Die Brutsaison geht bereits wieder los: Vögel bauen bereits Nester – wenn sie noch einen geeigneten Platz finden. Foto: dpa - dpa

Durch die Witterung beginnt die Brutsaison bereits. Doch sowohl die Zahl der Vögel als auch die Vogelarten nehmen in Stuttgarts Gärten drastisch ab. Vogelexperten geben Tipps, wie man den Tieren helfen kann.

UntertürkheimDie Wintertage sind noch nicht vorüber, die heimischen Vögel verspüren jedoch bereits Frühlingsgefühle. Sobald es morgens heller wird, erklingen die Balz- und Reviergesänge. Amseln, Kohl- und Blaumeisen sowie Kleiber werben mit ihrem Lied um eine Partnerin und stecken lautstark ihr Revier ab. „Die zunehmende Tageshelligkeit und die Wärme stimulieren die Hormone der Vögel, mit der Balz und auch mit dem Nestbau zu beginnen“, erklärt Stefan Bosch, der Fachbeauftragte für Ornithologie des Naturschutzbunds Baden-Württemberg. Doch so vielstimmig wie vor einem Jahrzehnt ist das Vogelgezwitscher nicht mehr. Bei der diesjährigen „Stunde der Wintervögel“ haben die ehrenamtlichen Vogelbeobachterinnen und -beobachter weniger heimische Garten- und Wintervögel gezählt. „Das liegt zwar auch daran, dass es dieses Jahr ein gutes Mastjahr ist und die Vögel in den Wäldern und Feldern noch genug Bucheckern, Körner oder anderes Futter finden, aber seit Jahren beobachten Vogelkenner europaweit, einen drastischen Rückgang der Vögel“, sagt Bosch. Das gilt sowohl für die Zahl aller Vögel als auch die Anzahl der Vogelarten. Dompfaffen, Grün- und Buchfinken oder Kleiber die früher häufig in Parkanlagen, in Vorgärten oder am Futterhaus zu beobachten waren, sind heute eine Rarität in Stuttgarts Siedlungen. „Seit den Achtzigerjahren hat sich vor allem die Anzahl der Vögel auf den Feldern und in den Gärten halbiert“, sagt Bosch. Die Gründe seien unterschiedlich. Den Vögeln, die Insekten jagen und fressen, fehlt die Nahrung. Nicht nur die Bayern wissen, dass sie einiges tun müssen, um das Aussterben der Insekten zu verhindern. Wie den Insekten fehlen auch den Vögeln zunehmend Möglichkeiten, sich in der Agrarlandschaft einzurichten. „Statt in kargen Steingärten kann eine artenreiche Vogelwelt nur in naturnahen Gärten leben und Nahrung finden“, sagt Bosch.

Umstrittene Vogelfütterung

Die jetzt brutbereiten Vögel haben immer öfter die Schwierigkeit, einen geeigneten Platz für ihr Nest oder eine Höhle zu finden. Es herrscht Wohnungsnot bei den gefiederten Freunden. Wer hat noch eine dichte Hainbuchenhecke rund ums Haus, ein Schwalbennest unterm Dach oder einen knorrigen Streuobstbaum im Garten? „Wer den Vögeln und Insekten helfen und die Artenvielfalt erhalten will, der entscheidet sich für einen naturnahen Garten. Das ist nicht schwer. Weniger machen, ist für die Natur mehr“, so Bosch. Das bedeutet: Naturfreunde lassen Altholz auch mal liegen und Brennnesseln und Büsche wachsen, die Insekten und Vögel als Nahrung sowie als Unterschlupfmöglichkeit dienen.

An der Vogelfütterung scheiden sich dagegen die Geister unter den Ornithologen. Einiges spreche für die ganzjährige Fütterung der gefiederten Freunde, manches auch dagegen, so Bosch. „Wer Freude an der Fütterung hat und den Kontakt mit der Natur liebt, der kann Futter auslegen.“ Vogelexperte Bosch mahnt aber dann den verantwortungsbewussten Umgang mit sauberen Futterstellen an. Denn die Gefahr für die Vögel, sich mit einem Krankheitskeim anzustecken, ist an den Fressstellen groß. Deswegen seien Silofuttergeräte eigentlich ideal. „Sie dienen allerdings nur den Körnerfressern unter den Vögeln. Den stärker bedrohten Arten, die sich von Insekten ernähren, unterstützt man beispielsweise, in dem man auf Insektengifte verzichtet“, so Bosch.