Foto: Visualisierung:Neckarwelle e. V. - Visualisierung:Neckarwelle e. V.

Der Traum von der perfekten Surfwelle könnte wahr werden: Die Neckarwelle am Kraftwerk Untertürkheim wäre technisch machbar. Allerdings würde ihr Bau 4,2 Millionen Euro kosten.

UntertürkheimB ei den Olympischen Spielen 2020 werden Weltklasse-Surfer in Tokyo erstmals um die Medaillen kämpfen – zur gleichen Zeit könnten Surffans aus der Region auf dem Neckar auf der perfekten Welle reiten. Die Vision des jüngst gegründeten Vereins Neckarwelle könnte in Erfüllung gehen. Vereinsvorsitzender Volker Sellmeier und Vorstandsmitglied Matthias Bauer stellten gestern die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie dem Sportausschuss des Gemeinderates vor.

Als Standort für ihre Neckarwelle hat sich der Verein den Flussarm gewählt, der zwischen dem Untertürkheimer Hallenbad und dem Inselbad liegt. Die stehende Surfwelle soll nach der Inselbrücke am Wasserkraftwerk entstehen und wäre von der Hallenbadseite und vom Inselbadparkplatz gut zugänglich. Eine leer stehende Hausmeisterstube im Hallenbad kann zum Klubhaus umgebaut werden. Um die Welle zu erzeugen, wurde mit einer Spezialfirma eine Lösung mit zwei quer zur Strömung angeordneten Schläuchen entwickelt, die sich sowohl komplett eben legen als auch stufenlos steuern lassen können. „Dies ermöglicht es, die Welle in acht, zehn oder in der vollen Breite von 18 Metern zu betreiben oder eben außerhalb der Betriebszeiten ruhen zu lassen“, so Bauer. Auch Kajakfahrer können die Konstruktion nutzen. Die technischen Voraussetzungen für ein kleines Surferparadies am Untertürkheimer Neckarstrand scheinen also lösbar.

Aber wie würde sich die Anlage auf die Umgebung auswirken? Wird die Energiegewinnung im Wasserkraftwerk beeinträchtigt? Etliche Gutachter lieferten den Verantwortlichen der Neckarwelle Antworten. Laut ökologischen Studien kommen im benötigten Uferabschnitt nur häufige und weitverbreitete Arten vor. Auch die Lärm- und Verkehrsbelastung seien gering. Es könnte allenfalls durch staunende Zuschauer zu Staus auf dem Gehweg der Neckarbrücke kommen. Beim Ausbau der Radwegroute müsste der Gehweg ohnehin verbreitert werden.

Das Landesgesundheitsamt rät nach ihren Untersuchungen zur Wasserqualität zwar entschieden von Freizeitaktivitäten im Neckar ab. Doch die Neckarwellenaktiven machten klar, dass im Gegensatz zu Schwimmern Surfer und Ruderer selten Wasser schlucken. Bliebe noch die EnBW als Kraftwerksbetreiber zu überzeugen. „Aufgrund des erhöhten Wasserschlags muss die Außenwand des denkmalgeschützten Kraftwerkbaus ertüchtigt werden. Ein Konzept liegt vor. In Folge der Aufstauung für die Welle reduziert sich die Fallhöhe am Kraftwerkauslass, was wiederum zum Verlust von gewonnener Energie führt“, so Bauer. Der Verlust für das Versorgungsunternehmen liegt bei 40 000 Euro im Jahr, den der Verein ausgleichen würde. Der Verein rechnet mit jährlichen Betriebskosten in Höhe von insgesamt 135 000 Euro, was bei einer Verdreifachung der bisherigen Mitgliederzahl von 300 auf 1000 und Sponsorengeldern kein Problem sein dürfte, so Sellmeier.

Der Bau der Surfwelle wird auf 4,2 Millionen Euro geschätzt. Ginge es nach dem Verein, würde er die Planungen bis Mitte 2019 bis zur Baureife vorantreiben und 2020 mit dem Bau beginnen, damit die Welle im Sommer 2020 betriebsbereit ist. Weder Planungs- noch Investitionskosten sind aber von der Stadt genehmigt.

Die Stadträte waren von der „höchstprofessionellen Arbeit für die Machbarkeitsstudie beeindruckt“ und hoben die Neckarwelle auch als eine Attraktion und ein „Leuchtturmprojekt für die Stadt am Fluss“ hervor, die weit über eine Sportstätte hinausgeht und Untertürkheim aufwerten würde. „Bei der Finanzierung müssen wir aber noch nach Wegen suchen“, bat Sportbürgermeister Martin Schairer jedoch um Geduld.