Landesverkehrsminister Winfried Hermann und Staatssekretär Norbert Barthle (rechts) legten den Grundstein für die neue Leitzentrale. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Für die Neckar-Binnenschifffahrt war gestern ein in zweifacher Hinsicht historischer Tag. Staatssekretär Norbert Barthle und Landesverkehrsminister Winfried Hermann legten den Grundstein für die neue Leitzentrale an der Untertürkheimer Schleuse. Von 2018 an werden dort alle Schleusen von Deizisau bis Hofen ferngesteuert bedient. Gleichzeitig verkündeten die Verantwortlichen, dass die Untertürkheimer Schleuse als erste in der Region um 40 Meter verlängert wird.

Den Füllfederhalter zum Unterzeichnen von Aktennotizen tauschten Landesverkehrsminister Hermann und Staatssekretär Norbert Barthle gestern gegen Mörtel und Kelle ein. Gemeinsam setzten und zementierten die Politiker einen Grundstein aus Granit in eine Wand der künftigen Leitzentrale. „Ein symbolischer Akt. Doch die Anwesenheit der beiden Politiker unterstreicht die Bedeutung des Bauwerks für die Neckarschifffahrt“, meinte Stuttgarts Hafendirektor Carsten Strähle. Auf dem Gelände der Untertürkheimer Schleuse entsteht die neue Schleusen-Leitzentrale. „Sie ermöglicht einen effizienten und flexiblen Betrieb der Anlagen. Damit ist auch in Zukunft ein kundenorientierter und wirtschaftlicher Betrieb der Anlagen gewährleistet“, betont Barthle. Über die Leitzentrale werden künftig alle Schleusen und Wehre an den sieben Staustufen im Großraum Stuttgart, also von Deizisau bis Hofen, mit modernster Technik ferngesteuert. Der Neubau wird ab 2018 schrittweise die bisherige Fernbedienzentrale an der Schleuse Hedelfingen ersetzen.

„Mit dem Neubau der Leitzentrale Untertürkheim wird ein wichtiger Meilenstein für die Modernisierung der Wasserstraße Neckar erreicht. Hier verbinden sich die reale und die digitale Welt zugunsten der Mobilität“, freute sich der Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Das Infrastrukturnetz in der Metropolregion Stuttgart werde dadurch zuverlässiger. Das wegweisende Projekt sichere die Zukunft des Neckars als ökologischer und wirtschaftlicher Verkehrsweg und die Arbeitsplätze in der Region. Denn der Güterverkehr werde sich bis 2030 nochmals um 38 Prozent steigern. „Und die Bundeswasserstraße Neckar ist der einzige Transportweg, dessen Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist und der den zusätzlichen Verkehr aufnehmen kann, ohne dass wir etwas dazubauen müssen“, betonte Verkehrsminister Winfried Hermann. Das Land wolle die kombinierten Verkehre vorantreiben, um durch nachhaltige Mobilität auch nachhaltige Prosperität zu gewinnen. Dazu müssten Bund und Land jedoch die Schleusenkammern so verlängern, dass auch moderne Binnenschiffe mit einer Länge von 130 Metern durch die Neckarschleusen passen. Der Bund habe mit dem Wasserstraße-Ausbaugesetz die Basis für die Verlängerung der Neckarschleusen von momentan 105 auf 135 Meter beschlossen. Er hoffe allerdings, dass der Zeithorizont - momentan mit der Fertigstellung bis 2080 - auf 2035 verkürzt werden kann, so Herrman.

Als eine der ersten Neckarschleusen werde vermutlich eine der beiden Untertürkheimer Schleusenkammern um rund 40 Meter in Richtung Hafen Stuttgart verlängert, verkündete Heinz-Josef Joeris, der Leiter der Abteilung Wasserstraße in der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt. Die Planungen seien bereits weit gediehen. Für viele Freunde der Binnenschifffahrt auf dem Neckar war dies die wichtigere Nachricht. „Das ist der unumkehrbare Einstieg in die Schleusenverlängerung und ein Garant für die Zukunft der Neckarschifffahrt“, meinten Strähle und Plochingens pensionierter Hafendirektor Eberhard Weiß erleichtert.