Quelle: Unbekannt

Mit einem Verkehrsversuch in der Tiroler Straße wurde gestern geprüft, ob die Esslinger Buslinie 109 von Obertürkheim grundsätzlich über Uhlbach nach Rüdern umgeleitet werden kann. Obwohl es Engstellen gibt, zogen die Experten der Straßenverkehrsbehörde der Landeshauptstadt ein positives Fazit. Aus technischer Sicht sei die Maßnahme möglich, so Ulf Weidle.

Uhlbach Mit großer Verwunderung blickte ein Mitarbeiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Stuttgart gestern Morgen die Tiroler Straße hinunter, als er eine Grüne Tonne in Richtung eines Müllfahrzeugs schleppte. „Was macht denn ein Linienbus hier?“, fragt er sich etwas irritiert und erhielt prompt von einem Passanten die Antwort: „ Es handelt sich nur um einen Test.“

Es kann jedoch gut sein, dass der Mann sich an den Anblick gewöhnen muss, schließlich will die Stadt Esslingen die Buslinie 109 aufgrund von Bauarbeiten in der Geiselbachstraße für rund 15 Monate von Rüdern über Uhlbach nach Obertürkheim führen. „Der Verkehrsversuch hat gezeigt, dass die Umleitung aus technischer Sicht grundsätzlich möglich ist“, sagte Ulf Weidle von der Straßenverkehrsbehörde der Landeshauptstadt. Dazu müsse der Takt der Busse aber auf jeden Fall so aufeinander abgestimmt werden, dass die Fahrzeuge sich nicht in der Tiroler Straße begegnen. „Das lässt sich aber realisieren. Wir wussten schon vor dem Verkehrsversuch, dass es an manchen Stellen eng werden kann. Schließlich geht es nicht über eine Hauptverkehrsstraße wie die Theo, sondern durch eine Tempo-30-Zone.“ Eine Gefahrenstelle, eine scharfe Kurve im unteren Bereich der Tiroler Straße, könne mit einer Signalanlage entschärft werden. Darüber hinaus sei eine der Ausweichstellen im Versuchsaufbau etwas zu kurz bemessen gewesen. Der Verkehrsexperte machte indes keinen Hehl daraus, dass die Begegnung mit dem Müllfahrzeug im Linienbetrieb für Probleme sorgen könnte. „Hierfür müssen wir noch Lösungen finden“, sagte Weidle, der sich über ein Flugblatt ärgerte, das in den vergangenen Tagen in Uhlbach verteilt wurde. „Keine Parkplätze mehr in der Tiroler Straße“ war darauf zu lesen. „Dabei handelt es sich um eine Fehlinformation.“ Von insgesamt 96 Parkplätzen würden 23 wegfallen. Sie müssten für neun Halteverbotszonen, sieben in der Tiroler Straße und zwei in der Luise-Benger-Straße, geopfert werden.

Die meisten Anwohner hatten sich gestern an die Aufforderung der Stadt gehalten und ihre Autos vor dem Test entsprechend umgeparkt. „Ein Wagen mussten wir abschleppen lassen, bei einem Fahrzeug konnten wir die Halterin noch rechtzeitig ausfindig machen.“ Als der Bus ab 10 Uhr zwei Runden drehte, waren die eingerichteten Ausweichstellen frei. Auf der Fahrt, an der auch Lokalpolitiker und Bürger teilnahmen, entfachte sich wenig später eine muntere Debatte. Aus Sicht des Uhlbachers Willi Schraffenberger, ein Gegner der Maßnahme, handele es sich um einen „geschönten“ Versuch. Es sei nicht realistisch, dass die Autos nicht verbotswidrig parken würden. Der SPD-Bezirksbeirat Michael Jantzer bemerkte zwar, dass es bessere Routen für einen Bus gebe, dennoch sprach er sich klar für die Umleitung aus. „Nur durch verkürzte Fahrzeiten und einen attraktiveren ÖPNV, kann man den Autofahrer zum Umsteigen bewegen.“ CDU-Stadtrat Fritz Currle, der in der Tiroler Straße wohnt, wurde noch deutlicher. Wenn ein Nachbar, im konkreten Fall die Stadt Esslingen, Hilfe benötige, „muss man ihn unterstützen und die Maßnahme nicht aus reinem Egoismus kategorisch ablehnen“. Auch der Linken-Bezirksbeirat Christoph Hofrichter sprach von einer Notsituation und verwies auf Bus-Strecken durch Tirol. „Dort geht es noch enger zu und dennoch funktioniert es.“ Bezirksvorsteher Peter Beier fand, dass der Bus insgesamt relativ gut durchgekommen sei. „Jetzt muss man aus dem Test, der unter realen Bedingungen durchgeführt wurde, die richtigen Schlüsse ziehen.“ Er könne sich vorstellen, dass man nur in der Hauptverkehrszeit den Standard-Linienbus einsetzt und in der Nebenzeit auf ein kleineres Fahrzeug, das rund 30 Zentimeter schmaler ist, zurückgreift. „Laut der Experten schenkt sich das in Alltagssituationen aber oft nicht viel.“

Am Dienstag, 25. Juli, berichtet die Straßenverkehrsbehörde im Umwelt- und Technikausschuss ausführlich über den Versuch und die Umleitung. Im Bezirksbeirat steht das Thema am 12. September das nächstes Mal auf der Tagesordnung.