Ein gedeckter Tisch für die Flugkünstler: Der Knödel mit Körnern und Früchten. Foto: dapd - dapd

Unter Naturschützern ist die Vogelfütterung ein kontrovers diskutiertes Thema. Richtig gemacht leistet die Fütterung der gefiederten Freunde einen Beitrag zum Schutz der Arten und Individuen.

UntertürkheimN icht nur den Menschen setzt die Kälte und das biestige Wetter zu. Wildtiere verbrauchen viel Energie und finden wenig Nahrung. Sie müssen ums Überleben bibbern. Meisenknödel, Körnermischungen und Vogelfuttersilos wären gute Alternativen. Doch soll man Vögel überhaupt füttern und wenn ja nur im Winter?

Kaum eine Frage wird unter Naturschützern so kontrovers diskutiert wie die Vogelfütterung in Hausgärten oder auf dem Balkon. Anke Beisswänger vom Naturschutzbund Baden-Württemberg empfiehlt die Fütterung der Vögel von November bis Ende Februar. Ornithologe Michael Eick hat seine Meinung geändert. „Vor ein paar Jahren hätte ich gesagt, dass ganzjährige Fütterung nicht notwendig ist. Heute halte ich sie für einen wertvollen Beitrag für den Artenschutz.“ Die Vögel fänden immer weniger Nahrung in Gärten und in der freien Landschaft. Ihn wundert der Rückgang der Arten und Individuen nicht, wenn er die Stein- oder Beton-Gärten sieht.

Meisenknödel, Körnermischungen sowie Futtersilos voll Haferflocken, Rosinen und anderen Leckerbissen bieten Ersatz für natürliche Futterquellen. Sie sind Energielieferant für die Tiere und Freudenquelle für Naturbeobachter zugleich. „Die Fütterung bietet die Chance, Vögel zu beobachten – und richtig durchgeführt schadet sie auch nicht“, sagt Pädagoge Eick. Tierfreunde sollten allerdings einige Regeln beherzigen: So sieht das klassische Futterhäuschen zwar meist hübsch aus, aber die meisten schützen nicht vor Nässe oder Wind. Das größte Manko ist, dass die gefiederten Gäste im Futter umherlaufen und es verschmutzen. Deswegen sollten Futterhäuser öfter mit heißem Wasser gereinigt werden. „Im Vergleich zu Häuschen schneiden deswegen geschlossene Futtersilos wesentlich besser ab. Sie sind wartungsfrei“, sagt Beisswänger.

Egal, ob Futterhaus oder -silo, wichtig ist der richtige Standort. „Sie müssen so aufgestellt oder aufgehängt sein, dass den gefiederten Gästen keine Gefahr von lauernden Katzen oder Greifvögeln droht“, sagt Eick. Bitte beachten: Fenster oder Glastüren in der Nähe können für die Vögel zu einer tödlichen Falle werden.

Selbst wenn alle Regeln beachtet werden, dürfe man die Vogelfütterung als Beitrag zur Arterhaltung nicht überschätzen. „Denn von der Fütterung profitieren vor allem jene Vogelarten, die nicht so sehr bedroht sind“, sagt Beisswänger. Die Vögel der offenen Landschaft wie Kiebitze, Feldleche oder Braunkehlchen bleiben der Futterstation fern. „Allerdings werden heute bereits ehemalige Allerweltsarten wie der Feldsperling, der freche Spatz, auf der Vorwarnliste zur Roten Liste geführt. Man dürfe die Vogelfütterung deswegen nicht mit Artenschutz verwechseln. „Da ist es wesentlich effektiver, zum Beispiel Gärten naturnah zu gestalten. Wer Nistkästen aufhängt, sorgt für zusätzliche Brutmöglichkeiten. Heimische Pflanzen wie Kornelkirsche, Weißdorn oder Roter Hartriegel bieten den Tieren Schutz – und ein umfangreiches Nahrungsangebot an Beeren und Samenständen bis in den Winter hinein“, so Beisswänger.

Tipps fürs Vogelhaus

Tierfreunde sollten für ein Vogelhaus einige Voraussetzungen beachten: Futter muss trocken und sauber bleiben. Das Vogelhaus muss so gebaut sein, dass das Futter nicht nass wird. Nasses Futter quillt auf und muss entfernt werden.

Hygiene ist das A und O für die Gesundheit der Tiere. Kein Kot darf ins Futter gelangen. Sonst breiten sich Krankheiten schnell aus. Deswegen sollte das Futter regelmäßig ausgetauscht und das Innere des Häuschens gereinigt werden. Vogelfreunde bürsten das Futterhaus ab und spülen es mit heißem Wasser aus. Bei der Reinigung muss auf scharfe Chemikalien verzichtet werden. Wichtig ist das richtige Futter: Vögel haben unterschiedliche Lieblingsspeisen. Als Basisfutter eignet sich eine Mischung aus Körner, Haferflocken und Rosinen. Die Samenmischung muss frei von Ambrosia-Samen sein. Amseln sind Allesfresser. Sie genießen Haferflocken, Sonnen- und Maiskörner, Nussbruch, aber sie picken auch an Apfelstücken. Meisen bevorzugen Fettfuttermischungen mit Sonnenblumenkernen. Eichelhäher lockt man mit Nüssen oder Maiskörner. Übrigens: Nicht ins Vogelhäuschen gehören Brot- oder andere Nahrungsreste. Wer einen toten Vogel findet, sollte reagieren. Für den Tod kann eine Salmonellose oder Trichomonaden der Grund sein. Diese Krankheiten übertragen sich schnell an den klassischen Futterhäuschen. Dann bitte Fütterung sofort einstellen, Futterhaus desinfizieren (mit stark verdünnter Essig-Essenz) und alle Futterreste am Boden entfernen.