Die Gleise von der Neckarwiesenstraße zum Viehwasen werden selten genutzt. Dort könnten Waggons für kulturelle Zwecke aufgestellt werden. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Es gibt in Wangen wenig ungenutzte Grundstücke. Umso mehr blicken die Bezirksbeiräte auf Flächen, die unberührt scheinen. Der Gleisstrang von der Neckarwiesenstraße zum Viehwasen gehört zu diesen Gebieten. Dort liegen zwar Gleise, aber seit Jahren ist kein Zug mehr über sie gerollt. Bezirksvorsteherin Beate Dietrich und die Lokalpolitiker schlagen vor, dort Waggons für kulturelle Zwecke aufzustellen.

Die älteren Bezirksbeiräte aus Wangen können sich noch daran erinnern, dass aus der Richtung des Kraftwerks Gaisburg ein Zug zu den Firmen im Gewerbegebiet Viehwasen rollte. „Aber das ist sicherlich einige Jahrzehnte her“, meinte ein Politiker. Sowohl im Bereich der Neckarwiesenstraße - am Rand des kleinen Gewerbegebietes - als auch entlang der Straße am Viehwasen liegen die Gleise noch. Die Rostschicht beweist jedoch, dass schon lange kein Waggon mehr über die Schienen gefahren ist. „Wird die Trasse überhaupt noch benötigt?“, wollten die Bezirksbeiräte in der Oktober-Sitzung wissen, als sie sich über die Gestaltung und Verkehrsführung in der Straße am Viehwasen Gedanken machten.

Die Gleise sind in Besitz der Hafengesellschaft Stuttgart. „Der Schienenstrang aus Richtung Gaisburg über den Bahndamm und die Neckarbrücke an der Inselstraße in Richtung Ölhafen wird noch regelmäßig befahren“, erklärt Hafenchef Carsten Strähle. Die Schienen in Richtung Viehwasen würden wie auch jene entlang der Straße „Heiligenwiesen“ dagegen höchstens als Abstellgleis für dort geparkte Züge vermietet.

Im Rahmen des Abtransports des Erdaushubs von Stuttgart 21 war die Trasse in den Blickpunkt geraten. Wangens Bezirksbeiräte hatten vorgeschlagen, das Erdmaterial per Zug zum Neckar und dann per Schiff abzutransportieren. Die Idee scheiterte damals auch wegen einer Eidechsenpopulation.

Jetzt wagen Wangens Bezirksbeiräte einen weiteren Vorschlag: Sofern die Gleise für eine mögliche Wiederaufnahme des Schienenbetriebs vorgehalten werden müssen, könnte man die Trasse doch wenigstens vorübergehend zwischennutzen. Bezirksvorsteherin Dietrich und die Mitglieder des Gremiums haben im Internet mehrere Beispiele entdeckt, bei denen ein oder mehrere Waggons auf die Gleise gestellt wurden. „Sie können beispielsweise als Proberaum für Musikbands, als eine Art Skaterbahn oder als Übernachtungsmöglichkeit angeboten werden“, so Dietrich. In dem fast unbewohnten Gebiet würde laute Rockmusik die Nachbarn nicht stören.

Strähle ist von den Ideen der Wangener nicht abgeneigt. „Wir werden jeden Vorschlag wohlwollend prüfen“, sagt er. Allerdings müsse dann auch die Anbindung, der Zugang aufs Gelände sowie die Strom-, Wasser- und Abwasserversorgung und Sicherheitsfragen noch geklärt werden.