Foto: Sebastian Steegmüller - Sebastian Steegmüller

In einem Reiseführer stellt die Grünen-Politikern Renate Künast den Reifengarten vor – als eines von zwei beispielhaften Projekten in Stuttgart. Auch auf das Cannstatter Inselgrün geht sie ein.

Untertürkheim Es muss nicht immer Wörlitz, Muskau oder die Blumeninsel Mainau sein. Für Gartenfreunde gibt es an vielen Orten etwas zu entdecken – und ein neuer Reiseführer stellt seit Kurzem ungewöhnliche Projekte vor. Keine Geringere als die Grünen-Politikerin Renate Künast, einst Bundesvorsitzende der Grünen-Partei und die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin, nimmt Interessierte mit auf eine Bilderreise durch urbane Gärten in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Gerade hat sie zusammen mit der Gartenredakteurin Victoria Wegner ein üppig bebildertes Buch veröffentlicht: „Rein ins Grüne – raus aus der Stadt“. Vorgestellt werden darin 22 Anlagen ganz ausführlich und weitere 23 in Kurzporträts. „Es sind Gärten, die auf besondere Weise Gesamtkunstwerke sind.“ Auch der Reifengarten auf dem Karl-Benz-Platz gehört zu den ausgewählten Projekten – eins von zweien aus Stuttgart.

Um den Platz im Zentrum Untertürkheims attraktiver zu gestalten, haben Mitglieder der von Marlene Blumenstock ins Leben gerufenen Bürgerinitiative „Bunt statt Grau“ im Jahr 2015 den tristen Verkehrsknotenpunkt umgestaltet. Auf etwa 125 Quadratmetern wurden in 25 alten, bunt bemalten Lkw-Reifen blühende Beete angelegt. Hier gedeihen Stauden, Beeren und Gemüsepflanzen. Lavendel, Sonnenblumen und Klatschmohn locken Bienen und Hummeln an. „Es ist der einzige urbane Garten Stuttgarts im öffentlichen Raum, in dem jeder Bürger pflanzen, pflegen und pflücken kann“, würdigen die beiden Autorinnen die Macher des Reifengartens.

Während der Reifengarten von vielen Untertürkheimern noch immer eher belächelt wird, weiß Künast den Wert solcher Bürgerinitiativen zu schätzen: „Ich habe gelernt, dass es hier bei sehr vielen nicht mehr nur um Gruppen geht, die auf einer abgegrenzten Fläche arbeiten. Vielmehr sind die Projekte wesentlicher Bestandteil einer Debatte über Lebensqualität in Städten der Zukunft. Sie schaffen Freiräume für Aktivitäten und Begegnungen und sie sind erst der Anfang einer Debatte über Stadtgrün in Zeiten des Klimawandels.“

So verwundert es nicht, dass auch die Kulturinsel Bad Cannstatt und insbesondere das Projekt Inselgrün auf dem einstigen Güterbahnhofsgelände in dem Reiseführer für Gartenfreunde vorgestellt wird – auf immerhin sechs Seiten. Die Aktivisten um Leiterin Stephanie Küster wollen mit sehr effektiven Anlagen, die platzsparend und selbsterhaltend sind, die Natur in die Stadt zurückholen und testen ihre Modelle auf dem Areal. Allerdings ist urbane Idylle durch das neue Neckarparkquartier bedroht.

Renate Künast verfolgte schon lange die Idee, einen Gartenführer der etwas anderen Art zusammenzustellen. Die Bundestagsabgeordnete empfiehlt voller Stolz die Lektüre: „Das Buch bietet Ausflugsziele und Ruheoasen für Stadtbesuche, aber eben auch tolle Rezeptideen für fast alles, was im Garten wächst.“

Das Buch mit 358 Fotos auf 176 Seiten ist im Callwey Verlag München erschienen. Es kostet 29,90 Euro. Infos gibt es online unter www.callwey.de/buecher/rein-ins-gruene-raus-in-die-stadt.