Von heute an werden die Arbeiten am Bau des neuen Anbaus der Stadtkirche fortgesetzt. Vor Weihnachten wurde das Fundament gegossen. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Spätestens, als Weihnachtsmarktbesucher nicht ihren gewohnten Gang zur Stadtkirche einschlagen konnten, kam ihnen ins Bewusstsein, dass Untertürkheims Wahrzeichen renoviert wird. Im Dezember wurde das Fundament des neuen Anbaus gelegt. Dabei wurden Gebeine dort beerdigter Menschen geborgen. Auch die Innenrenovierung wird fortgesetzt. Die wertvollen Wandmalereien werden restauriert.

Die Handwerker haben die milden Dezembertage genutzt, um bei der Renovierung der Stadtkirche voranzukommen. Seit Mai wird die Stadtkirche renoviert. Während die Arbeiten sich am Anfang auf den Ausbau im Kircheninneren konzentriert hatten, wurde in den letzten Wochen des Jahres seitlich der Kirche gearbeitet. Der alte Anbau ist Geschichte. Die Mauern wurden mühsam mit überdimensionalen Sägen und Presslufthammer entfernt. Der bisherige Betonbau wird durch einen etwas länger gezogenen Bau ersetzt, der sich farblich an die Natursteinoptik der Kirchenwand anpassen, einen ebenerdigen Zugang und eine behindertengerechte Toilette bekommen soll. Das Fundament für den Neubau wurde noch vor Weihnachten gegraben. „Dabei sind die Bauarbeiter auch auf alte Knochen gestoßen, Gebeine ehemals dort beerdigter Untertürkheimer“, erzählt Stadtkirchenpfarrer Martin Hug. Auf dem Kirchhof wurden früher Verstorbene bestattet. „Wir haben die Gebeine gesichert. Sie werden wieder würdig bestattet werden“, sagt Hug.

Während vor der Kirche die Bauarbeiter ab heute wieder mit schweren Geräten arbeiten, sind im Innern Fingerspitzengefühl, gute Augen und exaktes Arbeiten gefragt. Die Restaurierung der Wandmalereien wird fortgesetzt. An der Nordwand ist ein Gerüst aufgestellt. Auf einer Höhe von acht Metern und einer Breite von 24 Metern verlaufen dort etliche Wandgemälde. Sie waren erst bei der letzten großen Kirchenrenovierung vor 50 Jahren wiederentdeckt und freigelegt worden. Sie stammen vermutlich aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Sie sind relativ gut erhalten, aber es gibt Hohlstellen unter dem Putz, Risse und Brüche sowie Dunkelungen, die vorsichtig gereinigt, gefestigt und hinterfüllt werden müssen. Konservieren ist die wichtigste Aufgabe, anschließend folgen restauratorische Maßnahmen wie Kitten und Retuschieren. Eine heikle Aufgabe, die immer wieder Überraschungen bereitet. Deswegen sind die Experten bei Aussagen über die Dauer ihrer Arbeiten vorsichtig.

Bis auf den letzten Drücker - bis kurz vor Heiligabend - wurde auch die Decke neu gestrichen. Sie bekommt nun einen hellen, weißen Anstrich. Damit die Schmuckstücke der Stadtkirche besser zur Wirkung kommen, wurde ein neues Lichtkonzept entwickelt. Regelmäßig angeordnete Deckeneinbauleuchten sollen eine bessere Grundbeleuchtung garantieren. Gleichzeitig werden die Wandmalereien besser angestrahlt werden. Für die Josefswand von HAP Grieshaber ist ein spezielles Lichtprofil vorgesehen. „Nach Ende der Arbeiten an den Wandmalereien wird die Josefswand restauriert werden“, sagt Hug. Insgesamt rechnet die Kirchengemeinde mit Kosten in Höhe von 1,1 Millionen Euro. 150 000 Euro sollen durch Spenden eingeworben werden. Es fehlen noch etwa 70 000 Euro. Bis zur Wiedereröffnung im August 2018 soll die Summe zusammengekommen sein.