Waldheimchef Paul Wurm Foto: Mathias Kuhn - Mathias Kuhn

Das Schild an der B-10-Ausfahrt in Hedelfingen ist eindeutig: Die Tafel macht Lastwagenfahrer auf die Lkw-Durchfahrtsverbotszone aufmerksam. Daran hält sich aber kaum jemand.

HedelfingenDas Schild an der B-10-Ausfahrt in Hedelfingen ist eindeutig: Die Tafel macht Lastwagenfahrer auf die Lkw-Durchfahrtsverbotszone aufmerksam. „Grundlage ist der Luftreinhalteplan aus dem Jahr 2010“, sagt Martin Thronberens, Pressesprecher der Stadt. Die orangefarbene Zone umfasst das Gebiet zwischen der B 10, der B 313 bei Plochingen im Süden, die Stuttgarter Stadtbezirke und Fildergemeinden nördlich der A 8 und die A 81 im Norden. Für Lastwagen über 3,5 Tonnen ist die Durchfahrt durch die orangefarbene Zone tabu, nur Lieferverkehr ist erlaubt. Die Realität ist eine andere. Die Rohrackerstraße und die Filderauffahrt wird vom Schwerlastverkehr als kostenlose Abkürzung vom Neckartal auf die Fildern missbraucht, bemängeln die Hedelfinger. Sie leiden unter dem Lärm und den Abgasen.

Beim Vororttermin mit Bezirksvorsteher Kai Freier und Paul Wurm wird das Ausmaß deutlich. Im 30-Sekunden-Takt donnern Mehrtonner von Lederberg ins Neckartal oder sie mühen sich in die umgekehrte Richtung hinauf. Die Mehrzahl der Lastwagen – darunter Container-Transporter – tragen kein Stuttgarter Autokennzeichen. „Viele von ihnen gelten im rechtlichen Sinn nicht als Lieferverkehr“, sagt Wurm. Er kennt viele Fahrer und deren Auftraggeber. Seit zwei Monaten führt er einen mühsamen Kampf gegen den Durchgangsverkehr. Er notiert sich die Namen der Speditionsfirma sowie das Autokennzeichen und setzt sich an seinen Computer. Freundlich und auf sympathische Art schreibt er die Firmen an und versucht sie, auf das Durchfahrtsverbot aufmerksam zu machen. Der Chef des Waldheimvereins hat sich als Katalysator-Tüftler einen Namen gemacht – steht Autos also keinesfalls kritisch gegenüber. „Wir wollen nicht den kompletten Lastwagenverkehr unterbinden. Wir wollen nur den Durchgangsverkehr aus Hedelfingen heraushalten und die Unternehmen auf die Belastungen für die Bevölkerung aufmerksam machen.“

Die Reaktionen sind unterschiedlich. Einige bedanken sich und geloben Besserung. Andere brechen das Telefongespräch wutentbrannt ab. Andere führen an, Lieferverkehr zu sein, ohne dafür allerdings einen Beleg zu liefern. Aus seinen Recherchen weiß Wurm von etlichen Logistikunternehmen, die aus dem Remstal über die B 10 und durch Hedelfingen in Richtung Flughafen/Messe oder weiter Richtung Tübingen oder Karlsruhe fahren. Sie müssten eigentlich über die B 313 zur A8 nach Wendlingen und dann zum Flughafen, aber die Filderauffahrt ist schneller und kostet keine Maut.

„Auch wer vom Flughafen oder von Echterdingen, also außerhalb des orangefarbenen Bereichs, in den Hafen oder von dort zurück fährt, ist meines Erachtens kein Binnen-Lieferverkehr, sondern Durchfahrtsverkehr“, sagt Wurm. Innerhalb der Stadtverwaltung und Polizei scheint die Definition von Lieferverkehr unterschiedlich bewertet zu werden. Die Polizei teilt Wurms Auffassung. Bei den seltenen Kontrollen zeigt sie Lastwagen an, die die Route vom Hafen zum Flughafen befahren. „Wer innerhalb des von den Verkehrszeichen umfassten Bereiches im Rahmen einer Lieferung etwas abholt oder ausliefert, fällt nicht unter das Durchfahrtsverbot und kann sich innerhalb der Zone weiterbewegen“, gibt Thronberens die Sichtweise der Stadt weiter. Städtische Kontrollen erteilt er eine Absage. „Dafür sind Anhaltekontrollen notwendig. Diese müssen von der Polizei durchgeführt werden.“ Wurm hat der Polizei dafür eine geeignete Stelle an der zweispurigen Filderauffahrt bei Heumaden genannt. Zudem verspricht er: „Wir werden weiter die Lastwagen notieren und die Unternehmen bitten, das Durchfahrtsverbot zu achten.“ Auch rechtliche Schritte kann er sich nun vorstellen.