Der Stolz im heimischen Garten: Martin Bücheler hat sich über Jahrzehnte sein Wissen angeeignet. Foto: Mathias Kuhn - Mathias Kuhn

Sie gilt als die Königin ohne Dornen: Pfingstrosen. Der Hedelfinger Martin Bücheler ist der Päonien-Experten im Land. In seinem Garten kultiviert er bis zu 150 Sorten. Die Vielfalt der Züchtungen ist faszinierend.

HedelfingenIhre Blüten leuchten weiß, rosé, tiefdunkelrot, lachsfarben, hellgelb, violett, die Blütenkelche sind oft tellergroß, manche sind gefüllt mit leuchtend gelben Staubgefäßen, andere wirken wie Wattebausche, ihr Duft ist meist betörend. Von Anfang Mai bis Juni entfalten sie – je nach Sorte – ihre Pracht, diesem Zeitraum verdanken sie auch ihren Namen: Pfingstrosen. Gemäß ihrem botanischen Namen firmieren sie auch als Päonien. Sie gelte als „Königin ohne Dornen“. Der Hedelfinger Martin Bücheler zählt zu den absoluten Kennern der gerade in dieser Jahreszeit allseits beliebten Pflanzenschönheit.

„In vielen Bauerngärten oder auch in den Weinbergen durften früher Pfingstrosen nicht fehlen“, sagt er. Aus gutem Grund: Einmal im Garten angewachsen und etabliert, erfreuen sie den Gartenbesitzer und die Passanten über Jahrzehnte mit meist prächtigen Stauden oder Büschen. Die prachtvollen Blüten faszinierten Maler, Blätter und Wurzeln spielten in der asiatischen und mittelalterlichen Medizin eine Rolle, und sie verhalfen früher Gartenbesitzer zu einem kleinen Nebenverdienst. „Meine Oma Anna hatte vor ihrem Haus in der Unteren Heckenstraße sowie in einigen Gartengrundstücken einige Sträucher. Sie verkaufte die Pflanzen als Sträuße oder tauschte sie gegen Lebensmittel“, sagt Bücheler. Die Hedelfingerin hatte vor allem die klassische Form mit den roten, gefüllte Blüten, ihr Enkel kultiviert in seinen Gärten rund 150 Sorten. Die Liebe zu den majestätischen Pflanzen hat seine Großmutter in ihm geweckt, das Wissen über die Haltung und Pflege der Pflanzen hat er sich in seiner Ausbildungszeit angeeignet. „Mein Chef traute mir zu, die Pflanzen zu vermehren“, erinnert sich Bücheler. Heute gilt der Hedelfinger nicht nur als absoluter Kenner des Trockenmauerbaus, sondern auch als der Pfingstrosen-Experte im Land. Zurecht.

Denn auf der Plantage und im Garten rund um sein Haus in der Nähe von Lorch leuchten Dutzende von Pfingstrosen. Schönheiten in Reih‘ und Glied. Dunkelrote, wuschelige wiegen im Wind, daneben schimmern lachsfarbene und wenige Meter weiter recken blütenweiße Pflanzen ihre tellergroßen Köpfe in die Höhe. Eine Augenweide in kräftigen und sanften Farben und ein Erlebnis für die Nase. Viele betören mit ihrem Duft offenbar nicht nur Menschen. Auch für viele Insekten – von Bienen bis zu Rosenkäfern – ist das Blüteninnere eine Oase. Sie kämpfen sich durch die Staubgefäße. „In China sind sie Kult und Pfingstrosenliebhaber in aller Welt zahlen hohe Summen für preisgekrönte Sorten“, sagt Bücheler.

Der Hedelfinger Gartenbauprofi kultiviert und sammelt die Päoniensorten aus Liebe zu den Pflanzen und wegen des Reizes, sie miteinander zu vergleichen. Königinnenzucht als Hobby, sozusagen. „Sie sind dankbar.“ Da die Ur-Formen aus Hochgebirgslagen in Nepal und China stammen, bereitet ihnen der Winter keine Probleme, sie vertragen Sonne, die strauchigen Formen lieben Halbschatten und gedeihen über Generationen hinweg. Wer’s nicht glaubt, kann sich im Garten von Martin Büchelers Mutter Waltraud überzeugen. Oma Annas Pfingstrosen blühen immer noch – wenn Insekten sie noch nicht besucht haben. Denn einen Makel hat die Königin ohne Dornen doch: Ihre Schönheit ist vergänglich. Sobald die Pflanzen bestäubt sind, verblühen sie bald.

Besucher des musikalischen Pfingst-Gottesdienstes in der Kreuzkirche, Amstetter Straße 25, können am Sonntag, 9. Juni, die Vielfalt der Pfingstrosen bewundern. Der Kirchenraum wird mit Pfingstrosensträußen geschmückt. Sie sollen für Feiertagsstimmung sorgen. Der Gottesdienst zum Thema „Atme in uns Heiliger Geist“ beginnt um 20 Uhr. Pfarrer Wilhelm Kautter hält die Predigt. Distriktkantorin Manuela Nägele am Klavier gestaltet den Gottesdienst mit Musik von Frederic Chopin und Claude Debussy.