Nicht nur in den Wäldern, sondern auch in Gärten der Landeshauptstadt besteht erhöhte Zeckengefahr. Foto: dpa - dpa

Zecken sind derzeit durch die feuchte Witterung sehr aktiv. Eine Impfung gegen FSME wird empfohlen.

UntertürkheimSie sind klein und unscheinbar, doch wenn sie Blut saugen, können sie gefährliche Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen: Zecken. „Wir registrieren in diesem Jahr eine erhöhte Aktivität. Erste Fälle von FSME sind gemeldet“, sagt Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt. Bayern und Baden-Württemberg sind Risikogebiete. „2017 wurden aber erstmals auch FSME-Fälle in nördlichen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern gemeldet“, sagt Ute Mackenstedt, Professorin an der Uni Hohenheim. Die Gefahr droht nicht nur in Wäldern. Die Hohenheimer Wissenschaftler haben mit FSME-befallene Zecken auch in Stuttgarter Hausgärten in Botnang oder auf der Wangener Höhe lokalisiert. Vorsicht ist geboten, Panik aber nicht angebracht, so Mackenstedt. Oft handele es sich um lokale Inseln, 500 Meter davon entfernt ist das Risiko gering. Die Wissenschaftlerin will Bürger sensibilisieren. „Man kann Vorbeugungen treffen, sich nach dem Aufenthalt im Freien auf Zecken absuchen und sich gegen FSME impfen lassen“, so Mackenstedt und Oehme.

Ein Piks hilft gegen Viren

Denn der Gemeine Holzbock, wie der Krankheiten übertragende Blutsauger heißt, kann gefährliche Erreger übertragen. Gefürchtet sind zwei Krankheiten. Beim Blutsaugen eingeschleuste Viren können FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, übertragen. Dabei treten nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von zehn Tagen meist grippeähnliche Symptome auf. In einer zweiten Phase kann eine Hirnhautentzündung hinzukommen, die meist folgenlos geheilt werden, in seltenen Fällen jedoch schwerwiegende Schäden im Gehirn oder Rückenmark hervorrufen kann. Das Positive bei FSME: Man kann sich vorbeugend gegen eine FSME-Erkrankung impfen lassen. Sie bietet, laut Sozialministerium, innerhalb weniger Wochen einen Schutz und sei wie andere Vorsorge-Impfungen gut verträglich. „In Österreich, einem Hochrisikogebiet, ist die Zahl der registrierten FSME-Fälle von 600 auf 50 pro Jahr gesunken, vermutlich weil rund 80 Prozent der Bevölkerung impfen lassen, empfiehlt auch Mackenstedt den prophylaktischen Piks gegen den Angriff der Viren. Die Prophylaxe hilft auch bei der zweiten Übertragungsart. „Neu entdeckt wurde, dass FSME auch über Rohmilch oder Rohmilchprodukte wie Ziegenrohmlichkäse übertragen werden können“, erzählt Mackenstadt.

Anders verhält es sich bei der Lyme-Borreliose, die von Bakterien ausgelöst wird. Im Gegensatz zur FSME ist hier die Infektionsgefahr nicht auf bestimmte Gebiete in Deutschland konzentriert. Um Durchschnitt tragen zehn bis 20 Prozent der Zecken die Borrelien in sich. Gegen sie gibt es keine Impfung. „Bei der Borreliose kommt es nach dem Stich einer infizierten Zecke in 40 bis 60 Prozent der Fälle zur Wanderröte um die Einstichstelle“, sagt Oehme. Dann wird es höchste Zeit, den Arzt aufzusuchen. Erfolgt eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika, ist die Prognose gut. Wird die Erkrankung verschleppt, kann es zu neurologischen Beschwerden kommen, die einem Schlaganfall ähneln.