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Nach fast 20 Jahren zähen Ringens wird ein Wunsch der Obertürkheimer Realität: Die Kreuzung Otto-Hirsch-Brücken/Imweg/Göppinger Straße soll Ende 2019 zum Kreisverkehr ausgebaut werden.

Obertürkheim B ezirksvorsteher Peter Beier hob feierlich die Stimme: „Nach rund 20 Jahren, fünf einstimmigen Bezirksbeiratsbeschlüssen, etlichen Wunschlisten und der Aufnahme in jeden Bürgerhaushalt ist es endlich soweit: Der Kreisverkehr an der Kreuzung Otto-Hirsch-Brücken/Imweg/Göppinger Straße wird Realität“, verkündete er in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates Obertürkheim. Allerdings werden die Arbeiten frühestens im zweiten Halbjahr 2019 beginnen können, räumte Andreas Hemmerich vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung ein. Noch befinde man sich in der Entwurfsplanung, die nun konkretisiert werde. Das Gremium, das die vorgeschlagene Gestaltung im Grundsatz begrüßte, im Detail aber Kritik äußerte, gab ihm zahlreiche Prüfaufträge mit auf dem Weg.

Laut Hemmerich ist ein Kreisverkehr mit einem Außendurchmesser von 27 Metern geplant. Er soll – ähnlich wie die beiden kleinen Kreisel in der Augsburger Straße – einen leicht erhöhten Innenring erhalten, der vom Schwerlastverkehr überfahren werden kann. Wie das Kreisinnere gestaltet wird, ist noch offen. In allen drei Zufahrtsstraßen sind vor dem Kreisverkehr Fußgängerüberwege und auf ansteigenden Abschnitten Schutzstreifen für Radfahrer vorgesehen, im Kreisel selbst werden Radfahrer im Verkehr „mitschwimmen“. Die größte Veränderung soll die Göppinger Straße erfahren: Dort ist ein Mittelstreifen mit vier Baumstandorten geplant. Damit werde der Wegfall von zwei Bäumen im heutigen Kreuzungsbereich mehr als kompensiert, so Hemmerich. Im Bereich der Wittenbergstraße ist zudem eine Mittelinsel vorgesehen, damit Fußgänger die Straße besser queren können. Dafür entfallen allerdings drei Parkplätze am Straßenrand.

Verbesserungen für alle

Die Leistungsfähigkeit des Kreisverkehrs sei sehr gut, betonte Hemmerich. „Es werden Verbesserungen für alle Verkehrsarten erreicht.“ Problemlos könne das heutige Fahrzeugaufkommen bewältigt werden. Immerhin 15 000 Fahrzeuge pro Tag passieren die Kreuzung tagsüber innerhalb von zwölf Stunden, allein 1600 in der nachmittäglichen Spitzenstunde zwischen 16.30 und 17.30 Uhr. „Morgens zwischen 7 und 8 Uhr sind es etwas weniger.“ Hinzu kommen drei Buslinien mit bis zu 26 Fahrzeugen pro Stunde, über den Tag verteilt sind es 400. „Das ist eine ganz ordentliche Belastung“, erläuterte Hemmerich. Mit langen Rückstaus rechnet er dennoch nicht. Auch Fußgänger würden profitieren: Durch die Zebrastreifen hätten sie quasi „null Wartezeit“.

A m Nutzen des Kreisverkehrs hätten die Freien Wähler nie gezweifelt, sagte Peter Aichinger. Deshalb habe die Fraktion bereits im Jahr 2000 den ersten Umbau-Antrag gestellt. Er lobte die Gestaltung der Göppinger Straße, weil diese „wie ein Entrée“ wirke. „Eine Skulptur im Kreisel wäre natürlich das Sahnehäubchen.“ Christoph Hofrichter (SÖS-Linke-Plus) schlug sogleich vor, an dieser Stelle dem wegen seines jüdischen Glaubens 1941 ermordeten Ministerialrat Otto Hirsch zu gedenken. Damit würde eine Verbindung zu den nach ihm benannten Brücken geschaffen. Während Michael Jantzer (SPD) den Entwurf als „gut durchdacht“ bezeichnete, kritisierte Walter Zinser (FDP), der Wegfall von Parkplätzen sei dem Einzelhandel im Ort nicht zuträglich. Stefan Ludwig (CDU) regte an, die Zufahrt zur Tiefgarage Obertürkheimer Markt besser auszuweisen, denn diese stünde fast immer leer. Nicht nur Wolf Wölfel (Freie Wähler) störte sich an der Mittelinsel in der Göppinger Straße. Diese würde die Ausfahrt vom Parkdeck in Richtung Hedelfingen/Untertürkheim verhindern, Autofahrer müssten dann einen großen Umweg fahren. Hemmerich entgegnete, schon heute bestehe dort ein Rechtsfahrgebot. Das (illegale) Linksabbiegen sei baulich allerdings möglich. Auch Stadtrat und Ortsobmann Konrad Zaiß (Freie Wähler) ließ am Mittelstreifen kein gutes Haar. Aus seiner Sicht sind zwei Bäume zu viel geplant, dadurch wird die Aufstellfläche zum Linksabbiegen in die Wittenbergstraße zu kurz für landwirtschaftliche Fahrzeuge.

Pflastersteine ablehnt

Größter Kritikpunkt der Lokalpolitiker war der Innenring des Kreisels. Ein Pflasterbelag kommt für sie nicht infrage: zu anfällig, zu holprig. „Und für die Anwohner auch sehr laut“, so Christoph Zalder (CDU). „Wir sind noch in der Diskussion, was die Ausführung betrifft. Wir versuchen, einen guten Kompromiss hinzubekommen“, betonte Hemmerich. Matthias Föll (CDU) wollte wissen, ob mit Umleitungen während der Bauzeit zu rechnen ist. „So weit sind wir noch nicht“, räumte Hemmerich ein. Doch allein schon wegen des Linienbusverkehrs müsste man die Beeinträchtigungen so gering wie möglich halten. Zur Dauer der Bauzeit konnte er nichts sagen. Auch nicht zu den Kosten des Kreisverkehrs. Die Bauleistungen müssten erst ausgeschrieben werden.