Teile des Paul-Collmer-Hauses sind eingerüstet. Quelle: Unbekannt

Das Paul-Collmer-Haus wird für acht Millionen Euro saniert – Fertigstellung im Spätherbst 2021

Luginsland Im Paul-Collmer-Haus geben sich derzeit Handwerker und Bewohner die Klinke in die Hand – im übertragenen Sinn natürlich nur. Seit Juni 2015 wird das Pflegeheim von der evangelischen Heimstiftung in vier Etappen für insgesamt acht Millionen Euro auf Vordermann gebracht, bis zum Spätherbst 2021 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Unter anderem verschärfte Brandschutzmaßnahmen haben für Verzögerungen gesorgt. „Die Hälfte haben wir aber geschafft“, sagt Hausdirektorin Birgit Jäger. „Die Baustelle lehrt uns, immer wieder in neuen Zeitabschnitten zu denken.“

Das Problem: Die Sanierung erfolgt während des laufenden Betriebs. Sobald ein Bereich fertiggestellt ist, stehen wenig später die Umzüge von einem Gebäudeteil in den anderen an. „Wir schauen, dass die neuen Räume, die bezogen werden, von der Lage den alten ähneln“, so Jäger. „Wer ein Eckzimmer hatte, bekommt wieder eines. Außerdem bleiben die Bewohner in den gleichen Gruppen und bei den gleichen Pflegern, dadurch hält sich die Umstellung in Grenzen.“ Um trotz aller Veränderungen, die im Haus zurzeit anstehen, flexibel zu bleiben, habe man die Belegung reduziert. „Im Moment sind aufgrund der Baustelle nur 86 Plätze belegt“, sagt Jäger. Zum Vergleich: Vor dem Baustart standen 156 Betten in Doppel- und Einzelzimmern zur Verfügung.

Für Paare gibt es Zwillingszimmer

Ein Wert, den man nach der Fertigstellung nicht mehr ganz erreichen wird. Aufgrund eines neuen Gesetzes sind nur noch Einzelzimmer erlaubt – 131 Stück in neun Einheiten. So richtig kann sich die Leiterin des Paul-Collmer-Hauses damit nicht anfreunden. „Wir hatten einige Bewohner, die sich in Doppelzimmern sehr wohlgefühlt haben“, sagt die 58-Jährige. Als Alternative werden unter anderem für Ehepaare Zwillingszimmer angeboten. Sie bestehen aus zwei getrennten Schlafräumen, einem kleinen Flur und einem gemeinsamen Badezimmer. Da die Grundrisse für die Neuordnung entsprechend angepasst werden müssen, sind lärmintensive Abrissarbeiten – Mauern müssen eingerissen werden – unvermeidbar. „Wir versuchen aber, durch eine entsprechende zeitliche Planung die Bewohner zu entlasten“, so Jäger.

Die Baustelle bringt jedoch noch eine weitere Einschränkung mit sich. Sie ist zwar grundsätzlich vom Wohnbereich getrennt, dennoch könnte sie für Personen, die ab und an desorientiert weglaufen, eine große Gefahr darstellen. Ein sogenanntes „Schutzengelsystem“, das Türen automatisch verriegelt, wenn sich solch ein Bewohner nähert, wird erst nach Abschluss der Arbeiten in einem der Anbauten angeboten. „Bis dahin müssen wir deshalb entsprechende Anfragen ablehnen, wenn eine sogenannte Hinlauftendenz vorliegt.“

Keinen Aufnahmestopp gibt es indes bei der Tagespflege, die im vergangenen Mai eingeführt worden ist. „Es gibt noch freie Plätze“, bestätigt Jäger. Doch was steckt eigentlich dahinter? Das Angebot soll Familienangehörige oder Partner, die einen Menschen in den eigenen vier Wänden pflegen, tagsüber entlasten. Margret Eifert aus Bad Cannstatt nimmt es beispielsweise in Anspruch. Damit sie in Ruhe die Einkäufe erledigen, den Haushalt machen und auch mal einen Arzttermin wahrnehmen kann, ist ihr Ehemann dienstags und donnerstags von 8 bis 16.30 Uhr im Paul-Collmer-Haus zu Gast. „Er ist ein bisschen wacklig auf den Beinen“, sagt die Seniorin, die voll des Lobes für die Tagespflege ist. „Das ist etwas ganz Tolles. Ich kann in dieser Zeit so viel erledigen und weiß, dass sich jemand um ihn gut kümmert.“ Geschickt sei auch, dass er abgeholt und heimgebracht werde. „Das ist bei anderen Einrichtungen nicht der Fall.“ Zugleich bereite ihr die Auslastung sorge, sie hofft, dass das Angebot noch lange bestehen bleibt. „Manchmal sind die Gruppen doch sehr überschaubar.“

Die Angst, dass die Tagespflege eingestellt wird, sei unbegründet, sagt Jäger. Freie Plätze gebe es, weil „die Tagespflegegäste und die Angehörigen selbst entscheiden, an welchen und an wie vielen Tagen sie bei uns als Gast sein wollen“. Es gebe Gäste, die jeden Tag kommen und genauso Gäste, die nur zwei Tage in der Woche im Paul-Collmer-Haus verbringen würden. „Das verteilt sich dann etwas.“

Ziel des Teams der Mobilen Dienste, das die pflegebedürftigen Senioren tagsüber betreut, sei mit „kreativen Einfällen dafür zu sorgen, dass die Tagesgäste eine schöne Zeit bei uns verbringen können. Fast wie zu Hause in einer Familie wird hier gemeinsam gesungen, gelacht, erzählt und wenn nötig auch mal eine Träne getrocknet“, so Jäger. Auf dem Programm stehen neben zwei Mahlzeiten, Kaffee und Kuchen Alltagsaktivitäten wie Singen, Gymnastik, Spielen, Gedächtnistraining, kreatives Gestalten, Spaziergänge und Andachten.

Nähere Auskünfte über die Tagespflege gibt es bei Frau Abakisi oder bei der Leitung der Tagespflege Frau Retz unter Telefon 3059-600. Sie informieren auch über mögliche Zuschüsse der Pflegekassen. Ein Gratisschnuppertag ist ebenfalls möglich. Auskünfte über Kurzzeitpflege oder vollstationäre Pflege gibt Hausdirektion Frau Jäger unter Telefon 3059-0.