur leichte Wegstrecke nicht durchgestanden.

Mit der Band spielten Sie im Vorprogramm unter anderem von Nina Hagen. An was erinnern Sie sich bei dem Konzert?
Wir spielten im Rahmen eines Bandwettbewerbs in Dortmund, bei dem die Nina Hagen Band abends in derselben Halle als krönender Top-Act auftrat. Ich erinnere mich an zwei Dinge: Erstens wie hochprofessionell Sie und die Band rüberkamen. Perfekter Sound, perfekte Show. Auch ihre ausdrucksstarke und ungewöhnlich vielfältige Stimme hinterließen tiefe Eindrücke bei mir. Doch zweitens, vielleicht sogar noch deutlicher, ist mir der riesige schwarze Dildo im Gedächtnis geblieben, den Nina Hagen sich aufs Hinterteil gespannt hatte. Er wedelte herum, wie eine Antenne. Dass gezielte Provokation das Geschäft fördert, hatte sie offenbar früh verstanden. Lady Gaga begann ihre Karriere ähnlich.

Wie kamen Sie dazu, die Musik zum Beruf zu machen?
Das hat sich ergeben. Ich hatte es mir zwar erhofft, es aber nicht dadurch erzwungen, indem ich alles auf eine Karte setzte. Da es damals noch nicht möglich war Popularmusik zu studieren, begann ich den Eltern zuliebe ein Studium der Sprachen - mehr oder weniger als Alibi. Meine Hauptanstrengung galt der Musik. Mit 23 Jahren war ich durch den Erfolg mit Peter Schilling so viel auf Achse, dass ich das nicht weiterführen konnte und Profi wurde.

1981 trafen Sie Peter Schilling. Da war er noch nicht mit seinem „Major Tom“ berühmt...
Als ich ihn kennenlernte, befasste er sich mit tradit ionellem Schlager, ohne größeren Erfolg. Ich spielte auf ein paar seiner 4-Spur Demos Gitarren ein. Nach einigen Aufnahmen regte ich an, einen völlig anderen Sound auszuprobieren. New Wave und NDW waren extrem angesagt, in die Richtung sind wir losmarschiert. Die darauf folgenden Demos wurden so gut, dass die Produktionsfirma, mit dem er einen Vertrag hatte, sofort ein Album machen wollte. Weil die Demos so klar strukturiert und aussagekräftig waren, wollten sie das Projekt nicht in andere Hände geben, sondern ließen es uns selbst produzieren. So wurde ich zum Co-Produzenten des Projektes. Der Rest ist Geschichte.

Wie war die Zusammenarbeit mit ihm und wie ging es weiter mit Ihrer Karriere?
Der Erfolg kam rasant schnell und ging zwei, drei Jahre später fast ebenso schnell wieder zurück. Solange alles gut lief, war die Zusammenarbeit einfach. Danach nicht mehr. Ich arbeitete fortan hauptsächlich als Studiomusiker und Produzent. Seit den späten Neunzigern habe ich einiges an Production Music produziert, die weltweit regelmäßig als Hintergrundmusik in TV oder Werbung verwendet wird.

Mit welchen Bands haben Sie dann zusammengearbeitet?
Als Produzent habe ich unter anderem mit Heavy-Bands wie Rage oder Sinner gearbeitet. Für Acts wie die Fantastischen 4, Hazel’O’Connor oder Eric Burdon wurde ich als Studiomusiker engagiert, habe sogar an einigen Titeln Credits als Co-Autor. Im Jahr 2005 bin ich zusätzlich bei der Partyband „die Lollies“ („Hölle, Hölle“) eingestiegen.

Sie sind auch Autor und arbeiten auch als Journalist für Musikmagazine. Gab es da ein besonderes Erlebnis, an das Sie sich gerne erinnern?
Mittlerweile schreibe ich nicht mehr für Magazine, weil die Arbeit als freier Journalist leider nicht besonders gut entlohnt wird. Im Verhältnis zum Zeitaufwand könnte man sogar von mickrig sprechen. Ich erinnere mich trotzdem gerne an Interviews mit Gitarrenlegenden wie Brian Setzer, Slash oder Eddie Van Halen. Zu sehen, dass gerade die großen Stars ganz normale, nette Menschen sind, war eine gute Erfahrung. Die Wichtigtuer tummeln sich eher im Mittelfeld des Erfolges.

