(ale) - Seit 15 Jahren gehört der verkaufsoffene Sonntag zum Weinfest in Untertürkheim. Aber morgen bleiben die Läden im Ortskern geschlossen. Der Antrag des Industrie-, Handels- und Gewerbevereins (IHGV) scheiterte am Einspruch der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Als einer von nur drei verkaufsoffenen Sonntagen in der Landeshauptstadt fiel er durchs Raster.

Im August vergangenen Jahres hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gegen das „Ausufern der verkaufsoffenen Sonntage“ Einspruch eingelegt. Möglich machte dies ein Formfehler seitens der Stadt, denn die zwingend vorgeschriebene Rechtsbelehrung war in der Veröffentlichung zwar enthalten, es fehlte aber der Verweis darauf. Was folgte waren zahlreiche Debatten. Die Verunsicherung bei den Veranstaltern war groß. Insgesamt fünf Veranstaltungen fielen dem Rotstrich zum Opfer. Der verkaufsoffene Kirbe-Sonntag in Untertürkheim durfte aber unter Vorbehalt durchgeführt werden.

Im Zuge der Diskussionen wurde bereits frühzeitig für dieses Jahr eine Neubewertung der verkaufsoffenen Sonntage auch in Absprache mit der städtischen Wirtschaftsförderung vorgenommen. „Wir haben Gespräche mit Verdi und den Landeskirchen geführt“, sagt Martin Treutler vom Ordnungsamt. Nachträglich wurden der Kirbe-Sonntag in Zuffenhausen und auch die Gebietsbeschränkung beim Volksfestumzug in Bad Cannstatt aufgehoben wurde (wir berichteten). Im Grundsatz gesteht die Stadt jedem Stadtbezirk zwei verkaufsoffene Sonntage pro Jahr zu. Die Ausnahme ist Bad Cannstatt. Der Stadtbezirk erhält aufgrund des Volksfestes einen dritten Termin.

Belebung für den Stadtbezirk

Aufgrund der rechtlichen Grundlage fallen nun aber drei der insgesamt 29 beantragten verkaufsoffenen Sonntage in Stuttgart durchs Raster. Darunter der Martini-Markt im Stuttgarter Süden sowie die Leistungsschau in Mühlhausen am 18. Oktober und eben zum Untertürkheimer Weinfest an diesem Sonntag. „Das ist natürlich aus unserer Sicht äußerst schade“, sagt IHGV-Vorsitzender Klaus-Dieter Warth. Denn jede Veranstaltung - auch das Angebot des Sonntagseinkaufs - „sorgt für dringend benötigte Belebung des Stadtbezirks.“ Die Begründung der Ablehnung fußt auf der Distanz zwischen dem eigentlichen Veranstaltungsort in der Kelter in der Strümpfelbacher Straße und dem Ortskern rund um die Fußgängerzone in der Widdersteinstraße. Das will Eberhard Bauer als Mitglied der IHGV-Projektgruppe aber nicht gelten lassen: „Das ist nur vorgeschoben“. Denn als weiteren Grund bekam der IHGV mitgeteilt, dass sich das Fest über die Jahre auch verändert hätte. „Das ist aber nicht der Fall, sondern seit nunmehr 53 Jahren identisch“, betont Bauer. Die Vorgaben, dass ein traditionelles Fest der Hauptgrund sein muss und der verkaufsoffene Sonntag nur Beiwerk ist, seien daher absolut erfüllt. Zudem „stärke das Zusammenspiel der Geschäfte mit den kulturellen und sozialen Einrichtungen sowie Vereinen das Zusammengehörigkeitsgefühl“, ergänzt Michael Lietz, der Vorsitzende des Bunds der Selbständigen Mühlhausen.

Gesichert sind hingegen die Traditionsveranstaltungen beim Knausbira-Sonntag am 8. Oktober in Hedelfingen und der Flegga-Treff am 22. Oktober in Untertürkheim. Für den verkaufsoffenen Sonntag zum Weinfest will der IHGV für das kommende Jahr einen neuen Anlauf nehmen.