Wegen den Bauarbeiten für den neuen Abwasserkanal wird die Durchfahrt in der Inneren Augsburger Straße etwa ein Vierteljahr lang nicht möglich sein. Foto: Kuhn - Kuhn

Anfang 2020 beginnen die Arbeiten für den neuen Abwasserkanal in der Augsburger Straße und unter dem Karl-Benz-Platz. Anwohner befürchten erhebliche Verkehrsbehinderungen im Ortskern.

UntertürkheimDas Abwasserkanalsystem im Bereich des Güterbahnhofs stammt noch aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Zwei Entwässerungskanäle unterqueren die Bahngleise. Sie schaffen die Querverbindung von der Augsburger Straße zu den weiterführenden Kanälen in der Benzstraße. Die damals selbstständige Gemeinde Untertürkheim schloss 1902 mit der Deutschen Bahn einen Vertrag über ein Durchleitungsrecht. „Dieser Vertrag wurde immer wieder verlängert und läuft noch bis 31. Januar 2022“, erklärte Wilfried Gaugele von der Stadtentwässerung Stuttgart (SES) den Bezirksbeiräten. Im Zuge der Tunnelbauarbeiten für Stuttgart 21 hätte eine der querenden Dolen verlegt werden müssen. Die Verantwortlichen des städtischen Eigenbetriebs SES haben sich jetzt aber entschlossen, ein neues Kanalsystem zu bauen. „Auf unseren eigenen Flächen, nämlich in der Augsburger Straße und unterm Karl-Benz-Platz, damit wir jetzt ein dauerndes Recht haben“, erklärte Gaugele. Das bedeutet: Die Neuordnung des Entwässerungssystems muss spätestens bis Januar 2022 in Betrieb sein. Die Bezirksbeiräte akzeptierten die Maßnahmen, sind sich aber bewusst, dass diese umfangreiche Verkehrsbehinderungen zur Folge haben werden.

Die Planungen sind weit fortgeschritten. Die Mischwasserkanäle mit einem Durchmesser bis zu 1,4 Meter sollen in offener Bauweise in der Augsburger Straße verlegt werden. Sie verlaufen in der Augsburger Straße bis zur Kreuzung Arlbergstraße, biegen dort ab und führen zum Karl-Benz-Platz. An der Ecke Arlbergstraße/Arlbergdurchlass muss ein Regenüberlauf errichtet werden. „In geschlossener Bauweise wird zudem ein Kanal unterm dem Karl-Benz-Platz hindurchgepresst“, erklärt Gaugele. Dazu wird auf dem Karl-Benz-Platz eine sechs Meter breite und zehn Meter lange Vortriebsgrube benötigt. Sie werde weder den Bunker noch die Bushaltestelle tangieren. Die Stadt lässt sich die Maßnahme 8,2 Millionen Euro kosten. Die Bauarbeiten sollen im Februar 2020 beginnen und im Optimalfall im Juli 2021 beendet sein.

Dazu müssen allerdings die Verkehrsteilnehmer erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Die Bauarbeiten starten etwa auf Höhe der Firma Kälte Fische. In diesem Bereich der Augsburger Straße – parallel zu den Stadtbahngleisen – erfolgt der Kanalbau abschnittsweise. „Der Verkehr wird durch Ampeln geregelt und einspurig um die kurzen Baugruben gelenkt“, sagt Verkehrsgutachter Jürgen Karajan. Schwieriger wird es in der Augsburger Straße von Hausnummer 331 bis zur Kreuzung mit der Arlbergstraße. In diesem Bereich wird die Zufahrt gesperrt werden“, so Karajan. Gaugele rechnet mit einer Bauzeit von höchstens einem Vierteljahr, in dem „die Durchfahrt gesperrt ist, Autofahrer aber bis zur Baugrube fahren können“. Wenn dann der Regenüberlauf an der Ecke Arlbergstraße/Arlbergdurchlass gebaut wird, wird auch diese Zufahrt in den Ortskern – für etwa drei Wochen – blockiert sein. Zudem wird der Arlbergdurchlass in Richtung Bad Cannstatt etwa vier Wochen gesperrt werden. Das Szenario rief bei manchen Bezirksbeiräten, Geschäftsinhabern und Bürgern einige Runzeln auf die Stirn. Sie befürchten ein Verkehrschaos. „Der Ortskern ist einige Zeit fast abgehängt. Der einzige Zufahrt ist nur über das Parkdeck möglich“, monierte ein Bezirksbeirat. Die Anlieferung mit Lastwagen zum Cap-Markt sei gefährdet. Diese Herausforderungen sieht auch Karajan. In Absprache mit der Baufirma müsse die Zufahrt für den Lieferverkehr geregelt werden. Ansonsten müssten noch genaue Ausweichstrecken festgelegt werden.