Anette Taube am Wasserkraftwerk Untertürkheim. Am Samstag, 23. März, öffnet das Industriedenkmal im Rahmen der Langen Nacht der Museen seine Pforten. Foto: Steegmüller - Steegmüller

Anette Taube ist seit 20 Jahren für die Veranstaltung verantwortlich

Untertürkheim Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Diese Fußballer-Weisheit von Sepp Herberger könnte auch auf den Berufsalltag von Anette Taube zutreffen. Die Untertürkheimerin, die seit 1992 beim Stadtmagazin Lift arbeitet, organisiert in diesem Jahr bereits zum 20. Mal die Lange Nacht der Museen, die am Samstag, 23. März, stattfindet. Sie ist also ein Kind der ersten Stunde.

„Ich halte das ganze Jahr über die Augen offen, welche Galerien oder Ausstellungen man noch ins Programm aufnehmen könnte.“ So richtig ans Eingemachte gehe die Planung aber immer erst im Herbst, also rund sechs Monate vor der Veranstaltung. Mitarbeiter – rund 150 sind bei der langen Nacht der Museen im Einsatz – müssen entsprechend geschult und das 120-seitige Booklet, das den Nachtschwärmern an die Hand gegeben wird, erstellt werden. Außerdem stehe das Organisationsteam in engem Kontakt mit den Museen, tausche sich mit der Stadt und vielen weiteren Partnern aus. Unter anderem würden die verschärften Brandschutz-Auflagen viel Arbeit bedeuten.

Seit dem 9. April 2011 hat Anette Taube auch immer die Partien des VfB Stuttgart im Auge: Damals empfing der Bundesligist in der Mercedes-Benz-Arena den 1. FC Kaiserslautern zum Abendspiel. Ein Abstiegskrimi. Um die Fans zu trennen, wurde die Mercedesstraße stundenlang gesperrt. Das Problem: Nur einen Steinwurf davon entfernt, öffnete zeitgleich das Mercedes-Benz-Museum im Rahmen der langen Nacht der Museen seine Pforten. Die Folge: Viel Verkehr im Neckarpark. Um die Lage etwas zu entspannten, durften die Shuttle-Busse zeitweise sogar durch das Werksgelände von Daimler an- und abfahren. Doch auch langfristig wurden Konsequenzen gezogen. Weil der DFB die Anstoßzeiten zu knapp terminiert, sind Wochenenden, an denen der VfB Stuttgart ein Heimspiel hat, für die Lange Nacht der Museen tabu.

Eine Lösung, mit der die 51-Jährige gut leben kann, schließlich ist sie seit 1977 bekennender VfB-Fan. „Damals hat mein Vater mich, wahrscheinlich in Ermangelung von Söhnen, in der Aufstiegssaison mit ins Stadion genommen und seitdem ist es um mich geschehen“, so die Dauerkarteninhaberin, die mit ihren beiden Söhnen regelmäßig in der Cannstatter Kurve sitzt. „Ich konnte sie mit der VfB-Leidenschaft infizieren“, so die 51-Jährige. „In dieser Saison macht der Stadionbesuch seit kurzem zum Glück wieder etwas mehr Spaß.“

Nicht nur die Auftritte des VfB Stuttgart haben ihr schon Kopfzerbrechen bereitet – auch die eine oder andere Lange Nacht der Museen. „Vor allem in den Anfangsjahren“, gesteht Taube, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat. „Ich bin kulturinteressiert, gehe gerne in Konzerte und Ausstellungen.“ Auch heute noch habe sie eine gewisse Unruhe, je näher die Veranstaltung rückt. „Der Puls ist sicher erhöht. Die Zeiten der schlaflosen Nächte sind aber vorbei.“ Yoga, Alter und Erfahrung seien eine gute Mischung, scherzt sie. Begonnen hat alles vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten. Damals hatte Lift-Geschäftsführer Gerald Domdey in Berlin eine ähnliche Veranstaltung besucht und wollte anschließend die Idee auch in Stuttgart umsetzen. „Wir waren bundesweit die zweite Stadt, die eine Museumsnacht eingeführt hat. Sie wurde sofort angenommen“, sagt Taube. Los ging es mit 16 Kultureinrichtungen, im zweiten Jahr waren es schon um die 30. Mittlerweile sind es mehr als 80 Spots, die Kulturinteressierte ansteuern können. 2006 folgten der Einladung sage und schreibe 29 000 Besucher. Der Spitzenwert bislang. „In jenem Jahr war die Wilhelma dabei. Außerdem stellte die Vorbesichtigung des neuen Mercedes-Benz-Museums, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht geöffnet war, einen Publikumsmagneten dar.“

Vieles also richtig gemacht? „Zumindest keine kapitalen Fehler“, sagt Taube. Trotz fünfstelliger Besucherzahlen gebe es kaum Beschwerden. Sie betont aber auch, dass „sich die Museumslandschaft in den vergangenen Jahrzehnten extrem verändert hat“. Unter anderem eröffneten das Haus der Geschichte, das Porsche-Museum, die Ausstellung in der Weißenhofsiedlung, das Kunstmuseum und das Stadtpalais. Ein Selbstläufer sei die Veranstaltung dennoch nicht gewesen. „Man muss den Besuchern immer wieder Neues anbieten“, sagt Taube. Hier würden vor allem Industriedenkmäler wie das Wasserkraftwerk Untertürkheim oder der Hafen super ankommen.

Sie selbst werde bei der 20. Langen Nacht der Museen vor allem rund um den Schlossplatz unterwegs sein. „Dort kann ich viele Einrichtungen schnell erreichen.“ Nicht jedoch, um sich auf Inhalte einzulassen. „Ich kann die Veranstaltung erst im Rückblick wirklich genießen, dennoch bekomme ich mit, wie entspannt die Atmosphäre ist. Es freut mich, wenn die Besucher ihre Scheuklappen ablegen und miteinander ins Gespräch kommen. Nachts im Museum ist eben schon etwas Besonderes“, sagt Taube.