Eine große Sternschnuppe sorgte am Dienstag für Aufsehen. 2013 wurde der Komet Ison mit dem Teleskop TRAPPIST aufgenommen. Foto: ESO/dpa Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Ein ungewöhnlich helles Licht am Himmel über Stuttgarter hat am Dienstagabend Aufsehen erregt. Bei der Polizei gingen einige besorgte Anrufe ein. Im Internet gibt es einige Bilder vom leuchtenden Himmelskörper. Die erste Vermutung, dass es sich um einen Meteor aus dem Sternschnuppensturm der Leoniden handeln könnte, scheinen sich nicht zu bestätigen.

Wer am Dienstag gegen 17.45 Uhr in den Abendhimmel geblickt hat, rieb sich vermutlich kurz danach die Augen. Ein heller Lichtschweif raste offensichtlich für Sekunden über den Himmel. „Bei uns haben einige besorgte Menschen angerufen und ein ungewöhnliches Lichtphänomen am Himmel gemeldet“, sagt Stephan Widmann von der Stuttgarter Polizei. Im Internet tauschten Nutzer ihre Erfahrungen aus. „Hat schon jemand über Bad Cannstatt und Untertürkheim die Sternschnuppe gesehen?“, fragt ein User. „Hat noch jemand in Stuttgart-Vaihingen den Mega-Asteroiden oder Kometen gesehen? Wo ist er gelandet?“, schreibt ein Stuttgarter auf Twitter. Nicht nur aus der Landeshauptstadt, sondern auch aus Esslingen aus Mannheim und von der Pfalz kamen ähnliche Kommentare. Sie beschrieben den Lichtschweif als eine „Mega-Sternschnuppe“ oder „eine hellgrüne Feuerkugel“, die Richtung Osten raste. Erste Fotos und ein Video sind im Internet aufgetaucht.

Die Filmdokumente können den Experten einen genaueren Fingerzeig geben, um welches Phänomen es sich bei dem Himmelskörper gehandelt hat. Andreas Eberle, der Vorsitzende des Vereins der Schwäbischen Sternwarte, hat die Lichterscheinung weder mit eigenen Augen gesehen noch bisher ein Foto zu Gesicht bekommen. Leider. Denn die Sternwarte auf der Uhlandshöhe besitzt eine Überwachungsstation, die nächtliche Himmelskörper aufzeichnet. Seit dem Brand in der Sternwarte sei die Station noch nicht wieder in Betrieb. „Aus diesen Bildern könnte man nämlich berechnen, aus welcher Richtung der Meteor gekommen ist“, sagt Eberle.

Kollegen hätten ihm jedoch ihre Beobachtungen mitgeteilt. Die Experten gehen davon aus, dass es um ein Teilchen eines Sternschnuppensturms handelt. Experten vermuteten zunächst eine Sternschnuppe aus dem Meteorschwarm der Leoniden. „Meteore bestehen aus Staub, Dreck und kleinen Gesteinsbrocken, die von einem Komet stammen“, erklärt Eberle. Im Falle der Leoniden wäre dies Komet 55P/Temple-Tuttle. „Leoniden heißen die Sternschnuppen, weil sie aus dem Sternzeichen des Löwen oder Leo zu kommen scheinen.“ In der Zeit von Mitte bis Ende November kreuzt die Erde die Umlaufbahn des Leoniden-Sturms. Dann können an wolkenlosen Nächten besondere Leuchterscheinungen am Nachthimmel beobachtet werden. Eventuell auch in den kommenden Nächten. Allerdings haben erste Auswertungen Zweifel ergeben. „Die Richtung stimmt nicht mit dem Verlauf der Leoniden überein“, so Eberle.

Eine Gefahr für die Erde seien die Sternschnuppen keinesfalls. „Es sind Staubpartikel, die meist nicht einmal die Größe eines Kieselsteins haben“, so Eberle. Beim Eintritt in die Atmosphäre zerfallen sie in winzig kleine Stücke. „Es sind auch nicht die Sandkörner, die man als leuchtendes Objekt am Himmel verglühen sieht“, so Eberle, „sondern es ist der Stickstoff oder der Sauerstoff in der Luft, der beim Auffahrunfall mit den Staubpartikeln die helle Farbe aussendet.“

Umgewöhnliche Himmelskörper

Als Meteore bezeichnet man im weiteren Sinne Leucht- und Wettererscheinungen in der Erdatmosphäre und an der Erdoberfläche. Daraus leitet sich auch das Wort Meteorologie für Wetter- und Klimakunde ab. Im engeren Sinn versteht man unter Meteor das Aufleuchten von Sternschnuppen, wenn sie in der Hochatmosphäre verglühen. Sie werden von kleinen, in die Erdatmosphäre eindringenden Meteoroiden erzeugt, die beim Verglühen die Luftteilchen ionisieren. Meteoriden haben meist nur die Größe eines Sand- oder Kieselkorns. Damit ein Gesteinsbrocken aus dem All auf die Erdoberfläche gelangen kann, muss er einen Durchmesser von fünf bis zehn Metern aufweisen. Auch dieser zersplittert beim Eintritt in die Atmosphäre in kleine Teile. Die wenigen bis zur Erdoberfläche herabfallenden Körper nennt man Meteorite (mit t). Sie werden unter Gesteinshändlern im Übrigen teuer gehandelt. Benannt werden die Meteorschwärme nach dem Sternzeichen, aus dem sie zu entströmen scheinen. Bekannt sind die Perseiden, die Mitte August oft als ein Schwarm von Sternschnuppen am sommerlichen Nachthimmel zu sehen sind. Sie stammen aus dem Sternzeichen des Perseus. Im November sind dagegen die Leoniden aktiv. Sie haben ihren Namen vom Sternzeichen des Löwen (Leo), das vor Mitternacht im Osten aufgeht.