Die Gewinner der Ferienaktion lauschen gespannt den Erklärungen von Hans Eisele (zweite Reihe rechts außen). Foto: Kuhn - Kuhn

Im Rahmen der Ferienaktion haben Leser die Markthalle besucht und dabei viel über die Hintergründe des kulinarischen Juwels erfahren.

UntertürkheimBereits die Farbenpracht, der Duft der Spezialitäten, das Stimmengewirr, das Flair in der Markthalle und die mediterranen Temperaturen riefen Urlaubsgefühle bei den 25 Leserinnen und Leser hervor. Sightseeing in der Heimatstadt. Bei der exklusiven Führung durch Hans Eisele, dem technischen Leiter der Märkte Stuttgart, entdeckten sie die Einzigartigkeit des 104 Jahren alten Tempels der Genüsse: Er ist ein architektonisches Juwel, Wiege der Lebensmittelversorgung der Stadt, eine Oase für Gaumenfreuden und Touristenattraktion.

Natürlich nickten alle Teilnehmer, als Eisele fragte, wer die Markthalle kenne. Jeder hatte schon Lebensmittel an einem der Markthallen-Stände gekauft. Von außen hatten aber nur wenige das Gebäude angeschaut. „Es ist das einzige Gebäude in Stuttgart mit vier unterschiedlichen Seiten“, verblüffte Eisele die Stuttgart-Kenner. Auf der Schokoladenseite, jener gegenüber dem Alten Schloss, zieren Gemälde, Skulpturen und zwei Türmchen die Vorderfront. „Reine Zierde. Sie nehmen das Aussehen des Alten Schlosses und der Stiftskirche auf“, so Eisele. Die gegenüberliegende Seite ist dagegen vergleichsweise schmucklos und niederer. Denn zwischen Markthalle und Rathaus standen 1914, als Martin Elsässer die Markthalle konstruierte, noch niedere Bürgerhäuser. Der Neubau hätte sie überragt. So passte Elsässer seine Markthalle perfekt der Umgebung an. Heute ist sie ein architektonisches Schmuckstück und denkmalgeschützt.

Dass sie überhaupt noch steht, hing an einem seidenen Faden. Der Standort in der Ortsmitte war Jahrhunderte lang die Wiege der Lebensmittelversorgung der Stadt. Als in den Sechziger-Jahren immer mehr Supermärkte öffneten, verlor sie dieses Alleinstellungsmarkmal und damit auch Kunden. Die Stadtväter überlegten, das Gebäude einer anderen Bestimmung zuzuführen. Eisele: „Nur mit einer Stimme Mehrheit votierten die Stadträte für den Erhalt der Markthalle.“ Mit den kulinarischen Spezialitäten aus aller Herren Ländern kam das einzigartige Flair und Angebot, das heute tausende Bummler – darunter viele Touristen – ins Frische- und Feinschmecker-Paradies zieht. Die richtige Mischung der Anbieter, ein guter Mix an Waren und ein Näschen für die Wünsche der Kunden führen zum Erfolg.

Die Markthalle wirft Gewinne ab, aber das 104-jährige Schmuckstück birgt auch immer wieder Überraschungen. Allein die Sanierung der mächtigen Eingangstüren verschlingt – der Denkmalschutz spricht ein gewichtiges Wort mit – eine Viertelmillion Euro. Exklusiv durften die Leser zum Abschluss einen Blick in den ebenfalls streng denkmalgeschützten Untergrund werfen. Historische Tafeln hängen an den mit einfachen Holzlatten verkleideten Keller-Lagerräumen. Sie waren bereits zweimal der perfekte Drehort für einen Bienzle-Tatort sowie für einen Soko-Kriminalfall. Spannend waren die gestrigen 123 Führungs-Minuten auch für unsere Leser. „Ich schaue die Markthalle jetzt mit anderen Augen an“, bedankte sich eine Leserin.