Das Bezirksrathaus erhält ab März 2020 endlich einen barrierefreien Zugang. Foto: Alexander Müller - Alexander Müller

Neben einem Aufzug könnte das Bezirksrathaus Hedelfingen auch einen Bürgersaal erhalten. Die Kosten steigen auf rund 1,4 Millionen Euro. Durch den massiven Eingriff muss die Ortsverwaltung aber mindestens ein halbes Jahr ausziehen.

HedelfingenNach Jahre langen Debatten, Abstimmungen und Vor-Ort-Terminen soll das Hedelfinger Bezirksrathaus als eines der letzten in Stuttgart auch einen barrierefreien Zugang erhalten. Nachdem mehrere Varianten geprüft wurden, hat sich die Verwaltung nun für einen Aufzug durch die ohnehin leer stehenden Räume der einstigen Polizeiwache nach oben entschieden. Der Zugang erfolgt über die linke Seite des Gebäudes. Im Laufe der Planungen haben sich aber noch sehr viel weitergehende Möglichkeiten ergeben, konnten Bezirksvorsteher Kai Freier und Toni Bohlmann vom Liegenschaftsamt in der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirats berichten – sozusagen eine große Lösung für das Bezirksrathaus.

Denn neben einem Kopierraum im ersten Obergeschoss wäre auch die Hausmeisterwohnung im zweiten Obergeschoss betroffen. Verbunden ist damit ein deutlich massiverer Eingriff als ursprünglich geplant. Und auch die Kosten steigen von ursprünglich einmal 560 000 Euro auf rund 1,4 Millionen Euro. Bereits die ersten vorbereitenden Maßnahmen hätten gezeigt, dass die Belastung für die ansässigen Mitarbeiter der Ortsverwaltung sehr „massiv sein werden“, betonte Freier. Bei bis zu 60 Kundenkontakten pro Tag kein annehmbarer Zustand. Deshalb soll das Bezirksamt während der Bauzeit – Beginn soll im März 2020 sein und die Fertigstellung im September des gleichen Jahres erfolgen – ausgelagert werden. „Und zwar ins Bürgerhaus am Hedelfinger Platz“, erklärte Freier, das der Stadt gehört.

Neuer Bürgersaal

Mit den dortigen Mietern hab er bereits entsprechende Vereinbarungen treffen können. Der Musikverein und die SportKultur Stuttgart haben anderweitig Übergangsräume gefunden. Das Jugendhaus beschränke sich auf das Untergeschoss und auch die Arbeiterwohlfahrt (Awo) mit ihrer Begegnungsstätte komme der Verwaltung in diesem halben bis dreiviertel Jahr sehr entgegen. Nicht ganz ohne Hintergedanken. In Zukunft benötigt die Awo im Bürgerhaus mehr Platz. Dies macht eine neue Entdeckung bei den Planungen für den Umbau des Bezirksrathauses nun möglich. Denn beim Bau des mehr als 100 Jahre alten Hauses sei ursprünglich ein Bürgersaal im zweiten Obergeschoss geplant gewesen. Dieser soll nun wieder für kleine Kultur- und Musikveranstaltungen eingerichtet werden. „Das war eine Idee, die sich erst im laufenden Prozess ergeben hat“, erklärte Bohlmann.

Möglich macht dies ein alter Lüftungsschacht, der für die früher im Untergeschoss ansässige Feuerwache errichtet wurde. Über den „Schlauchturm“ könnte eine Wendeltreppe als zweiter Fluchtweg eingerichtet werden, so dass „viele brandschutzrechtlich ansonsten vorgeschriebenen und teuren Umbauten nicht notwendig sind“, sagte Bohlmann. Derzeit laufen die Abstimmungen mit dem Baurechtsamt. Ob der neue Bürgersaal direkt im Zuge des Umbaus eingerichtet werden kann, ist noch offen, „es wäre aber Unsinn, mit dem Einbau des Aufzugs dafür zu warten“, sind sich alle Beteiligten einig.

Mit dem Auszug der Verwaltung würden aber auf jeden Fall weitere Maßnahmen umgesetzt: Den Austausch der technischen Leitungen sowie die Erneuerung der Fenster. Und auch die Hausmeisterwohnung im Obergeschoss wird erneuert. „Es ist keine grundlegende Sanierung, aber sorgt für punktuelle Verbesserungen“, betonte Bohlmann.

Eine Idee, die auf großen Anklang im Bezirksbeirat stieß. „Es ist eine beachtliche Summe, die nunmehr in Hedelfingen investiert wird. Der neue Bürgersaal hätte sicher flair“, erklärte Eberhard Schweizer (Grüne). Auch im Hinblick auf die Bedeutungen für den Stadtbezirk, stieß Mario Graunke (CDU) ins gleiche Horn. Deshalb wäre es wünschenswert, „beide Bauvorhaben – Aufzug und Bürgersaal – in einem Aufwasch zu realisieren“.