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Die Stadt investiert fünf Millionen Euro in ein modernes Regenüberlaufsystem. Gerade wird ein Entlastungskanal gebaut. Er führt zur neuen Regenüberlaufbehandlungsanlage auf Höhe des TBU-Sportplatzes.

UntertürkheimDer tiefe Graben auf der Straße wenige Meter vom Grundstück des ehemaligen Awo-Waldheims entfernt ist bei Spaziergängern und Gartenbesitzern eine Sehenswürdigkeit. In vier Meter Tiefe arbeiten Mitarbeiter der Kanalbaufirma Sonntag. Im Vortrieb wird von der Grube aus ein 180 Meter Kanal zur künftigen Regenüberlaufbehandlungsanlage gebaut, der im Sommer auf Höhe des TBU-Sportplatzes errichtet wird. Der Kanal ist Teil des Entlastungskanals. Ganz bewusst haben sich das Tiefbauamt und die Baufirma gegen eine offene Bauweise entschieden. „Die Kanalrohre haben einen Innendurchmesser von 1,20 Metern. Wir hätten die komplette Straße und noch einen Teil der angrenzenden Gärten benötigt und hätten Spundwände setzen müssen, weil der Untergrund kompliziert ist“, erklärte Florian Vogel, der stellvertretende Bauleiter, den Anwohnern beim Vorort-Termin. Der Feldweg und damit die Zufahrt zum Gartengebiet und zum Weingut Gerhard Zaiß wäre sechs Monate gesperrt gewesen. Mit der Vortriebbauweise wird der Kanal nun in vier Wochen an der Zielgrube beim TBU sein. Vermutlich. Denn obwohl die Baufirma Probebohrungen gemacht hatte, könne der Untergrund noch Überraschungen bieten.

Knapp 50 Meter sind die Kanalarbeiten bereits fortgeschritten. „Am Kopfende wird dabei die Erde abgetragen, mittels Flüssigkeit wird sie in Schläuchen in Richtung Grube transportiert“, erzählt Vogel. Auf dem einstigen Waldheimgrundstück wird die Suspension gefiltert, das Erdreich abgefahren und das Wasser wieder zum Abtragen des Erdreichs eingesetzt. Gleichzeitig wird das nächste Rohrstück für den Kanal angesetzt. Stück für Stück arbeiten sich die Kanalbauer auf diese Weise 180 Meter bis zur künftigen Baugrube auf Höhe des TBU-Sportplatzes voran.

„Dort wird von Mitte Juli an mit dem Bau des Drosselbauwerks begonnen“, sagt Alma Osmanagic vom Tiefbauamt. Es ist das Herzstück des neuen Regenüberlaufsystems. „Im Zuge der Umsetzung der europäischen Wasserschutzrichtlinie mussten wir den nicht mehr zeitgemäßen Regenüberlauf durch eine moderne Regenwasserbehandlungsanlage ersetzen“, sagt sie. Bislang läuft das Regenwasser durch die Weinberge und dann unbehandelt in den Gögelbach. Künftig werden die Regenmengen in den Transportkanälen Hinterer Berg und Württembergstraße gesammelt und in die Regenwasserbehandlungsanlage beim TBU-Sportplatz geleitet. Diese besteht aus dem Drosselbauwerk samt einem Stauraumkanal, die große Wassermengen zunächst abhalten, sowie dem Trennbauwerk, dem der gerade in Bau befindliche Entlastungskanal angeschlossen ist. Bei Regenwetter werden das aus Rotenberg ins Tal strömende Abwasser sowie der erste Schmutzstoß des Oberflächenwassers im Stauraumkanal aufgefangen. Das nachfolgende, saubere Regenwasser fließt im Trennbauwerk über eine Trennschwelle und weiter über den neuen Entlastungskanal direkt in den Gögelbach. Die Schmutzfracht fließt übers Drosselorgan, das den Abfluss so regelt, dass es zu keiner Überlastung in der Kanalisation kommen kann.

Insgesamt werden rund 1,2 Kilometer Kanäle verlegt und die technisch anspruchsvolle Regenüberlaufanlage gebaut. Die Stadt investiert dafür insgesamt fünf Millionen Euro. Nach Fertigstellung des Entlastungskanals legen die Bauarbeiten aus Rücksicht auf den Sportbetrieb auf dem TBU-Gelände eine Pause ein. Erst nach dem TBU-Sommerfest wird mit dem Bau der Regenbehandlungsanlage begonnen. Dieser dauert bis November. Bis Sommer 2019 werden dann die neuen Transportkanäle Hinterer Berg und Württembergstraße gebaut werden.

Zahlen zum Kanalsystem

Das neue Regenüberlaufsystem hat ein Einzugsgebiet von 19,3 Hektar.

Die maximale Mischwasserzufuhr liegt bei 1567 Liter pro Sekunde.

Die Drosselwassermenge beträgt 11 Liter pro Sekunde.

Die Regenüberlaufanlage hat ein Stauraumvolumen von 120 Kubikmetern.

Der Mischwasserkanal misst 850 Meter, der Schmutzwasserkanal 19 Meter und der Regenwasserkanal weist 325 Meter auf.

Das Gesamtprojekt wird in fünf Bauabschnitten unterteilt und soll im August 2019 abgeschlossen sein. In einem ersten Abschnitt wurde bereits ein Teil des Kanals gebaut. Die Gesamtkosten werden auf fünf Millionen Euro geschätzt.