Das Umzugsteam des Landgerichts entstaubt, sortiert und archiviert im Keller des Untertürkheimer Notariats teilweise Jahrzehnte alte Grundbücher und Akten. Das Grundbuchamt in Untertürkheim wird aufgehoben. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

(mk) - Die Tage des Grundbuchamts in Untertürkheim sind gezählt. Als erste Maßnahme der Notariatsreform werden die teilweise seit Jahrzehnten im Gebäude in der Augsburger Straße gelagerten Urkunden, Grundbücher und Servitudenbücher nach Kornwestheim und Waiblingen verlagert. Ende 2017 wird dann auch das Bezirksnotariat aufgelöst. Freiberufliche Notare übernehmen dann einen Teil der Aufgaben der beamteten Notare.

In den Räumen des Notariats sowie im Keller türmen sich beschriftete Umzugskisten. Nicht alte Romane werden verpackt, sondern Grundbücher und Urkunden für den Umzug vorbereitet. Für das Umzugsteam des Landgerichts bedeutet dies: Sorgfältig die oft Jahrzehnte alten Unterlagen sichten, archivieren und mit einem ausgeklügelten System verstauen, damit sie später wieder zu finden sind. „98 Prozent des Materials wird ins neue Grundbuchzentralarchiv nach Kornwestheim und etwa zwei Prozent ins Amtsgericht Waiblingen gebracht“, sagt Wolfgang Pigorsch, Bezirksnotar in Untertürkheim. Das Amtsgericht Waiblingen wird künftig für die Führung der Grundbücher und die Erteilung von Grundbuchabschriften für die Oberen Neckarvororte zuständig sein.

Ausgangspunkt der Aktion ist die 2010 von der CDU/FDP-Regierung beschlossene Notariatsreform. Damit wird eine historische und gut funktionierende Besonderheit korrigiert. Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, in dem es beamtete Notare gibt. Sie haben bislang drei Aufgabenschwerpunkte: Sie übernehmen die Funktion des Betreuungs- und Nachlassrichters, sind für die Beurkundung und Beglaubigung zuständig und führen Grundbücher - bislang.

Nun wird das Grundbuchwesen neu geordnet. Sukzessive werden die Grundbuchämter in den Bezirksnotariaten aufgelöst. Am 26. September ist in Untertürkheim Schluss. „Die Bürger werden sich künftig auf längere Wartezeiten in Grundbuchangelegenheiten einrichten müssen“, sagt Pigorsch. Er hat als beamteter Bezirksnotar eine Gnadenfrist. „Das Notariat mit den weiteren Funktionen wie Beurkundung, Betreuung und Nachlass wird noch bis Ende 2017 in Untertürkheim bestehen bleiben“, sagt Pigorsch. Die Nachlass- und Betreuungsaufgaben werden ab 1. Januar 2018 dem Amtsgericht Bad Cannstatt zufallen. Die Tage der Amtsnotare in den Bezirken sind dann gezählt.

Das Land will als „Ersatz“ 242 Notarstellen schaffen, die von freiberuflichen Notaren besetzt werden. Als Aufgabenfeld bleiben ihnen nur noch die Beurkundungen und Beglaubigungen. Ob in Untertürkheim ein freiberuflicher Kollege 2018 nachrücken wird, ist noch unklar. „Für die Bürger werden die Anlaufstellen für Notarangelegenheiten sicher geringer und es wird anonymer“, sagt ein Experte.

Einsicht in das elektronische Grundbuch und Abschriften hieraus können ab 26. September bei der Grundbucheinsichtstelle Stadtmessungsamt Stuttgart, Kronenstraße 20 beantragt werden. Telefon 216 59601.