Bis zum Ende der Feinstaubalarmsaison am 15. April 2018 verkauft die SSB in den Bussen keine Gruppen-Tagestickets mehr. Foto: Müller Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Das angepasste Tarifsystem des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) während der Feinstaubalarmsaison hat teilweise kuriose Folgen. In den Bussen der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) werden keine Gruppentickets mehr verkauft. „Die Kassensysteme stoßen an ihre Grenzen“, erklärt SSB-Sprecherin Birte Schaper. Generell müssen 450 Fahrkartenautomaten an den Haltestellen und in den Bussen ausgetauscht werden, da sie veraltet sind.

Man stelle sich vor, ein Kindergarten aus Untertürkheim mache einen Ausflug auf die Egelseer Heide, aber erst an der Endhaltestelle in Rotenberg kann das nötige Gruppen-Tagesticket gelöst werden. Unmöglich? Doch genau das ist derzeit der Fall. Denn beim Fahrer in den SSB-Bussen sind entsprechende Tickets nicht mehr erhältlich. Und das wird auch bis zum Ende der Feinstaub-Saison am 15. April 2018 so bleiben.

„Der Grund liegt an der Kapazität der Kassensysteme“, räumt Schaper den schlechteren Kundenservice ein. Diese sei komplett ausgereizt, die offenbar veralteten Geräte stießen an ihre Grenzen. Für die einzelnen Tickets ist jeweils ein eigener Produktschlüssel notwendig. Zwar sind während der Feinstaubalarmsaison die Einzel-Tagestickets lediglich vergünstigt, aber auf verschiedene Zonenbereiche ausgelegt. Dafür sind gleich drei weitere Produktschlüssel notwendig. Zu viel für das System. Daher müssen andere Angebote weichen. Entschieden hat sich die SSB daher für das Gruppen-Tagesticket. „Diese Überlegung wurde von Anfang an bewusst getroffen“, sagt Schaper.

Schließlich liegt der Anteil der Tagestickets bei weit unter fünf Prozent aller Fahrten bei der SSB und ging im vergangenen Jahr gegenüber 2015 noch einmal um 0,9 Prozent zurück. Und nur der geringere Teil davon würden von Gruppen genutzt. Daher gäbe es bislang vonseiten der Kunden auch kaum Beschwerden, sagt Schaper.

Vielmehr rät die SSB, die Fahrkarten an den Automaten oder über das Internet zu kaufen. Generell nimmt der Anteil der gekauften Tickets über das Internet oder via Handy deutlich zu. Von 2015 auf 2016 von 7,3 auf 16,7 Prozent. Dem trägt das Feinstaub-Tarifsystem des VVS auch Rechnung. Das Tagesticket für die drei Varianten mit 1 bis 2 Zonen, 3 bis 4 Zonen sowie das gesamte Netz ist auf digitalem Weg am günstigsten. Doch nicht jeder Mensch ist auch wirklich multimedial vernetzt und auch nicht an jeder Haltestelle ist ein Automat zu finden. Dafür hat die SSB eine Kulanzregelung eingeführt. Das bedeutet, dass „für Gruppen die Fahrt bis zur nächsten Haltestelle, an der ein entsprechendes Ticket erworben werden kann, kostenlos ist“, erklärt Schaper. Wie dann bei einer kurzen Haltezeit ein Gruppenticket gelöst werden kann, ohne dass auf den nächsten Bus gewartet werden muss, erscheint nicht wirklich praxisnah.

Gleichwohl nimmt sich die SSB der Problematik der Automaten an. Derzeit läuft eine Ausschreibung für 450 neue Geräte an den Haltestellen und in den 256 Bussen. Denn nach wie vor ist der Anteil der verkauften Tickets an den Automaten mit über 50 Prozent sehr hoch. Die meisten der Geräte stammen aus dem Jahr 1995, deutlich weniger wurden 2001 aufgestellt. Daher sei es absehbar, dass sie in naher Zukunft ihre Lebensdauer erreicht haben. Wann genau diese ausgetauscht werden, sei bislang nicht abzuschätzen. Vermutlich wird dies im kommenden Jahr erfolgen - aber wohl nicht vor dem Ende der Feinstaubalarmsaison.