In de n 1990er-Jahren haben Sie mit der Hip-Hop-Band „Die Fantastischen Vier“ zusammengearbeitet. Was hat Ihnen dabei besonders gefallen?
Vor allem die Unbekümmertheit, die besonders zu Anfangszeiten in der Musik der Fantas zu spüren war. Es erinnerte mich an den Lauf, den wir mit Pierre (Peter) Schilling in den Monaten der Entstehung des Debütalbums „Fehler im System“, mitsamt „Major Tom“ hatten. Wenn man eine solche Strähne an glücklichen Umständen gepaart mit Kreativität und ungewöhnlichen Ideen erwischt, kann nichts schief gehen. Das war auch bei den Fantas so. Glücklicherweise haben sie das kreative Loch und den Druck, der nach den ersten Erfolgen kommt, erfolgreich verarbeitet. Deswegen stehen sie jetzt dort, wo sie sind.

Sie wohnen in Rotenberg. Werden Sie in Stuttgart erkannt und angesprochen?
Ich liebe Rotenberg. Es ist ein idyllisches Dorf, in dem man auch Urlaub machen könnte. Man lebt in den Weinbergen, der Wald ist nah und trotzdem ist man in kürzester Zeit in der City. Erkannt werde ich eher von Insidern oder alten Bekannten, nicht von der breiten Masse. Die Zeiten, als wir regelmäßig in der „Bravo“ oder im TV zu sehen waren, liegen ja auch schon lange zurück. Außerdem war ich meistens eher Sideman als Frontfigur. Damit kann ich gut leben.

Am 20. September treten Sie nun im Haus am See mit den Muggabatschrn beim Kulturverein s Dudelsäckle auf. Auf was dürfen sich die Zuhörer freuen?
Auf ein speziell für Fans der schwäbischen Pop- und Rockklassiker sicherlich hoch spannendes, zwei Stunden Konzert voller Ikonen unserer regionalen Popkultur. Wolle Kriwanek meets Hänk Häberle und Schwoißfuaß. Älles in aschtreinem Schwäbisch nadierlich.

Seit wann gibt es die „Muggabatschr und was haben Sie sich musikalisch zum Ziel gesetzt?

Die Band gibt es seit 2017, sie ist also relativ neu. Ich spiele seit Anfang 2019 mit, weil mir sowohl das Konzept wie die menschliche Komponente sofort zugesagt haben. Ich glaube, dass die Band noch deutlich bekannter werden wird. Erstens, weil sie richtig gut ist. Zweitens, weil es gilt die musikalischen Kleinodien des schwäbischen Kulturguts in Gegenwart und Zukunft zu transportieren.

Neben den Muggabatschrn sind Sie noch in der Partyband „Die Lollies“ Mitglied, die 1999 mit „Wahnsinn, Hölle, Hölle“ einen großen Hit landen konnten. Wie oft sind Sie mit den Bands im Jahr unterwegs?
Mit beiden Bands bin ich derzeit etwa 50 Mal im Jahr live unterwegs. Für einen Profimusiker ist das nicht besonders viel. Daher geben wir gewaltig Gas. Es spricht sich bereits herum, das Publikum dafür ist da.

Nächstes Jahr werden sie 60, haben Sie sich da etwas besonderes vorgenommen?
Was, schon 60? Stimmt! Und das, obwohl ich mit 18 dachte, dass man ab 30 zu alt ist, auf die Bühne zu gehen. Doch solange immer noch auch junge Leute drauf stehen, wenn man spielt, ist alles in Ordnung. Am meisten wünsche ich mir daher, dass mir sowohl der Spaß an der Musik wie auch die Gesundheit noch lange erhalten bleiben. Außerdem freue ich mich auf die Premiere meiner Guitarmania-Show am 11. Januar 2020 im Soundwerk Fellbach. Das wird eine multimediale Show zur langen und interessanten Geschichte der E-Gitarre. Ein neues Projekt, auf das ich selbst sehr gespannt bin.

Die Fragen stellte Iris Frey